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PORTRÄT ULRIKE WELTE DESIGNIERTE AKW-CHEFIN:: „Ich mag Krümmel“

Sie sollte als erste Frau ein deutsches Atomkraftwerk leiten und als Chefin das ramponierte Image des Reaktors Krümmel bei Hamburg aufpolieren. Doch daraus wird zumindest vorerst nichts.

Sie sollte als erste Frau ein deutsches Atomkraftwerk leiten und als Chefin das ramponierte Image des Reaktors Krümmel bei Hamburg aufpolieren. Doch daraus wird zumindest vorerst nichts. Die 56-jährige Ulrike Welte fiel bei der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht durch. Nach einem Medienbericht versagte sie in der praktischen Abschlussprüfung: Bei einer Simulation auf dem Übungsleitstand des Atomkraftwerks sollte Welte den Reaktor in 30 bis 60 Minuten herunterfahren und in einen sicheren Zustand bringen. Sie habe diese Aufgabe auch nach zwei Stunden noch nicht bewältigt. Er werde der vom Akw-Betreiber Vattenfall beantragten Bestellung Weltes zur Kraftwerksleiterin derzeit nicht zustimmen, sagte darauf der parteilose Landesjustizminister Emil Schmalfuß.

Vattenfall hatte Welte bereits im Herbst 2009 als künftige Akw-Leiterin vorgestellt. In Interviews gab die designierte Chefin sich handfest. Sie habe bereits als Kind gerne an Autos und Fernsehgeräten herumgeschraubt, erzählte sie Reportern. 1982 gehörte die gebürtige Itzehoerin bereits zum Team, das Krümmel in Betrieb nahm. „Ich mag Krümmel“, sagte Welte vor einem Jahr. „Die Mannschaft ist supermotiviert, ein tolles Team, und die Anlage ist gut.“

Das Kraftwerk Krümmel steht nach mehrmaligem Ausfall der Transformatoren und einem Brand auf dem Kraftwerksgelände seit Sommer 2007 mit einer kurzen Unterbrechung still. Vattenfall und Welte wollten den Meiler ursprünglich im Januar wieder anfahren. Dieses Datum ist nun nicht mehr zu halten. „Aus meiner Sicht darf das Kernkraftwerk Krümmel erst wieder ans Netz gehen, wenn es eine neue Leiterin oder einen neuen Leiter hat“, sagt Minister Schmalfuß. Vattenfall bezeichnete das Antragsverfahren gestern in einer dürren Mitteilung als „noch nicht abgeschlossen“. Gleichwohl strebe das Unternehmen „die Bestellung einer Anlagenleitung in vollständigem Einvernehmen mit der Aufsichtsbehörde an.“

Harsche Kritik am Konzern kam von Atomkraftgegnern. „Vattenfall bleibt sich in Sachen Krümmel treu: Sie können es einfach nicht“, kommentierte Jochen Stay von „ausgestrahlt“. Der Energiekonzern sei nicht in der Lage, sein Personal ordentlich auszuwählen und zu schulen. „Die Vorstellung, Ulrike Welte hätte die Prüfungsaufgabe durch Glück oder Zufall gemeistert, wäre zur Kraftwerks-Chefin ernannt worden und hätte dann im Ernstfall versagt, lässt einem den Atem stocken.“ Reimar Paul

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