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Tamuera Morrison (links) und Akuhata Keefe in "Mahana" ("The Patriarch").

© dpa/Berlinale

Neuseeländischer Quasi-Western: Schillernd, aber vorhersehbar: "Mahana" auf der Berlinale

Revolte im Stall: In Lee Tamahoris' „Mahana“ wird im Laufe des Films immer mehr zum Western. Im Showdown geht es aber dann um Rasierer statt Revolver.

Eine Minute 38. Das ist die Bestzeit, in der Simeon ein Schaf scheren kann, angefeuert von seinem Vater mit „Stärker drücken!“-Rufen. Der 14-jährige Maori- Junge ist nicht bloß geschickt, sondern auch klug. In der Schule entzückt er den Lehrer mit dem Entschlüsseln von Shaw- Zitaten, seine Mitschüler verspotten ihn als „Besserwisser“.

Vor allem aber ist Simeon (Akuhata Keefe) ein Rebell, seine lässige Aufsässigkeit – Lee Tamahoris neuseeländischer Wettbewerbsbeitrag auf der Berlinale „Mahana“ spielt 1957 – erinnert an James Dean und Marlon Brando.

„Ihr seid zu spät“

Zwei Beerdigungen und ein Schafschurwettbewerb rahmen die Handlung. „In Neuseeland warten 35 Millionen Schafe darauf, geschoren zu werden“, heißt es einmal. Leben bedeutet Arbeit, das ist die Devise der Alten. Ihre Kinder und Enkel wollen lieber Elvis im Kino sehen. Großvater Tamihana (Temuera Morrison), der den Reichtum des Clans im Schweiße seines

Angesichts aufgebaut hat, verlangt Unterwerfung unter die traditionellen Werte.

Als seine Angehörigen zur Familienfeier anreisen, mustert der Patriarch sie in der Auffahrt der Farm wie ein Feldherr. „Ihr seid zu spät“ – „Aber doch nur eine Minute“ – „Wenn ihr eine Minute zu spät im Himmel erscheint, glaubt ihr etwa, dass Gott euch noch reinlässt?“

„Mahana“, auf angenehme Art langsam inszeniert, schillert in allen Pastelltönen der Nostalgie. Manchmal glüht der Himmel so rot wie in einem Film von Douglas Sirk. Doch die melodramatischen Zuspitzungen sind allzu vorhersehbar. Natürlich hat auch dieser Clan sein sogenanntes Familiengeheimnis, und natürlich wird es von Simeon enthüllt, als er ein Foto im Schreibtisch der Großmutter findet. Sie war einmal die Geliebte eines jungen Mannes aus dem Poatas-Clan, der seither der Erzfeind der Mahana-Sippe ist.

Interessanter ist es, zu sehen, wie die beginnende Popkultur die neuseeländische Provinz erobert. Die Haare der Enkel werden lang und länger, bis der Großvater sie scheren möchte wie bei seinen Schafen, und Simeon zitiert keine Schriftsteller mehr, sondern den Westernhelden James Stewart. Überhaupt wird „Mahana“, nach einem Roman des „Whale Rider“-Schöpfers Witi Ihimaera entstanden, mehr und mehr zum Western. Als Showdown fungiert der alljährlich stattfindende „Golden Shears“-Wettbewerb. Ein Duell mit Rasierern statt Revolvern.

14.2., 9. 30Uhr (HdBF), 15 Uhr (F-Stadt-Palast), 18.30 (Toni), 22.30 (International); 21.2., 12.15 Uhr (Berlinale-Palast)

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