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Mit guten Freunden macht die erste Reise allein mehr Spaß. Trotzdem kann es gerade im Urlaub auch kriseln – dann sollte man Kompromisse eingehen. Foto: Diagentur/dpa-tmn

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Sport: Mama, wir sind dann mal weg

Der erste Urlaub ohne Eltern verspricht viel Freiheit – bedeutet aber auch viel Verantwortung. Wer nicht allein fahren mag, bucht eine Gruppenreise

Urlaub alleine, ohne Eltern: Neben viel Spaß bedeutet das vor allem viel Verantwortung. Denn geht etwas schief, sind die Jugendlichen selbst am Zug. Egal, ob man mit Freunden oder auf eigene Faust loszieht: Die Eltern müssen dem Urlaub in jedem Fall zustimmen.

Irgendwann wird für Teenager der Urlaub mit den Eltern lahm. Viel cooler ist es doch, mit Freunden zu verreisen – ganz unabhängig, ohne ständige Aufsicht. Urlaub ohne Eltern ist aber auch eine Herausforderung. „Man ist auf sich gestellt und zeigt, dass man Verantwortung übernehmen kann“, sagt die Diplom-Psychologin Elisabeth Raffauf aus Köln. Dabei muss es nicht gleich der mehrwöchige Auslandsurlaub sein. „Man kann auch erstmal mit kleineren Fahrten und Wochenendtrips ausprobieren, wie man klar kommt.“

Wer nicht alleine losziehen will, hat verschiedene Möglichkeiten: mit einem Freund und dessen Eltern oder mit einer Jugendgruppe. Allerdings haben die Jugendreiseveranstalter einen ganz unterschiedlichen Ruf. „Deshalb ist es wichtig, sich vorab gut zu informieren“, sagt Raffauf. In Internetforen könne man beispielsweise nachlesen, was Jugendliche von ihren Reisen berichten. Gab es nur Saufgelage? Wie waren die Betreuer? Und was bekommt man am Zielort zu sehen?

Wer auf eigene Faust verreist, muss hier selbst Verantwortung übernehmen. Nach Angaben des Bundesjustizministeriums gibt es zwar keine gesetzlichen Vorschriften, die Kindern und minderjährigen Jugendlichen verbieten, ohne Begleitung eines Erwachsenen zu verreisen. Allerdings dürfen sie laut einer Broschüre des Ministeriums (siehe unten) nicht ganz alleine entscheiden, ob, wie lange und wohin sie in den Urlaub fahren: elterliche Aufsichtspflicht lautet das Zauberwort. Natürlich könnten Eltern sich nicht immer selbst um ihr Kind kümmern. „Sie sind aber dafür verantwortlich, dass notfalls andere Personen Aufsicht führen“, heißt es in der Broschüre weiter.

Daher sind Jugendliche gut beraten, ihre Eltern zunächst davon zu überzeugen, dass sie reif genug für eine solche Unternehmung sind. „Dafür sollte man am besten im Alltag oder in der Schule zeigen, dass man Verantwortung übernehmen kann und allein klar kommt“, sagt die Erziehungsberaterin Maria El-Safti-Jütte vom Berliner Kinder- und Jugendtelefon. Außerdem sind die Eltern oft beruhigter, wenn sie mit den Eltern der mitreisenden Freunde in Kontakt stehen und die Planung der Reise mit ihnen abgestimmt wird.

Ganz wichtig, wenn man nur mit Freunden oder den Eltern eines Freundes ins Ausland verreist: die Ausweiskopie eines Elternteils und eine unterschriebene Vollmacht der Eltern. „Darin sollte stehen, dass sie mit der Reise einverstanden sind, wie die Eltern zu erreichen sind, wo die Reise hingeht und wie lange sie dauert“, erklärt Elisabeth Raffauf.

Auf jeden Fall sollten Jugendliche auch realistisch einschätzen, was auf solch einer Fahrt schief laufen kann. „Es ist wichtig, vorher durchzusprechen, wie man sich am besten verhält, wenn man in eine brenzlige Situation gerät, das Geld geklaut wird oder der Pass weg ist“, erklärt Elisabeth Raffauf. Da Minderjährige noch nicht geschäftsfähig seien, sollte die Unterkunft am Urlaubsort vorab gebucht und bezahlt werden.

Am besten ist es, mit Freunden zu verreisen, die man lange kennt und auf die man sich verlassen kann. Die können einen auch trösten, wenn doch mal Heimweh aufkommt. „Das ist eine ganz normale Sache und nichts, wofür man sich schämen müsste“, sagt Maria El-Safti- Jütte. „Es ist ja auch ein gutes Zeichen, sein Zuhause zu vermissen.“ Doch selbst, wenn die Freundschaft noch so eng ist, kann es im Urlaub zu Konflikten kommen. „Miteinander zu reden und zu versuchen, einander zu verstehen, ist dann am wichtigsten“, so die Erziehungsberaterin. „Man sollte ehrlich zueinander sein, zuhören und Kompromisse eingehen.“

Wer den Urlaub allein erst einmal gut behütet testen will, für den könnte ein Feriencamp oder eine organisierte Sprachreise das richtige sein. Immer mehr Schüler trauen sich das schon in jungen Jahren, meint Heiner Giese, Vorsitzender des Fachverbands Deutscher Sprachreise-Veranstalter (FDSV). „ Die Gruppe der Acht- bis 13-Jährigen, die eine Sprachreise machen, wächst“, hat Giese beobachtet.

Vor der Buchung sollten Eltern überlegen, wie selbstständig ihr Kind schon ist: Möchte man von der Anreise über die Betreuung durch deutsche Gruppenleiter bis zur Unterbringung in einer Gastfamilie alles organisiert haben? Oder verträgt der Nachwuchs schon mehr Freiheiten, lebt lieber im Wohnheim und kann sich auch außerhalb des Unterrichts in der fremden Sprache durchschlagen? Wer auf Nummer Sicher gehen will, kann auch erst einmal ein Camp in Deutschland buchen – das dann notfalls zum Wochenendbesuch erreichbar ist.(dpa, mit sizo)

In der Broschüre „Meine Erziehung – da rede ich mit“ des Bundesjustizministeriums gibt es auch Informationen zum Thema Urlaub: http://dpaq.de/QO3U2

Aliki Nassoufis

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