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Bildung zählt. Die Schulen sollen besser werden; das ist das Ziel des Qualitätspakets von Bildungssenator Zöllner.

© Kleist-Heinrich

Berliner Schulreform: Zöllner bestimmt die Diskussion

Das Qualitätspaket, das Berlins Bildungssenator jetzt vorgelegt hat, ist ein bildungspolitischer Kraftakt. Die Schulreform soll Transparenz schaffen – und für den Wahlkampf rüsten.

Der Mann traut sich was. Wohlbedacht hat Berlins Bildungssenator Ideen zur Verbesserung der Schulqualität gesammelt, ihnen die eigene Handschrift verpasst und jetzt in die Diskussion geworfen. Vom gefürchteten Schulranking bis hin zur Fortbildungspflicht für Lehrer und zur Ablösung ungeeigneter Rektoren hat er kein Lieblingsthema von Eltern und Opposition ausgelassen. Das macht ihm so schnell keiner nach.

Was als „Qualitätspaket“ seit Monaten vorbereitet wurde, entpuppt sich als bildungspolitischer Kraftakt, der seinesgleichen sucht. Kein anderes Bundesland mutet seinen Schulen so viel Transparenz zu und nimmt so schonungslos die schwächsten Schulen ins Visier, wie es jetzt Jürgen Zöllner Berlin verordnen will. Das Ganze wird zusätzlich garniert mit einer ganz neuen Anerkennungskultur: Schüler, die trotz schwieriger Rahmenbedingungen erfolgreich sind, sollen belohnt werden. Zöllner nennt das den Dreiklang von Transparenz, Wertschätzung und Unterstützung, weil er in größeren Zusammenhängen denkt, als man das von der Tagespolitik gewohnt ist.

Der Senator weiß, dass ihm Finanzen und Beamtenrecht enge Grenzen setzen. Aber er macht sich immerhin daran, an diesen Grenzen zu rütteln und auszuloten, was geht. So will er versuchen, den finanziellen Spielraum dafür zu gewinnen, schwache Schulleiter durch neue und bessere zu ersetzen, auch wenn er das Geld für zusätzliche Beförderungen aufbringen muss. Zöllner ist der erste Berliner Senator, der diesen Schritt zumindest öffentlich denkt.

Die kommende Diskussion wird zeigen, ob seine Vorschläge bestehen können. An einigen Punkten wird er sich von den Praktikern eine Abfuhr holen. Ein drohendes Schulranking mit Hilfe von Vergleichsarbeiten wird zweifellos dazu führen, dass Schulen versuchen werden, die Ergebnisse zu schönen – durch „teaching to the test“ oder gar durch Schummeleien. Falls der Senator auf Transparenz besteht, muss er viel Geld dafür ausgeben, durch externe Prüfer für Objektivität zu sorgen. Und dann muss er rechtfertigen, Kinder bestimmten Schulen zuzuweisen, deren Mangelhaftigkeit durch die neue Transparenz erst richtig zum Vorschein kommen wird. Das dürfte ihm schwer fallen.

Aber auch diese Auseinandersetzung muss Zöllner nicht fürchten, denn das Entscheidende hat er bereits erreicht: Er bestimmt die Diskussion und ist damit die treibende Kraft und nicht der Getriebene, der sich vor dem bald beginnenden Wahlkampf fürchten muss. Selbst die alte Angriffsfläche, die das umstrittene jahrgangsübergreifende Lernen bot, hat er mit dem Qualitätspaket aus der Welt geschafft, indem er den Schwenk von der Pflicht zur Wahlmöglichkeit vollzog. Und den Buschkowsky gibt er schließlich auch noch, indem er Bußgelder für Schwänzer fordert und dazu noch für Eltern, die ihre Kinder nicht zur Sprachförderung in der Kita schicken. Der Wahlkampf kann kommen.

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