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Die Trauer tragen. Hansas Kevin Schöneberg beweint den Abstieg in die Dritte Liga. Für die Rostocker brechen wirtschaftlich schwere Zeiten an.

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Rostock: Hansas Tränen an der See

Hansa Rostock bangt nach dem Abstieg in die Dritte Liga um die Existenz. Nun muss der Verein ganz von vorn beginnen und zunächst die Lizenz für die Dritte Liga erreichen.

Die Pressekonferenz nach dem Relegationsrückspiel war diesmal noch kürzer, als sie nach Spielen von Hansa Rostock ohnehin schon ist. Rostocks Trainer Marco Kostmann fasste sich nach besiegeltem Abstieg in die Dritte Liga ganz kurz. „Ich bin traurig. So traurig war ich noch nie. Ich möchte darum bitten, von weiteren Fragen Abstand zu nehmen.“

Die Stimmung am späten Montagabend im Stadion von Rostock hatte den Charakter einer Beerdigung. Auf dem Rasen weinten die Spieler, auf den Rängen viele Fans. Nach den 0:1- und den 0:2-Niederlagen in den Relegationsspielen gegen den FC Ingolstadt ist der Klub erstmals in seiner 45-jährigen Vereinsgeschichte in die Drittklassigkeit abgerutscht. Der letzte DDR-Meister spielte seit 1991 insgesamt 19 Jahre ununterbrochen in der Ersten und Zweiten Liga. Zehn Jahre, von 1995 bis 2005, hatte sich der Verein trotz beschränkter finanzieller Mittel ohne Unterbrechung in der höchsten Spielklasse etabliert und mit dem 2001 fertiggestellten Ostseestadion eine solide Infrastruktur geschaffen. Nicht einmal zehn Jahre später kämpft der Traditionsverein nun um seine Existenz. Denn die Infrastruktur des FC Hansa ist längst nicht für den kleinen Fußball gemacht. Was soll ein halber Amateurklub auf Dauer anfangen mit einer Arena mit 20 000 Zuschauerplätzen sowie einer Geschäftsstelle für Verein und Stadion mit insgesamt 60 Mitarbeitern?

Der Niedergang hatte sich lange angedeutet. Seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga im Jahr 2007 ist es für Rostock kontinuierlich abwärts gegangen. Zuletzt hatte der Verein einen Trainer angeheuert, der nicht mal über eine Lizenz für den Profifußball verfügte. Kostmann musste einspringen.

Nun muss der Verein ganz von vorn beginnen. „Das wichtigste Ziel ist das Erreichen der Lizenz für die Dritte Liga“, sagte Hansa Rostocks Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Ulrich Gienke. Denn die Drittliga-Lizenz hat der FC Hansa nur unter Auflagen erhalten. Um die geforderten finanziellen Sicherheiten zu erbringen, sei der Klub deshalb bereits in Gesprächen mit Banken und Sponsoren, sagte Gienke. Für die Dritte Liga kündigte er ein „rigoroses Sanierungskonzept“ an: „Die Einschnitte, die vollzogen werden müssen, werden sehr heftig sein.“

Das betrifft auch die komplette sportliche Führung. Den Neuanfang soll auf jeden Fall ein neuer Vorstand verantworten. Der kommissarische Vorstandschef Jörg Hempel steht nur bis Ende Juni zur Verfügung. Laut Gienke ist man sich mit einem Nachfolger bereits einig. Als aussichtsreichster Kandidat gilt in Vereinskreisen der ehemalige Rostocker Torwart Martin Pieckenhagen. Der zukünftige Rostocker Vorstandschef soll nicht nur eine neue Vereinsführung benennen, sondern auch bei der Trainerfrage ein Mitspracherecht erhalten. Dass Marco Kostmann weiter den Klub trainieren wird, ist sehr unwahrscheinlich. Auf die Frage nach seiner Zukunft beim FC Hansa sagte Kostmann kurz nach Spielende nur: „Ich kann in dieser Situation für mich keine Perspektive entwickeln.“ Auf der Suche nach einer Perspektive ist nicht nur Kostmann, sondern ein ganzer Verein.

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