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Joseph Kubert (18. September 1926 – 12. August 2012).

© Mike Derer, AP/dapd

Update

Nachruf: Menschen im Krieg

Künstler, Autor, Lehrer: Joe Kubert war einer der wichtigsten amerikanischen Comiczeichner. Jetzt ist er mit 85 Jahren gestorben.

Diese Frage hat ihn zeitlebens umgetrieben: Wie wäre sein Leben verlaufen, wenn seine Eltern nicht 1926 kurz nach der Geburt des kleine Joseph zusammen mit ihren beiden Kindern aus Polen in die USA emigriert wären. „Ich hatte Glück“, schrieb Kubert vor zehn Jahren im Vorwort zu seiner Graphic Novel „Yossel, 19. April 1943“, einer der beeindruckendsten Auseinandersetzungen eines Comiczeichners mit dem Nationalsozialismus seit Art Spiegelmans „Maus“. Kubert erzählt darin vom Überlebenskampf eines jüdischen Jungen im Warschauer Ghetto. Der kann Porträts und Superhelden in Nazi-Uniform zeichnen, was die NS-Führer so sehr beeindruckt, dass sie ihn bei sich behalten. Also zeichnet er tagsüber um sein Leben, um nachts gegen die SS und ihre Schergen zu kämpfen.

Eine Heldengeschichte mit persönlichem Hintergrund: Zahlreiche Verwandte Kuberts sind in den Konzentrationslagern und im Warschauer Ghetto gestorben. Er hingegen besuchte zu der Zeit eine Highschool, zeichnete bereits als Jugendlicher regelmäßig für Comic-Hefte und wurde in den folgenden Jahrzehnten einer der prägenden Zeichner und Autoren der Comicgeschichte. Wie erst am Montag bekannt wurde, ist Kubert am Wochenende drei Wochen vor seinem 86. Geburtstag an den Folgen einer schweren Krankheit gestorben.

Nach zahlreichen Auftragsarbeiten in den vierziger Jahren machte sich Kubert ab den Fünfzigern mit eigenen Abenteuergeschichten einen Namen. Seinen Durchbruch erlebte er ab 1955 mit mehreren von ihm erfundenen oder mitgestalteten Figuren des DC-Verlages, die er über Jahrzehnte prägte. Vor allem der ab 1959 aus Soldatenperspektive erzählte Actionklassiker „Sgt. Rock“ hat bis heute viele Anhänger.

Supersoldat: Sgt. Rock war Kuberts bekannteste Figur.
Supersoldat: Sgt. Rock war Kuberts bekannteste Figur.

© Promo

In den siebziger Jahren gründete Kubert mit seiner Frau eine Comicschule, die Generationen von Zeichnern prägte. Auch zwei seiner Söhne, Andy und Adam, wurden anerkannte Zeichner.

Mit zunehmendem Alter interessierte sich Kubert für zeitgeschichtliche Themen mit Realitätsbezug. Eine Graphic Novel, die ihm in seinem mit vielen Preisen geehrten Oeuvre persönlich besonders wichtig war, erschien 1996: In „Fax aus Sarajevo“ beschreibt er den Überlebenskampf der Familie seines Freundes Ervin Rustemagic im belagerten Sarajevo Anfang der Neunziger. Wie auch bei „Yossel“ verbinden sich hier erzählerisches Einfühlungsvermögen und handwerkliches Können zu einer berührenden Leseerfahrung.

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