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Jana Majunke: "Versuch das Bestmögliche aus deiner Behinderung zu machen!"

Die 19-jährige Jana Majunke ist Doppelweltmeisterin im Radsport - und von Geburt an Spastikerin. Anne Balzer porträtiert die erfolgreiche Behindertensportlerin.

Jana Majunke, 19 Jahre, Spastikerin ist Doppelweltmeisterin im Radfahren. Sie lebt in einem kleinen Dorf in Brandenburg. Mit ihren kurzen braunen Haaren und den sportlichen Klamotten wirkt sie eher unscheinbar. Unterhält man sich mit Jana, merkt man schnell wie viel Kampfgeist und Ehrgeiz die Abiturientin der Lausitzer Sportschule besitzt. Mimik und Gestik sind eher zurückhaltend, die Stimme zeugt jedoch von großer Lebhaftigkeit. Einzig die Stellung der Augen hinter der modernen, roten Brille verrät eine Behinderung. Seit ihrer Geburt ist Jana Spastikerin. Ihr Handicap beim Laufen ist ihr kaum noch bewusst. Jana ist eine Kämpferin, sie versinkt nicht im Selbstmitleid. Einfältige Bemerkungen und Blicke anderer nimmt sie sich nicht zu Herzen. "Sie kennen es ja nicht, da ist es ja normal, wenn sie mal schauen". Selbstbewusst fährt sie mit ihrem Rad durch die Stadt, "so gewöhnen sich die Leute an mich."

Wenn andere Mädchen in ihrem Alter shoppen gehen und den neuesten Modetrends nacheifern, trainiert Jana. Und das, je nach Saison, so ziemlich jeden Tag. Unterricht - Training - Unterricht - Training, ist ein ganz normaler Rhythmus. Einmal die Woche gibt es die nullte Stunde, da ist nichts mit ausschlafen. Ab 6.15 Uhr wird dann Polnisch gepaukt. Aufgrund des hohen Pensums findet Jana auch die 13 Schuljahre von Vorteil. "Man braucht die 11. Klasse, um das Niveau anzugleichen". Gelernt wird dann in den Freistunden oder abends nach dem Training, wo unsereins müde auf der Couch liegt und das Vorabendprogramm genießt. Man muss schon ein gutes Zeitmanagement haben, um Schule und Sport unter einen Hut zu bekommen. Mit Freunden stimmt sie sich dann ab, und manchmal bleibt auch noch ein bisschen Zeit für einen Actionfilm oder um einen Krimi zu lesen.

Im Winter ist Trockentraining angesagt

Jetzt kommt die Winterzeit wieder näher, das heißt: Trockentraining! Im Sommer, wenn die Schwimmbäder überfüllt und Badeseen wieder Trend sind, genießt Jana die Touren um die 40 km inklusive Sprints im Freien. Läuft es mal nicht so, wird keine Frustschokolade gefuttert, sondern kühl überlegt : Was habe ich falsch gemacht? Aber ohne Unterstützung ist das alle nicht möglich.

Neben dem Beistand des BPRSV und dem Behindertensportverein fiebern auch Janas Eltern immer mit, geben Feedbacks und ermutigen sie. Ein Orientierungspunkt für die 19jährige ist die in dieser Saison leider erkrankte Barbara Weise. "An ihr kann ich mich messen, schauen auf welchem Stand sie ist und ein bisschen vergleichen". Das harte Training hat sich gelohnt. Mit dem Erfolg bei der WM in Italien hat sie so trotzdem nicht gerechnet. Wie ist dort die Konkurrenz? Wie läuft das alles ab? Unklare Fragen, die ihr vorher natürlich durch den Kopf gingen. Letztendlich war der Wettbewerb bei den Europacups sogar größer, und Jana konnte sich mit ihrer tollen Leistung gegen eine Südafrikanerin durchsetzen. Doch Sport bedeutet Fairness. Der Bessere soll gewinnen, aber wo bleiben diese Prinzipien heutzutage so oft?

In unserer leistungsorientierten Gesellschaft hören wir täglich von Doping, vor allem im Radsport. Auch im Behindertensport gibt es Kontrollen. "Ich finde das vollkommen gerechtfertigt, die Sportler sollten dabei in ihrem eigenen Interesse mitziehen." Wenn sie drei Wünsche frei hätte? Bescheiden ist Jana und zielstrebig. So erhofft sie sich gute Gesundheit, ohne die man kein Sport treiben kann, eine weiterhin erfolgreiche Saison und die Teilnahme an der nächsten WM. Außerdem wünscht sie sich mehr Frauen im Radsport. Ihr habt eine Behinderung? Na und! Macht was daraus, werdet aktiv!

Von der Leichtathletik zum Radsport

Jana ist erst über die Bauhausschule, die sie bis zur 10. Klasse besuchte, zum Behindertensport gekommen. Dort verfolgte sie jedoch die Wurfdisziplinen der Leichtathletik. Erst seitdem sie das Abitur an der Sportschule in Cottbus macht, ist sie auf das Radfahren umgestiegen. Erfolgreich, wie man sieht. "Außerdem sieht man durch den Sport auch ein bisschen was von der Welt". Die letzte WM war in Italien, die Nächste ist in Kolumbien und als Motivationsspritze gab es für die Nachwuchssportler ein Sommerlager in Peking.

Die Chinesische Mauer gesehen zu haben, den Bundespräsidenten zu treffen, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele dabei zu sein, wer kann das schon von sich behaupten? Und nach dem Abi? Studieren möchte sie. Wie könnte es anders sein? Es soll in Richtung Sport gehen. "Was ich auf der Sportschule gelernt habe, würde ich gerne umsetzen". Mit dem Sport aufhören? Das kann ich mir bei Jana nicht vorstellen, sie wird weiter machen, anderen ein Beispiel sein und ihre Ziele verfolgen.

Die WM als Endstation? Eher eine kleine Haltestelle zwischendurch!

Anne Balzer

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