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Graphic Novel: Zwischen Pornografie und Politik

Der Comic "Der Tod von Adorno" erzählt von den Abenteuern des Proletariers Trollscack im Berlin der '68er - und war 45 Jahre lang in Arbeit. Seine Lektüre ist eine reizvolle Herausforderung.

Als der Filmproduzent Helmut Wietz 1967 begann, seinen Comic "Der Tod von Adorno" zu zeichnen, war die Neunte Kunst noch des Teufels. In deutschen Bibliotheken konnte man "Schundhefte" gegen "richtige Bücher" tauschen und Underground Comics waren noch extrem subversiv.

Wietz zeichnete damals 30 Seiten über die Abenteuer des Proletariers Trollschack, der in Berlin die linke Gegenkultur kennenlernt, dann bewarb er sich als Student an der deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Erst 40 Jahre später fiel ihm sein Fragment wieder in die Hand und er vollendete die schräge Geschichte.

Das ist schon wirklich harter Stoff, den Wietz da dem heutigen Leser zumutet. Immer im Nirgendwo zwischen Pornografie und Politik lässt sich sein Held Trollschack durch bewegte Zeiten treiben, alle Protagonisten reden wie Pappkameraden und der Pop-Art-Stil wirkt heute nur noch komisch.

Aber genau das macht dann auch den Reiz dieses Buches aus: Wietz blickt auf die 68er zurück und blinzelt dabei mit einem Auge: Nun nehmt das mal alles nicht so ernst, das war schließlich schon damals der große Fehler!

Helmut Wietz: "Der Tod von Adorno", Walde + Graf bei Metrolit Verlag, 60 Seiten, 22 Euro. Ein Interview mit Helmut Wietz zur Entstehungsgeschichte es Buches finden Sie unter diesem Link.

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