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Loubna (Darine Hamze) und Abou (Rodrigue Sleiman)

© Neue Visionen

Im Kino: "Liebe Halal": Bloß nicht schon wieder Sex

Federleicht: Assad Fouladkars erfrischende Filmburleske „Liebe Halal“ erzählt von drei Paaren im muslimischen Teil Beiruts.

„Wo kommen die Babys her?“ steht an der Tafel einer Beiruter Schule. „Durch Gottes Willen“, sagt eine Schülerin, aber die Angabe scheint der strengen Lehrerin zu ungenau. „Alaka“ heißt die Antwort. Das sei ein Wurm, der vom Mann auf die Frau übergehe, erklärt sie – und schaut in aufrichtig angeekelte Gesichter.

Fortan passen Hiba (Berlin Badr) und ihre Schwester in der Wohnung auf, wohin sie treten. Die Eltern ahnen nichts von den traumatischen Folgen sexueller Aufklärungsarbeit und haben da ohnehin ihre eigenen Sorgen. Awatef (Mirna Moukarzel) leidet unter der Triebkraft ihres Mannes. Jeden Abend Sex – das wird ihr einfach zu viel. Also macht sie sich auf die Suche nach einer Zweitgattin für ihren Mann, der nach muslimischem Recht bis zu vier Ehefrauen haben darf.

Emotionales Chaos und moralische Gesetzeslage

Anhand von drei Paaren, die das Bedürfnis nach amouröser Glückseligkeit mit dem religiösen Vorschriftenkatalog in Einklang zu bringen versuchen, untersucht Assad Fouladkars erfrischende Komödie „Liebe Halal“ den Stand der Dinge im muslimischen Teil Beiruts.

Im selben Haus wohnt ein jung verheiratetes Paar, das wegen der krankhaften Eifersucht des Mannes dauernd streitet. Schon ruft der hitzköpfige Gatte den verhängnisvollen Satz aus: „Ich verstoße dich!“, und da dies nun bereits zum dritten Mal geschieht, scheint die Trennung endgültig besiegelt. Doch auch hierfür gibt es ein Hintertürchen: Batoul (Zeinab Hind Khadra) muss nur einen anderen heiraten – und von ihm geschieden werden, bevor sie sich wieder mit dem Ex vermählen kann. Und so sucht auch Mokthar nach einem Mann für seine Frau.

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Und die dritte Geschichte? Frisch geschieden, hofft die Schneiderin Loubna (Darine Hamze), endlich ihre Jugendliebe heiraten zu können. Aber der Gemüsehändler Abou (Rodrigue Sleiman) will nur eine Zweitehe auf Zeit. Regisseur Fouladkar lotet in seiner überraschend federleichten Burleske die Spannung zwischen emotionalem Chaos und moralischer Gesetzeslage ebenso variantenreich wie humorvoll aus. „Hinter den Schleier“ will der libanesische Filmemacher schauen und eröffnet ein breites Spektrum an Liebesverwicklungen, das das westliche Bild vom sittenstrengen Islam konterkariert. Und verschweigt dabei nicht, dass die Pflichten und Freiheiten der Liebe unter Männern und Frauen alles andere als gerecht verteilt sind.

Cinema Walther-Schreiber-Platz, Cinemaxx Potsdamer Platz, Filmkunst 66, Kulturbrauerei, Kino Kiste, Passage, Union Filmtheater; OmU: Hackesche Höfe, Kulturbrauerei, Moviemento

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