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Meinungsfreiheit: Neuer Karikaturenstreit

Mohammed-Tasse und Propheten-Pasta: Jetzt haben auch die USA ihren Karikaturenstreit. Die Zeichnerin Molly Norris ist auf Anraten des FBI untergetaucht, weil ein islamischer Geistlicher ihr mit dem "Höllenfeuer" gedroht hat.

„Sie haben vielleicht bemerkt, dass in der aktuellen Ausgabe der Comic Strip von Molly Norris fehlt“, schreibt der Chefredakteur der gratis verteilten Wochenzeitung „Seattle Weekly“, Mark Fefer, in der aktuellen Ausgabe seines Blattes vom Mittwoch. „Das liegt daran, dass es Molly nicht mehr gibt.“ Dann führt er aus, wie die Zeichnerin auf Anraten der Bundespolizei ihren Namen und ihren Wohnort geändert und sich – auf ihre eigenen Kosten – in eine Art Zeugenschutzprogramm begeben habe. Anlass sind Drohungen des bis vor kurzem in den USA und jetzt in Jemen lebenden muslimischen Geistlichen Anwar al-Awlaki, nach denen Norris ein „Hauptziel“ sei und das „Höllenfeuer“ verdient habe.

Al-Awlaki werden enge Verbindungen zu etlichen islamistischen Terrorverdächtigen nachgesagt, auch soll er sich vor den Anschlägen vom 11. September 2001 privat mit einigen der Attentäter getroffen haben - mehr dazu unter diesem Link.

Diese Verwünschungen sind wiederum eine Reaktion auf einen Cartoon der Zeichnerin, in dem sie scherzhaft sprechende Alltagsgegenstände dargestellt hatte, die von sich behaupten, sie seien der Prophet Mohammed. Auch hatte sie ironisch den 20. Mai zum „Everybody Draw Mohammed Day“ erklärt, an dem jeder Mohammed zeichnen solle. Damit hatte sie auf den Streit um die Zeichentrickserie „South Park“ reagiert, in der der Religionsstifter in einem Bärenkostüm dargestellt worden war, woraufhin die Produzenten Drohungen islamistischer Extremisten erhalten hatten.

Der Chefredakteur von „Seattle Weekly“ geht offenbar bislang davon aus, dass die Bedrohung  nur vorübergehend ist. „Wir hoffen, dass die religiösen Eiferer Molly Norris sofort und umfänglich vergeben, und wünschen ihr alles Beste.“ Inzwischen häufen sich nicht nur in den USA die verwunderten Kommentare darüber, wieso sich angesichts dieses eklatanten Falles von eingeschränkter Meinungsfreiheit nicht mehr Menschen empört zu Wort melden - so am Sonnabend die Kolumne von Danny Westneat in der „Seattle Times“.

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