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Nur am Anfang Spitze. Arne Gabius (2.v.l.) konnte auf den ersten zehn Kilometern mit der Spitzengruppe mithalten, doch dann wurde er kurzzeitig sogar ohnmächtig.

© dpa

Update

Äthiopier Birhanu Legese gewinnt: Arne Gabius bricht beim Halbmarathon in Berlin zusammen

Ein Debütant hat den Favoriten beim 35. Berliner Halbmarathon die Show gestohlen: Der 21 Jahre alte Äthiopier Birhanu Legese gewann das Rennen am Sonntag vor dem Kenianer David Kogei. Arne Gabius muss das Rennen unterbrechen.

Arne Gabius hatte sich seinen ersten Halbmarathon auf deutschem Boden sicherlich anders vorgestellt. Auf den ersten zehn Kilometern lief es beim Rennen in Berlin noch recht gut für den deutschen Langstreckenspezialisten, der vor kurzem mit einem neunten Platz beim stark besetzten New York-Halbmarathon überzeugt hatte. „Dann bekam ich Bauchmuskelprobleme und Krämpfe“, erzählte Arne Gabius, „kurz vor Kilometer 13 ging nichts mehr und ich musste mich übergeben.“ Dann wurde ihm Schwarz vor Augen

Als er wieder aufwachte, fand er sich im Hinterzimmer eines Autohauses wieder. „Ich war kurz weggetreten“, sagte Arne Gabius, „und als ich wieder zu mir kam, dachte ich mir, die Stimme kenne ich doch.“ Der Mann, der ihm geholfen hatte, war ein bekannter Berliner Leichtathlet. Der frühere 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen hatte den deutschen Läufer Steffen Uliczka auf dem Fahrrad begleitet. Als er Gabius am Straßenrand erblickte, brachte er ihn in das nahe gelegene Autohaus. Als es diesem wieder besser ging, joggte er nach 1:21:18 Stunden auf Platz 301 durchs Ziel. Zu diesem Zeitpunkt feierte längst der 21-jährige Birhanu Legese seinen Sieg.

Der Äthiopier hat bei seinem Debüt gleich das hochkarätigste deutsche Rennen über die 21,0975-km-Distanz in 59:45 Minuten gewonnen. Er siegte vor dem zeitgleichen Kenianer David Kogei. Dritter wurde der favorisierte Abraham Cheroben (Kenia) in 59:49. Bester deutscher Läufer war Steffen Uliczka, der auf Platz 15 kam.

Bei den Frauen gewann die Kenianerin Cynthia Kosgei das Rennen in 70:52 Minuten mit vier Sekunden Vorsprung vor ihrer Landsfrau Elizabe Cherono und Isabellah Andersson. Die aus Kenia stammende Schwedin hatte bis kurz vor der 15-km-Marke in Führung gelegen und erreichte das Ziel nach 71:31. Melina Tränkle war überraschend die beste deutsche Läuferin auf Platz acht in 75:34.

Melina Tränkle unterbot ihre bisherige Bestzeit knapp um zwei Sekunden

Insgesamt hatten 32 025 Läufer aus 106 Nationen für das Rennen gemeldet. Teilweise windige Wetterbedingungen verhinderten die im Männerrennen avisierten noch schnelleren Zeiten. Besonders auf den ersten zehn Kilometern hatten die Athleten Gegenwind, der sich in entsprechend langsameren Zwischenzeiten bemerkbar machte.

Eine neunköpfige Spitzengruppe erreichte die 10-Kilometer-Marke nach 28:30 Minuten. Dies war ein Tempo, das auf eine Zeit von knapp über einer Stunde hindeutete. Mit besseren Windverhältnissen wurde das Rennen dann auf der zweiten Hälfte schneller. Fünf Läufer – neben Legese, Kogei, Cheroben und Mengich war noch der Kenianer Abraham Kipyatich dabei – blieben bis zur Endphase des Rennens zusammen. Auf dem letzten Kilometer entwickelte sich dann ein Zweikampf zwischen Legese und Kogei, den der Äthiopier gewann. „Ich weiß, dass ich einen guten Endspurt habe und war zuversichtlich, dass ich gewinnen würde. Es war aber so knapp, dass ich mir im Ziel zunächst nicht sicher war“, sagte Birhanu Legese nach seinem perfekten Halbmarathon-Debüt.

Obwohl er bei seinem Debüt über die 21,0975 km eigentlich rund eine Minute schneller laufen wollte, war Steffen Uliczka zufrieden mit seinem Rennen. „Es war lang und hart, zumal wir in der ersten Rennhälfte starken Gegenwind hatten. Ich denke, ich bin auf einem ganz guten Weg in Richtung Marathon“, sagte Steffen Uliczka.

Im Rennen der Frauen setzte sich Isabellah Andersson kurz nach dem Start an die Spitze. Nach 10 Kilometern hatte die Schwedin einen Vorsprung von neun Sekunden. Doch auf dem folgenden Abschnitt schlossen die Kenianerinnen Cynthia Kosgei und Elizabe Cherono die Lücke und gingen schließlich an Andersson vorbei. Den Zweikampf entschied die erst 21-jährige Kosgei für sich. „Berlin ist immer ein gutes Rennen, daher hatte ich nicht erwartet, dass ich überhaupt einen Platz unter den ersten drei Läufern erreichen könnte“, erklärte sie. Melina Tränkle unterbot sogar ihre bisherige Bestzeit knapp um zwei Sekunden. „Ich bin zum ersten Mal in Berlin gestartet und begeistert. Ich hätte nicht gedacht, dass ich die schnellste Deutsche sein würde“, sagte sie. Die stärker eingeschätzte Katharina Heinig hatte aufgrund von Fersenproblemen nach der 10-km-Marke aufgegeben.

Dieses Schicksal blieb Arne Gabius erspart. „Irgendwann ging es mir wieder besser und ich dachte mir, dann jogge ich jetzt ins Ziel“, sagte er, „so konnte ich mir wenigsten mal den Checkpoint Charlie anschauen.“ Er will nun ein Trainingslager in Kenia absolvieren und sich dort auf die 10 000-Meter-Distanz vorbereiten. „Mein Hauptziel in diesem Jahr ist ein Herbstmarathon, doch zuvor ist ein Start über 10 000 Meter bei den Weltmeisterschaften denkbar.“ Dann will er sich allerdings die Pause im Autohaus sparen.

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