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Schmackhaft. Viele Fragen haben die Besucher, die den Stand Afghanistans auf der Grünen Woche besuchen.

© dpa

Afghanistan auf der Grünen Woche: Safran vom Hindukusch

Afghanistan stellt sich erstmals auf der Grünen Woche vor. Das Land braucht dringend Handelspartner für seine Waren. In den 1970er Jahren noch war Afghanistan einer der führenden Exportnationen bei Trockenobst.

Es ist das Gewürz aus „1001 Nacht“, duftet kräftig und süß: Safran, die getrockneten Blütenstempel einer Krokusart. Seit Jahrhunderten gilt es als Aroma der Könige, als Heilmittel. Schon die Chinesen versprachen sich davon mehr Energie, lange vor Christi Geburt. Safran ist auch das teuerste Gewürz der Welt. Die kleine drei Gramm-Dose am Stand Afghanistans in Halle 7.2a auf der Grünen Woche kostet 15 Euro. Wer seine Nase in die große Glasvase daneben hält, schnuppert am Geruch mehrerer tausend Euro. Die meisten Besucher belassen es dann auch beim Proberiechen.

Die beiden Safranhändler und elf andere Exporteure aus dem vom Krieg gebeutelten Land präsentieren sich in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Messe. Sie wollen ein anderes Bild ihres Landes vermitteln, abseits von Terror, Taliban und Opium. Und sie wollen wieder mitspielen in der Weltwirtschaft. In den 1970er Jahren noch war Afghanistan einer der führenden Exportnationen bei Trockenobst. „Doch durch den Krieg war die Wirtschaft zerstört, alle Märkte weggebrochen“, erzählen die Händler. Einer der Safranhändler konnte schon einen lukrativen Vertrag mit einem US-Unternehmen abschließen. In Afghanistan soll die Pflanze den Schlafmohn von den Feldern verdrängen, mit dem das Land unfreiwillig zum Exportweltmeister bei Heroin wurde. Eine ähnliche Rolle kommt seit neun Jahren auch Rosen zu, erzählt Mohammad Akbar Mohmand. Er steht an einem schwarzen Tisch und verkauft Rosenblüten und Rosenöl. Die stammen aus dem Projekt „Rosen für Nangarhar“ , das er in der gleichnamigen Provinz im Osten des Landes, nahe der Grenze zu Pakistan, mit der Welthungerhilfe leitet. Mittlerweile bauen 720 Bauern auf 101 Hektar an, sagt der 58-jährige Mohmand. Er spricht langsam und leise, Deutsch hat er beim Studium in Leipzig gelernt.

Manche Besucher gucken skeptisch zu dem bärtigen Mohmand in seiner traditionellen Kleidung herüber. Sie laufen vorbei an den Ständen, die um eine Nachbildung des Minaretts der Moschee von Herat aufgestellt sind. An der Wand dahinter hängt ein großes Plakat einer Landschaft und einem Dorf, daneben das übergroße Abbild eines Afghanen. Die meisten Messegäste aber bleiben stehen, probieren die grünen Rosinen, die getrockneten Aprikosen und die Maulbeeren. Sie kaufen bunte Seidenschals, blaues Glas aus Herat und Keramik aus Istalif. „Das Land hat ein enormes Potenzial“, sagt ein Stabsoffizier der Bundeswehr, der sechs Monate dort stationiert war. An den Messeständen probiert er die purpurroten Granatapfel – die habe es in den Militärcamps nicht gegeben. Auch der 17-jährige Ahmad aus Neukölln ist stolz darauf, wie sich das Land seines Vaters präsentiert.

Michael Brenncke aus Neukölln kennt den Staat nur aus Erzählungen seines Sohnes, eines Soldaten. Nun will er selbst einen kleinen Eindruck gewinnen. Die afghanischen Verkäufer beobachten, was auf der Messe nur selten der Fall ist: Die Besucher interessieren sich wirklich für das Land.

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