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Brandenburg: Zentralrat der Juden lehnt Synagogenbau ab

Generalsekretär Kramer: Brandenburgs Gemeinde zu arm für das Potsdamer Millionen-Projekt

Potsdam/Berlin - Der Zentralrat der Juden lehnt den in Potsdam geplanten Synagogenneubau ab. Der Generalsekretär des Zentralrates, Stephan J. Kramer, begründet dies vor allem mit der finanziell schlechten Ausstattung des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Brandenburg. Ihre Arbeit könne zum Teil nur mit Unterstützung des Zentralrates und der Zentralwohlfahrtsstelle bewerkstelligt werden. Angesicht dessen wirke der Plan für einen 3,5 Millionen Euro teuren Synagogen-Neubau in Potsdam wie eine „Verhöhnung“ der übrigen Gemeinden, schreibt Kramer in einer Stellungnahme zu den Bauplänen, die dieser Zeitung vorliegt.

Der Vorsitzende des Bauvereins Neue Synagoge Potsdam, Horst-Dieter Weyrauch, hatte zuvor angekündigt, sich Anfang des Jahres mit der Bitte um „moralische Unterstützung“ für das Projekt an den Zentralrat wenden zu wollen. Schon im Vorfeld zur Spendengala für das Synagogenprojekt Mitte November habe sich Weyrauch an ihn gewandt, erklärt Kramer. Seine Teilnahme an der Gala habe er schon damals mit der „grundsätzlich negativen Haltung des Zentralrates der Juden“ zu diesem Projekt abgelehnt. Und bereits vor einigen Jahren habe er als Zwangsverwalter für den jüdischen Landesverband Brandenburg bereits einige „aus meiner Sicht völlig utopische Pläne für Synagogenneubauten in Potsdam“ negativ beschieden.

An dieser Einschätzung habe sich bis heute nichts geändert, erklärt der Generalsekretär, und er beklagt die schlechte finanzielle Lage des Landesverbandes. Der Verband, der zurzeit sieben Ortsgemeinden in Brandenburg umfasst, erhalte vom Land gemäß dem Staatsvertrag finanzielle Leistungen, die nicht einmal die „Minimalanforderungen“ für die Lebens- und Arbeitsfähigkeit des Verbandes und seiner Gemeinden gewährleisteten. Brandenburg bilde hier das „traurige Schlusslicht im Bundesdurchschnitt“, so der Generalsekretär. Schon bei Abschluss des Staatsvertrages habe er die darin festgeschriebene Dotation öffentlich kritisiert.

Dazu komme, dass in Zukunft womöglich auch die orthodoxe Gesetzestreue Gemeinde in Potsdam berücksichtig und an den Landesmitteln beteiligt werden müsse. Wenn diese Gemeinde im anhängigen Rechtsstreit gegen das Land obsiege, könne der Landesverband ohne Erhöhung der Staatsvertragsmittel „das Mandat gleich zurückgeben und die Arbeit gänzlich einstellen“, prophezeit Kramer.

Schon jetzt fehle der jüdischen Gemeinde Land Brandenburg das Geld, um sich einen eigenen Landesrabbiner leisten zu können. Deshalb sei nicht nur dessen Finanzierung völlig unklar, sondern auch, wer die geplante Synagoge mit Gotteshaus und Gemeindezentrum denn betreiben solle, kritisiert der Generalsekretär. Der Synagogenbauverein hat nach eigenen Angaben bisher an die 20 000 Euro für das Projekt gesammelt.

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