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Eingekesselt. Mesut Özil konnte sich gegen Polen nicht freispielen.

© dpa

Das DFB-Team in der Einzelkritik: Ein zaudernder Özil, ein rettender Hummels

Die deutsche Nationalelf hat gegen Polen ein Original, einen Fels und einen ordnenden Fuß. Alle Spieler in der Einzelbewertung.

Manuel Neuer: Konnte im Stade de France ein bisschen seinen linken und rechten Fuß schulen. Von seinen Händen wurde in der ersten Hälfte weder die linke noch die rechte benötigt. Änderte sich auch nach der Pause nicht entscheidend, obwohl die Polen da insgesamt gefährlicher wirkten.

Benedikt Höwedes: Kann immer noch nicht flanken wie Dani Alves. Was vom Bundestrainer allerdings billigend in Kauf genommen wird, solange Höwedes auf rechts seine Seite zumacht. Machte das gegen die Polen deutlich besser als im ersten Spiel gegen die Ukraine.

Jerome Boateng: Der Fels, auf dem die Deutschen ihre Defensive errichtet haben. Nahezu unüberwindlich, egal ob seine Gegner es mit Flanken oder Dribblings versuchen. Musste zeitweise noch ein bisschen mitverteidigen für seinen Nebenmann Mats Hummels. Tat das natürlich gerne. Flog gleich nach der Pause an einer Flanke der Polen vorbei, irritierte damit vermutlich Milik in der Mitte, sah später für ein Foul Gelb.

Mats Hummels: Der Vertreter des Vertreters (Mustafi) des Vertreters (Rüdiger) von Mats Hummels. Oder einfach: Das Original. Einziger Neuer in der Startelf. Begann nach fast vier Wochen Verletzungspause ohne erkennbare Spätfolgen, war gleich sehr präsent. Ließ sich einmal an der Seitenlinie von Lewandowski den Ball abluchsen und schien danach nicht mehr ganz so von sich überzeugt. Rettete nach der Pause grandios gegen Milik.

Jonas Hector: Muss damit leben, dass er das Publikum wohl eher selten zu Begeisterungsstürmen hinreißen wird. Erledigt seinen Job in der Defensive dafür meist anständig und bietet sich fleißig vorne an. Hatte eine gute Schusschance, bei der Sami Khedira allerdings im Abseits stand.

Sami Khedira: Beging in den ersten zweieinhalb Minuten zwei Fouls und sah dafür als erster Deutscher in diesem Turnier die Gelbe Karte. Spielte diesmal defensiver als gegen die Ukraine, auf einer Höhe mit Kroos statt deutlich vor ihm. Wirkte sauberer in seinen Aktionen und gab in der ersten Hälfte immerhin zwei Torschüsse ab, von denen der erste sehr, sehr weit das Ziel verfehlte und der zweite nur sehr weit.

Toni Kroos: Hat in der Regel eine Passquote von 118,5 Prozent. Blieb diesmal deutlich unter diesem Wert. Besitzt aber die beneidenswerte Eigenschaft, dass er, selbst wenn er schlechter ist als gewohnt, immer noch gut spielt. Ist und bleibt der ordnende Fuß im deutschen Spiel, bereitete nach der Pause eine gute Chance von Götze vor und suchte selbst immer wieder den Abschluss, wenn es mit dem Kombinationsspiel schon nicht klappt.

Thomas Müller: Hatte seine beste Aktion nach einer Viertelstunde, als er sich an der Seitenlinie in einen scheinbar schon verlorenen Zweikampf mit Lukasz Piszczek stürzte, dem Polen den Ball entwand und anschließend eine Schusschance für Toni Kroos einleitete. Spielt aber noch nicht mit der selbstverständlichen Leichtigkeit, die ihn sonst auszeichnet. Hat eine ungewohnt große Streuung in seinen Pässen.

Mesut Özil: Muss sich jetzt zunehmend des Vorwurfs erwehren, dass er wieder einmal bei einem großen Turnier zu wenig aus seinen grandiosen Anlagen macht. Gelang ihm leider auch gegen Polen nicht. Wirkt unglücklich in seinen Aktionen und an sich selbst zweifelnd. Holte sich eine Gelbe Karte wegen Meckerns ab. Gegen Ende steigerte er sich, besaß auf Vorarbeit von Schürrle eine gute Schusschance, scheiterte aber an Fabianski.

Julian Draxler: Immer bemüht, immer aktiv, aber nicht mit dem letzten Punch im Spiel nach vorne. Wechselte in der zweiten Hälfte von links nach rechts, ohne dass sich dadurch am Gesamtbild etwas änderte.

Mario Götze: Hatte nach drei Minuten eine gute Kopfballchance, fand danach bis zur Pause offensiv nicht weiter statt. Hatte in der zweiten Minute nach der Pause eine gute Schusschance, zielte aber genau auf den Torwart – und fand danach nicht mehr statt. Die Mario-Gomez-Rufe der deutschen Fans galten irgendwie auch ihm. Musste nach 65 Minuten vom Platz, allerdings nicht für Gomez, sondern für Schürrle.

André Schürrle: Brachte Schwung in die träge Offensive, leitete Özils Chance ein, schloss einmal selbst ab. Darf sich jetzt Hoffnung auf mehr machen.

Mario Gomez: Früher konnte er machen, was er wollte – die Leute haben ihn einfach nicht gemocht. Jetzt sitzt er 70 Minuten auf der Bank – und wird bei seiner Einwechslung ekstatisch gefeiert. Lag in diesem Fall weniger an ihm als am dürftigen Offensivspiel seiner Kollegen.

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