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Politik: Der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident räumt vor dem Untersuchungsausschuss persönliche Fehler ein

Die Hauptperson des Tages erscheint außerordentlich gut gelaunt zum Untersuchungsausschuss. Gerhard Glogowski, ehemaliger niedersächsischer Ministerpräsident, ist redselig, plaudert angeregt mit Journalisten und lächelt viel.

Die Hauptperson des Tages erscheint außerordentlich gut gelaunt zum Untersuchungsausschuss. Gerhard Glogowski, ehemaliger niedersächsischer Ministerpräsident, ist redselig, plaudert angeregt mit Journalisten und lächelt viel. Er scherzt zuweilen - vor und auch während seiner knapp dreistündigen Zeugenvernehmung. Während der SPD-Politiker vergnügt wirkt, herrscht im Landtagsgremium eine gereizte Atmosphäre. Für längere Zeit muss die Sitzung wegen Streits über die Geschäftsordnung unterbrochen werden.

Der Untersuchungsausschuss soll die Gründe beleuchten, die Glogowski vergangenen November zum Rücktritt zwangen. Mehrere Vorwürfe gegen den 57-jährigen Sozialdemokraten stehen im Raum. Er soll dienstliche und private Belange unsauber getrennt, private Reisen zum Teil verspätet bezahlt und zum Teil dienstlich abgerechnet haben. Ein regierungsinterner Sonderermittler hatte vergangene Woche ,,schwere Verfehlungen' festgestellt. Auch Glogowskis Nachfolger Sigmar Gabriel war danach demonstrativ auf Distanz zu seinem Freund und Vorgänger gegangen.

Vor dem Landtagsausschuss erscheint Glogowski mit seinem Anwalt Götz von Fromberg aus Hannover, ein enger Freund von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Fromberg gilt als gewiefter Taktiker - und so reizte er zu Beginn der Vernehmung zunächst die Opposition. Deren schärfste Waffen im Ausschuss, Michel Golibrzuch (Grüne) und Hartmut Möllring (CDU), seien ,,befangen', da sie sich öffentlich abschätzig über den ehemaligen Ministerpräsidenten geäußert hatten.

Der Vorwurf stiftete reichlich Verwirrung. Erst nach einer knappen Stunde konnte das Gremium zur eigentlichen Befragung kommen. Glogowski antwortete freimütig, wies Beschuldigungen zurück und betonte an einigen Stellen, mit heutigem Wissen in manchen Fragen anders als damals zu handeln.

Das betrifft auch die als ,,Edelsause' bekannte Feier der Stadtwerke Braunschweig für deren früheren Vorstandschef, zu der Glogowski als Aufsichtsratschef eingeladen hatte. Mit der Planung und Durchführung der rund 100 000 Mark teuren Veranstaltung habe er im Detail nichts zu tun gehabt, betonte Glogowski. Er sei dort auch nur kurz hingegangen, habe eine Festrede gehalten, ein Glas Wasser getrunken (,,ich befand mich gerade bei meinem Heilfasten') und sei rasch wieder gegangen - zum nächsten Termin.

Bei der Beratung über den nächsten Punkt, seine Hochzeitsfeier, äußert sich Glogowski zu den Gewohnheiten in seiner Heimatstadt Braunschweig. Der repräsentative Saal des Rathauses ist ihm unentgeltlich für die Feier zur Verfügung gestellt worden. Zwei Brauereien und eine Kaffeerösterei hatten 200 Liter Bier und Kaffee spendiert. Glogowski betont, ein guter Freund, ein Speditionskaufmann, habe das Fest für ihn organisiert. ,,Nicht unüblich im Braunschweigischen' sei es, wenn Firmen auch bei privaten Anlässen als Sponsoren auftreten. Auch er sehe darin kein Problem, würde heute jedoch ein solches Geschenk nicht mehr annehmen.

Nach Glogowskis Worten gehen Politik und Vereine im Braunschweiger Land ,,eine positive Symbiose' ein. Ob das spendierte Bier nur als Begrüßungsschluck diente, wird der SPD-Mann von einem SPD- Abgeordneten gefragt. ,,Ich hätte es gern so gesehen, aber im Braunschweig saufen die Kerle nun mal weiter', lautet die Antwort. Rund 100 Liter Bier seien geleert worden. Er selbst gehe mit Menschen ,,ein bisschen laxer um', führt Glogowski dann weiter aus. Er sei eben kein Buchhalter und habe es bei seiner Feier nicht so genau genommen. In Zukunft müsse man sich eben umgewöhnen und genauer unterscheiden. ,,Ich hoffe, dass das Land trotzdem gemütlich bleibt', betont der Zeuge Glogowski.

Seine Vernehmung vor dem Untersuchungsausschuss geht weiter - schon am Freitag muss der frühere Ministerpräsident wieder Rede und Antwort stehen. Bundeskanzler Schröder soll in diesem Zusammenhang als Zeuge gehört werden.

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