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Am Tag nach dem Amok-Alarm in Memmingen wird der festgenommene 14-Jährige in einem Polizeiwagen zum Haftprüfungstermin gebracht.

© dapd

Update

Amok-Alarm in Memmingen: Grüne fordern schärferes Waffenrecht

Nach dem Amok-Alarm in Memmingen fordern die Grünen ein strikteres Waffengesetz. Ein 14-Jähriger hatte mit den Pistolen seinen Vaters um sich geschossen.

Der Vorfall in Memmingen habe erneut gezeigt, wie fahrlässig das deutsche Waffenrecht mit der Sicherheit der Menschen umgehe, sagte die Grünen-Vosritzende Claudia Roth. „Die tödlichen Knarren müssen endlich raus aus den Privatwohnungen, weil sie ein echtes Sicherheitsrisiko sind.“ Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele forderte, dass Waffen und Munition von Mitgliedern eines Schützenvereins zentral in den Vereinsräumen verschlossen und bewacht werden müssten. Es gebe kein Grundrecht darauf, scharfe Waffen zuhause aufbewahren zu dürfen, sagte Ströbele.

Der 14-jährige Schüler hatte ersten Ermittlungen zufolge den Waffentresor seines Vaters geknackt und sich dadurch Zugang zu den Waffen verschafft. Der Vater, ein 53-jähriger Sportschütze, hatte die Waffen allerdings ordnungsgemäß aufbewahrt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Es gebe keinen Hinweis auf ein Fehlverhalten des Vaters. Bei der Tat führte der Achtklässler eine großkalibrige Pistole, eine kleinkalibrige Pistole sowie eine Luftdruckpistole mit sich. Er schoss mit den Waffen vor seiner Schule und auf einem Sportplatz in die Luft. Niemand wurde verletzt. Erst nach Stunden ergab sich der 14-Jährige der Polizei.

Am Tag nach dem Amokalarm haben Schüler und Lehrer der Schule in Memmingen mit der Aufarbeitung der Ereignisse begonnen. „Es ist uns sehr wichtig, dass möglichst bald wieder Normalität in die Schule einziehen kann“, sagte Rektor Franz Michael Schneider am Mittwoch. Die Kinder sollten das Geschehen mit ihren Klassenlehrern besprechen.

Fotostrecke - Amok-Alarm in Memmingen:

Außerdem stand ein großes Team an Krisenhelfern bereit, um Kinder psychologisch zu betreuen. „Es ist kein normaler Unterricht, wir können nicht sagen, wir gehen zum Tagesablauf über und machen wieder Mathematik“, sagte die Schulamtsdirektorin Elisabeth Fuß.

Der 14-Jährige hatte am Vortag an der Lindenschule mit Schusswaffen den Amokalarm ausgelöst. Gegen 12.30 Uhr bemerkten Schüler, wie er am Eingang des Gebäudes mit zwei Schusswaffen hantierte und dann einen Schuss abgab. Sie verständigten sofort die Schulleitung, die ihrerseits die Polizei alarmierte.

Innerhalb weniger Minuten war das Stadtviertel hinter dem Memminger Bahnhof voller Einsatzfahrzeuge und abgeriegelt. Während sich die 280 Schüler mit ihren Lehrern in den Klassen verbarrikadierten, begann die Polizei eine fieberhafte Suche nach dem Schützen. Der Achtklässler hielt sich aber nicht mehr in der Schule auf.

Gegen 17.30 Uhr hatten die Beamten endlich Erfolg bei ihrer Suche - an einem Sportplatz im Ortsteil Steinheim, mehrere Kilometer von der Hauptschule entfernt. Der Stadtteil wurde komplett abgeriegelt. Der Schüler hielt sich mit vorgehaltener Waffe an einem Holzhäuschen im Freien auf. Es fielen rund 20 Schüsse. Am Abend herrschte große Erleichterung, als der Junge aufgab.

Noch im Laufe des Tages soll er dem Haftrichter vorgeführt werden. Eine Bereitschaftsrichterin hatte bereits am Dienstag gegen ihn Haftbefehl erlassen. Seit seiner Festnahme wurde er auch psychologisch betreut. Nach wie vor unklar ist den Ermittlern zufolge noch das Motiv. (dpa/dapd)

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