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Die Tröte weggelegt: Südafrika verliert das zweite Gruppenspiel gegen Uruguay mit 0:3 und steht vor dem frühen Aus. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem das Turnier für andere Mannschaften gerade erst losgeht.

© dpa

Südafrika - Uruguay 0:3: Die Vuvuzela verstummt

Nach einem 0:3 gegen Uruguay droht bei der Weltmeisterschaft in Südafrika erstmals einem WM-Gastgeber schon in der Vorrunde das Aus. Der nächste und letzte Vorrundengegner heißt Frankreich.

Fußballfans wälzen gern in Geschichtsbüchern, das ist in Südafrika nicht anders. Ist ja auch zu hübsch dieser Zufall: Schon bei der WM 1966 in England traf der Gastgeber in der Vorrunde auf Mexiko, Uruguay und Frankreich und gewann letztlich sogar den Titel, auch wenn der Ball im WM-Finale natürlich niemals hinter der deutschen Torlinie war, aber das ist nun wirklich eine ganz andere Geschichte. Jedenfalls trifft bei der Weltmeisterschaft in Südafrika der Gastgeber in seiner Vorrunde exakt auf dieselben Nationen wie einst England, da durften sie in den Kneipen Pretorias ja wohl ein bisschen von großen Siegen träumen.

Doch anders als vor 54 Jahren droht der Mannschaft von Carlos Alberto Parreira das Aus im eigenen Land schon in der Vorrunde. Nach dem 1:1 im Eröffnungsspiel gegen Mexiko kam die Mannschaft auch im zweiten Vorrundenspiel am Mittwochabend nicht zu einem Sieg und verlor in Pretoria gegen Uruguay 0:3 (0:1). Südafrika benötigt nun im Spiel gegen Frankreich am Dienstag unbedingt einen Sieg, um nicht der erste Gastgeber zu sein, der in der Vorrunde einer Fußball-WM ausscheidet. Das wäre noch so ein Fall für die Geschichtsbücher.

Die Niederlage trübte die Stimmung auf den engen, steilen Tribünen, auf denen die 42.658 Fans Platz genommen hatten. Die notorische Lärmtröte Vuvuzela war gegen Ende kaum noch zu hören. Viele Fans verließen das Stadion lange vor dem Abpfiff.

Anders als im Eröffnungsspiel hatten sich die Fans diesmal Wollmützen anziehen müssen, so erfrischend war es im alten Stadion Loftus Versfeld an der University Road. Südafrikas Trainer Parreira begnügte sich mit einer offenen Winterjacken, seine erregten Spaziergänge hinter der Kreidelinie waren erwärmend genug.

Denn Uruguay – bei denen zehn von elf Spieler in den besten Ligen Europas unter Vertrag stehen – gab sich große Mühe, den Gastgebern den Abend zu vermasseln. Dicht und diszipliniert standen sie in der Defensivem, attackierten Südafrika stets zehn Meter vor der Mittellinie und schalteten flink um. Die Stürmer in den weißen Hemden wirkten vielleicht etwas hüftsteif, ärgerten die Herren in den gelben Trikots aber doch ordentlich – und schufen Räume. Als der wuselige, blonde Lockenkopf Diego Forlan von Atletico Madrid gut 20 Metern vor dem Tor die Lücke sah, legte er all seine Kraft in den rechten Spann. Der Ball berührte den Rücken des südafrikanischen Kapitäns Aaron Mokoena, sauste im Bogen über den Keeper Itumeleng Khune hinweg und schlug hinter ihm zum 1:0 ein (24.). Forlan ist kein Unbekannter, er hatte im Europapokalfinale vor einigen Wochen zwei Tore gegen Fulham geschossen.

Südafrika hingegen tat sich auch an diesem nationalen Gedenktag schwer. Vor exakt 34 Jahren hatten 15.000 Schüler im Township Soweto gegen die Bildungspolitik protestiert und damit den Kampf gegen die Apartheid eingeleitet. Mehr als 500 Jugendliche kamen damals ums Leben. Doch wie schon in der ersten Halbzeit gegen Mexiko wirkte Südafrika auch gegen Uruguay verkrampft, uninspiriert, überfordert, ohne jegliche Lässigkeit in den Knochen. Im Gegenteil: Durch ein Foul kurz vor der Halbzeit sah Kagisho Dikgacoi vom FC Fulham seine zweite Gelbe Karte und wird den Südafrikanern nun im letzten, wahrscheinlich ja schon allerletzten WM-Spiel fehlen.

Uruguay bestimmte weiter das Spiel, Südafrika schien sogar die Lust zu verlieren und ließ den Gegner herumdribbeln. Elf Minuten vor dem Abpfiff sah Südafrikas Torhüter nach einem Foul an Luis Suarez von Ajax Amsterdam die Rote Karte, den fälligen Elfmeter zum 2:0 verwandelte erneut der blonde Lockenschopf von Atletico Madrid: Diego Forlan.

„Wer die Tore macht ist egal, wichtig war es zu gewinnen“, sagte er nach dem Spiel. Für Südafrika kam es noch schlimmer: In der Nachspielzeit köpfte Alvaro Pereira das 3:0 für Uruguay. „Wir sind in die Falle gelaufen, die sie uns gestellt haben“, sagte Kapitän Mokoena, beteuerte aber: „Wir haben noch ein Chance.“

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