zum Hauptinhalt

Guttenberg: Viele Fans im Netz - wenige bei den Demos

Die Facebookseite "Wir wollen Guttenberg zurück" rief zu Kundgebungen im ganzen Land auf. Dass es viele der Internetnutzer mit ihrer Sympathiebekundung aber nicht gar so ernst meinten, stellte sich am Samstagnachmittag heraus.

Nach seinem Rücktritt am vergangenen Dienstag hatte Karl-Theodor zu Guttenberg innerhalb kürzester Zeit hunderttausende neue „Freunde“ auf Facebook. Etwa 500 000 Nutzer klickten auf der Seite „Wir wollen Guttenberg zurück“ auf „Gefällt mir“. Dass es viele von ihnen mit ihren Sympathiebekundung für zu Guttenberg aber nicht gar so ernst meinten, stellte sich am Samstagnachmittag heraus: Über das Internet-Netzwerk wurde auch zu Kundgebungen aufgerufen, unter anderem in München, Hamburg und Berlin. Die Teilnehmerzahlen aber blieben, verglichen mit der der vielen Internet-Freunde, sehr gering.

Allein im Heimatort des zurückgetretenen Verteidigungsministers, im oberfränkischen Guttenberg, protestierten nach Angaben der Veranstalter etwa 2 000 Befürworter. In München aber gingen nur etwa 300 Anhänger auf die Straße, in Hamburg rund 150. In Berlin versammelten sich nicht mehr als 100 Guttenberg-Sympathisanten. Die Kundgebung am Brandenburger Tor hatte die „Initiative Pro Guttenberg“ am Freitag angemeldet. Hinter den scheinbaren Kritikern der Kritiker des CSU-Politiker verbargen sich tatsächlich aber linksalternative Gruppierungen, die die Veranstaltung vor allem satirisch nutzten. Auch sie hatten sich über Blogs, Twitter und Facebook organisiert.

„Wir sind dein Volk“, „KTG führ uns ans Licht“ oder „Guttenberg soll Kaiser werden“ stand auf ihren Transparenten. Zu Technomusik skandierten die vorgeblichen Sympathisanten „Jetzt oder nie: Monarchie“ oder „Militärputsch jetzt“ und tanzten dazu vor zahlreich erschienenen Kamerateams und Mikrofonen. Es handele sich um eine „monarcho-hedonistische Aktion“, verriet einer der Aktivisten. Ansonsten sagten die linken Demonstranten nicht viel und blieben in ihren Rollen.

So bemerkten die wenigen wirklichen Guttenberg-Anhänger die Satire anfangs nicht alle sofort – und stimmten teilweise sogar in die Sprechchöre mit ein. Etwas später aber reagierten sie verärgert: „Das ist doch alles Karneval hier“, rief ein Guttenberg-Fan. Eine ältere Dame riss einem Mann mit stark zurückgegelten Haaren sein Transparent „Lieber gutt frisiert, als schlecht kopiert“ aus der Hand. Sie war ans Brandenburger Tor gekommen, um zu zeigen, dass sie nach wie vor zu Guttenberg stehe. Er sei in den vergangenen Wochen Opfer einer „medialen Hetzkampagne“ geworden: „Ich hoffe, dass er bald in die Politik zurückkommt.“ Mit diesem Wunsch allerdings stand sie auf der Berliner „Pro-Guttenberg-Demo“ allerdings ziemlich allein. (mit dpa)

Zur Startseite