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© AFP

China verstehen: Immer wieder Wang

Wir erklären das Gastgeberland, Folge 7: Was Nachnamen angeht, sind Chinesen nicht sehr einfallsreich. Mehr als 98 Millionen heißen Wang.

Der Hongkonger Cheung Kwok Jing besitzt einen Vornamen, der in Deutschland nicht mehr oft vergeben wird. „Ich heiße Adolf“, sagt er nicht ohne Stolz. „Ich habe mir den Namen auch in den Pass eintragen lassen.“ Wer dahinter eine rechtsradikale Gesinnung vermutet, liegt falsch. Der Cafébesitzer trägt den Namen, seit er zwölf Jahre alt ist. Er hat ihn sich in der Schule selbst ausgewählt. „Unser Lehrer hat uns eine alphabetisch geordnete Namensliste vorgelegt“ sagt er. „Ich habe einfach den ersten auf der Liste genommen.“

Adolf Cheung ist nicht der einzige Chinese mit einem ungewöhnlichen Namen. Viele besitzen neben ihrem chinesischen auch noch einen englischen: Sie heißen Amy, Samantha oder Peter. Aber es gibt auch „Regenbogen“ oder „Koala“. Eine Umfrage unter den freiwilligen Helfern im olympischen Fechtzentrum brachte folgendes Ergebnis: Die Helfer hörten auf Candy, Echo oder Q-Quadrat.

Die meisten Chinesen erhalten ihren englischen Namen in der Schule. „So ist es einfacher für die ausländischen Lehrer uns anzusprechen“, erklärt Wang Yichun. „Außerdem brauchen wir ihn, wenn wir mit Ausländern zu tun haben.“ Die 19-jährige Sportstudentin hat mit elf Jahren in der Schule den englischen Namen „Peggy“ gewählt. Zuletzt hat ihr dieser Name nicht mehr gefallen. Nun nennt sie sich „Echo“. Weil der Vorname „Yichun“ ein bisschen wie die Buchstaben „EC“ klingt und ihre Lieblingsschriftstellerin San Mao ebenfalls „Echo“ heißt.

Geld, Geld wird zu Q-Quadrat

Qian Qian findet ihren chinesischen Namen ziemlich gut. Übersetzt bedeutet er „Geld, Geld“. Weshalb sie sich für Ausländer nach den Initialen ihres chinesischen Namens „Q-Quadrat“ nennt. Chinesische Namen bestehen zumeist aus zwei bis drei Schriftzeichen. Dabei steht der Familienname, ähnlich wie in Bayern, vor dem Vornamen. Es gibt insgesamt 700 Familiennamen im Reich der Mitte, doch die meisten Han-Chinesen teilen sich 20. Am häufigsten sind Li, Zhang und Wang. Letzteren Nachnamen, der „König“ bedeutet, besitzen in China 98,22 Millionen Menschen. Das mittlere Zeichen kann der Generationenname einer Familie sein.

Bei den Vornamen haben die Chinesen, anders als die Deutschen, freie Wahl. Sie heißen „Großer Ochse“ oder „Reichtum“ und ihr Namen spiegeln gelegentlich den Wunsch der Eltern wieder. Früher hießen Mädchen „Hofft auf einen kleinen Bruder“ oder „Es ist auch in Ordnung“, weil die Eltern traditionell lieber einen Jungen gehabt hätten. Kinder, die während der Kulturrevolution zur Welt kamen heißen „Rot“, „Aufbau“ oder „Soldat“. Und seit China 2001 den Zuschlag zur Ausrichtung der Olympischen Spiele bekommen hat, wird auch oft der Name „Aoyun“ (Olympische Spiele) vergeben. Über 4000 Kinder heißen inzwischen so.

Auch für Ausländer in China empfiehlt es sich, einen chinesischen Namen anzunehmen. „Das ist eine Frage des Respekts“, sagt die Studentin Wang Yichun. Der Name wird meistens nach den Lauten der einzelnen Silben gebildet. So heißt der Autor dieser Zeilen in China: Feng Bin Ning.

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