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Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

© dpa

Josef Schuster: Zentralrat der Juden fordert Antisemitismus-Beauftragten im Kanzleramt

Viele alte Ressentiments gegen Juden seien längst wieder aktiviert, meint Schuster in einem Gastbeitrag. Er fordert einen Ansprechpartner im Kanzleramt.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, fordert eine gezieltere Bekämpfung des Antisemitismus in Deutschland. „Denn wir spüren: Viele alte Ressentiments gegen Juden sind längst wieder aktiviert“, schreibt Schuster in einem Gastbeitrag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstagsausgabe). „Ein Antisemitismus-Beauftragter, der im Bundeskanzleramt angesiedelt sein sollte, sollte nachhaltig die Entwicklungen und die Umsetzung der Bekämpfungsstrategien im Blick behalten“, fordert Schuster. „Er oder sie könnte Ansprechpartner und Frühwarnsystem in einem sein.“

Der Zentralrat der Juden habe schon 2015 im Zuge der Flüchtlingskrise vor einem „importierten Antisemitismus“ gewarnt, schreibt Schuster weiter. Durch den am Montag vorgestellten Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus fühle man sich bestätigt. „Ein vergleichsweise hohes Maß an antisemitischen Einstellungen sowie große Wissenslücken über den Holocaust stellen die Experten bei den geflüchteten Menschen fest“, so Schuster. Für den Zentralrat der Juden bedeute dies „in keinem Fall, Muslime pauschal zu verurteilen oder gar Flüchtlinge abzuweisen“.

Es heiße aber, dass in den Integrationskursen und Schulen an dieser Stelle viel Arbeit geleistet werden müsse. Eine direkte Begegnung von Juden und Muslimen, vor allem unter Gleichaltrigen, könnte ein wichtiger Beitrag sein, um Vorurteile abzubauen und das gegenseitige Verständnis zu erhöhen, regte Schuster an. Ebenso blende die jüdische Gemeinschaft nicht aus, dass auch Muslime in Deutschland massiven Vorurteilen und Anfeindungen ausgesetzt seien.

Weitere Studien zu diesem Themenkomplex „wären hilfreich für die Bekämpfung anti-muslimischer Einstellungen“. Zwischen Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Rassismus sollte dabei weiter deutlich unterschieden werden, mahnte Schuster. „Vor allem darf es nicht zu einer Art von Opferkonkurrenz kommen.“ (kna)

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