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Islamischer Extremismus: Salafisten: Streng und gläubig

Verfassungsschützer warnen vor der islamistischen Bewegung der Salafisten. Ihre Radikalität hat viele Terrororganisationen beeinflusst, bis hin zu Al Qaida.

Von Frank Jansen

Berlin - Die Bewegung erhebt den Anspruch, als einzige den wahren Islam zu verkörpern. Die Anhänger des Salafismus streben eine streng reglementierte Gesellschaft an, die sich buchstabengetreu am Koran orientiert. Diese Radikalität hat viele islamistische Terrororganisationen beeinflusst, bis hin zu Al Qaida. Mit Sorge beobachten nun die Sicherheitsbehörden, dass der Salafismus auch in Deutschland zunehmend Anhänger findet. „Das ist eine der am stärksten wachsenden islamistischen Bewegungen“, sagte die Chefin des Berliner Verfassungsschutzes, Claudia Schmid, dem Tagesspiegel. Der Salafismus sei „stark radikalisierungsfördernd“, auch wenn es sich um eine „vielgestaltige Szene“ handele. Die Gefahr erscheint groß genug, dass am vergangenen Donnerstag hochrangige Sicherheitsexperten auf Einladung Berlins in die Stadt kamen, um sich über den Salafismus auszutauschen.

Für das Bundesinnenministerium nahm Staatssekretär August Hanning an der Tagung teil, außerdem waren Innenstaatssekretäre aus mehreren Bundesländern sowie Führungskräfte aus fast allen Verfassungsschutzbehörden angereist. Die Runde sei sich einig gewesen, dass die Nachrichtendienste die Beobachtung salafistischer Strukturen verstärken müssten, „auch wenn wir schon einen guten Überblick haben“, sagte Schmid. Außerdem sei es nötig, dass Politik und Behörden die Öffentlichkeit sensibilisieren.

Ähnlich wie in der Präventionsarbeit gegen den Rechtsextremismus sollte nach Ansicht Schmids mit Instrumenten wie Lehrerfortbildung und Aufklärung in Schulen der weiteren Ausbreitung des Salafismus entgegengewirkt werden. Denn für die Propaganda der Strenggläubigen, die massiv im Internet und in mehreren Moscheen agitieren und sogar mit Flugblättern in Fußgängerzonen auftauchen, seien gerade jüngere Muslime anfällig, vor allem auch Konvertiten, warnte Schmid. Das Landeskriminalamt Sachsen hatte bereits im vergangenen Jahr in einem Dossier eine „Ausleuchtung“ salafistischer Strukturen „dringend angeraten“.

Schmid und weitere Sicherheitsexperten unterteilen das salafistische Spektrum in ein rein religiöses, „puristisches“ Milieu, ein politisches und ein „dschihadistisches“, mit Bezug zum Terror. Die Grenzen sind allerdings fließend. Ein Beispiel: Der in der Szene populäre Imam einer Leipziger Moschee tritt als einer der Chefideologen des politischen Salafismus auf, unterhielt aber auch Kontakte zu Terrorverdächtigen. Als problematisch gilt zudem der charismatische Konvertit Pierre Vogel alias „Abu Hamsa“, der in seinen Ansprachen im Internet den Terror ablehnt, andererseits mit seinen Parolen die Radikalisierung von Muslimen vorantreibt. Frank Jansen

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