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Islam und andere Stichworte: Plakat auf der "Pegida"-Demonstration am Montagabend.

© epd

Pegida in Dresden: Zehntausende sind nicht mehr nur rechter Rand

Dresden, zehntausend gegen den Islam in einer einzigen Stadt. "Pegida" hat Erfolg, weil die gesellschaftliche Mitte den Hass selbst füttert. Ein Kommentar.

Ausgerechnet Dresden: Die Stadt, die wie kaum eine andere im Osten von ihrer internationalen Bevölkerung lebt, von Forschern, Gründen, Startups aus aller Welt. Ausgerechnet Dresden, wo vor fünf Jahren Marwa el-Sherbini ermordet wurde, deren Tod den bisher brutalsten Beweis lieferte, dass das sogenannte Abendland nicht sogenannte Islamisierung zu fürchten hat, sondern vielmehr fanatische Islamhasser, die das zerstören, was das Abendland nach Meinung seiner Verteidiger doch exklusiv hervorgebracht haben soll: Toleranz, Aufklärung, Vernunftglaube.

Ausgerechnet in Dresden, dessen Migrantenanteil der niedrigste der 15 größten deutschen Städte ist,  bringen Menschenfeinde 10 000 Leute gegen „Islamisierung“ auf die Beine. Zehntausend in einer einzigen Stadt – wer mag da noch vom rechten Rand reden? Oder wer von Irregeleiteten, die leider ein paar Fanatikern auf den Leim gegangen seien?

Die Leute kennen und schätzen ihre Rattenfänger offenbar. Und wissen, dass sie keine Randgruppe sind, wenn gleichzeitig eine Regierungspartei, die CSU, mit ihrer Forderung nach Deutsch am Küchentisch ihr eigenes Abwehrprogramm gegen alles Undeutsche ins Werk setzt. Und wenn auch zehn NSU-Morde nicht ausreichen, damit sich in den Behörden, die bei der Verfolgung dieser Verbrechen so auffallend versagten, irgendetwas Wesentliches ändert. Solange der unheimliche Lehrplan, der hier Schule macht, nicht endlich umgeschrieben wird, werden dieser Art Patriotismus die Patrioten nicht ausgehen.

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