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Starke Frauen an der Macht. Bekommen Männer da Minderwertigkeitskomplexe?

© dapd

Frauen in der Politik: Pragmatische Power-Frauen - ein genetisch fixierter Vorteil?

Hannelore Kraft, Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer: Der pragmatische Politikertyp ist gefragt und angeblich können Frauen das besonders gut, pragmatisch sein. Ein Hirnvergleich.

Von Anna Sauerbrey

So sind sie, die Frauen. Sozial, pragmatisch, uneitel, authentisch. Sie haben Maß und Mitte, keilen sich nicht um der Keile willen und haben dennoch jenes Bauchgefühl, das ihnen zuraunt, wann klare Kante angesagt ist: Annegret Kramp-Karrenbauer, Angela Merkel und Hannelore Kraft, so jubeln manche nach dem Wahlwochenende im Saarland, sind die Politiker von morgen. Das männliche politische Alphatier kann einpacken. Geht doch und spielt World of Warcraft mit den anderen Losern. Jetzt ist Frau dran.

Ist Frau dran?

Der Erfolg der drei Politikerinnen fällt in eine doppelte öffentliche Debatte: Während überall im Land Frauen die Quote fordern, werden männliche Minderwertigkeitskomplexe lustvoll zur Schau getragen. Der Schriftsteller Ralf Bönt beklagt sie in seinem „notwendigen Manifest für den Mann“, Jungs werden in der Schule benachteiligt, die Rechte von Vätern und Geschiedenen mit Füßen getreten. Und dann streicht auch noch die „Bild“ die Nackerte von der Seite eins. Ist der Mann ein Auslaufmodell, schlicht ungeeignet für die moderne, globalisierte, sexuell gezähmte, unkriegerische Welt?

Um zu solchen Schlüssen zu kommen, muss man sich aus dem riesigen Pool der Männer und Frauen nur die richtigen Vergleichsexemplare aussuchen: Angela Merkel hat wohl noch nie in ihrem Leben etwas Unüberlegtes gesagt, und wenn sie mal etwas sagt, was unüberlegt scheint, („Mein Lieblingstier ist die Kröte“) ist das ein wohlplatziertes Quäntchen Authentizität. Sigmar Gabriel hingegen faselt auf Facebook etwas von Hebron und Apartheid und löst damit beinahe eine diplomatische Krise aus.

Folglich Kurzschluss: Frauen kommunizieren besser. Wahrscheinlich kann Gabriel auch besser einparken und besser Fußball spielen als Merkel (alles ist relativ). Das Ganze mündet in folgenden Dialog: Er: „Wir haben mehr Hirnmasse.“ Sie: „Wir nutzen unsere Hirnmasse besser.“ Gähn.

Richtig ist: Der pragmatische Politikertyp ist gefragt. So richtig neu und so richtig weiblich aber ist das nicht. Einer der bekanntesten Politikberater aller Zeiten riet schon vor Jahren genau zu jenem Maß der Mitte – sich nicht zu sehr hassen zu lassen, aber auch nicht zu beliebt zu sein. Nicht zu sehr zu vertrauen, aber auch nicht zu sehr zu misstrauen. Grausamkeiten zu vermeiden und im Allgemeinen als gütig zu gelten, im Zweifel aber entschlossen durchgreifen zu können. Vor allem müsse der Politiker darauf achten, alles, „was ihn verhasst oder verächtlich macht, zu meiden“. Damit ist Angela Merkels Strategie recht gut umrissen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Machiavelli von ihr noch nichts ahnte.

Liebe Männer, wenn ihr wirklich wollt: Ihr könnt es auch.

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