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Ein Mann, eine Gitarre, schöne Geschichte: Viele sehen in Olli Schulz einen begnadeten Fernsehunterhalter. Andere wollen ihn lieber öfter auf der Konzertbühne hören.

© Promo

Olli Schulz: Wenn es gut ist, wird es schön sein

Glückwunsch! Der Entertainer Olli Schulz feiert im Berliner Astra seinen 40. Geburtstag, zusammen mit seinem Hamburger Kollegen Bernd Begemann.

Zwei Gitarren, im Hintergrund eine Videoleinwand mit Kindheitsbildern, ein Hocker, Sessel, 500 Zuschauer, der Hamburger Kollege Bernd Begemann als Gast und Begleitung – Olli Schulz feierte seinen 40. Geburtstag mit einem besonderen Konzert am Donnerstagabend im Berliner Astra-Kulturhaus. Doch was heißt das schon bei Begemann und Schulz, ein Konzert. Der Charmeur, Sänger, Gitarrist, Entertainer auf der einen, der Ex-Roadie, Türsteher, Songwriter, TV-Rüpel und Moderator auf der anderen Seite. Zusammen sind sie „Bernd & Olli“, vielleicht keine begnadeten Musiker, aber sehr gute Geschichtenerzähler. Der Saal war seit Wochen ausverkauft. Schulz hat seine treue Fangemeinde, Begemann, der regelmäßig in Berlin vorbeischaut, auch.

Ist Olli Schulz banal? Bitte, das Leben ist auch banal

Was soll da schon schiefgehen. Musikalisch lässt sich das über zweieinhalbstündige Event kaum bewerten, vor lauter Treue und Wohlfühlerei. Die Musik der beiden? Naja, etwas bieder, eindimensional, auf Dauer etwas banal, könnte man sagen. Andererseits: Das Leben ist ja auch banal. Begemann an seiner E-Gitarre hört sich von ferne immer an wie Billy Bragg, dem in die Jahre gekommenen Protestliederbarden aus England. Dazu ein bisschen „Hamburger Schule“, jener Bewegung aus der Hansestadt, die Ende der achtziger Jahre in Nachfolge der Neuen Deutschen Welle entstand, mit Bernd Begemann vorneweg.

Ein wichtiger Teil der deutschen Jugendkultur, ein neues Selbstverständnis für den Gebrauch der deutschen Sprache in der Popmusik, das den zehn Jahre jüngeren Olli Schulz beeinflusste und solche Abende wie den im Astra erst möglich macht. Auch wenn ein Großteil des Publikums von dieser Zeit nicht viel mitbekommen haben dürfte und sich Mentor Begemann in einem Interview mal als der „Anti-Tocotronic-Typ“ bezeichnete. Ein Teil seiner Musik bestehe darin, dem Publikum zu sagen, „dass ich nicht komplett fremd bin“.

Zusammen unterhalten sich die beiden Väter übers Älterwerden, werfen Tierfotos an die Wand, reden über Ollis baldigen Umzug nach Schmargendorf, verschenken T-Shirts aus der Roadie-Zeit von Olli Schulz, scherzen mit dem Publikum. Der Abend funktioniert wie ein Kindergeburtstag. Irgendwann werden die Zuschauer aufgefordert, unter ihre Stühle zu greifen. Dort finden sie Glückspillen.

Aber Drogen braucht es gar nicht, bei Epiphanien des Alltags wie: „Wenn es gut ist, wird es schön sein und ein Leben lang passieren / Wenn es böse ist, dann weißt du’s, und du wirst es schnell verlieren / Wenn es gut ist, wird es da sein, wann immer du es brauchst“ aus dem Album „SOS – Save Olli Schulz“, das er zur Hälfte runterspielte. Nächstes Jahr soll es ein neues geben. Oder Begemanns Smash-Hit als Zugabe: „Zum Beispiel, wenn wir fahren in die Nacht hinein / Deine Hand liegt in meiner Hand, ganz sanft / Und im nächsten Gang liegt sie immer noch da / Ich habe nichts erreicht außer dir.“

Keine Fremdheit, nirgends. Olli Schulz, früher Gitarrist der Indie-Rock-Gruppe Olli Schulz und der Hund Marie, war lange Zeit nur Nerds ein Begriff. Nach seinen Auftritten bei ProSieben („Circus Halligalli“, „Schulz in the box“) gilt er als große Hoffnung fürs deutsche Unterhaltungsfernsehen. Aber wenn solch große Gefühle so leicht und unbeschwert besungen werden können wie an diesem Abend, dann bitte niemals mehr die Gitarre aus der Hand legen, Olli & Bernd. Bis zum 50.

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