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Rennweltmeister Michael Schumacher wurde bei einem Skiunfall am Sonntag schwer am Kopf verletzt.

© dpa

Update

Skiunfall des Formel-1-Rekordweltmeisters: Schumacher weiterhin in kritischem Zustand

Der verunglückte Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Er ist nach einem Skiunfall in eine Klinik in Grenoble eingeliefert worden und musste notoperiert werden.

Von Christian Hönicke

Michael Schumacher hat bei seinem Skiunfall „im Gehirn weitverbreitete Verletzungen“ erlitten. Sein Zustand sei „außerordentlich ernst“, teilten die Ärzte des Krankenhauses in Grenoble bei einer Pressekonferenz am Montag mit. Schumacher wurde ins künstliche Koma versetzt. Er schwebe weiterhin in Lebensgefahr. Weitere Operationen seien nicht vorgesehen. Für klare Prognosen über die weitere Entwicklung seines Krankheitsbildes sei es aber bisher noch zu früh.

Auch die Sportwelt bangt um den schwer verletzten Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher. Der derzeitige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Ich bin schockiert und ich hoffe, dass es ihm so schnell wie möglich wieder besser geht“. „Ich wünsche seiner Familie jetzt ganz viel Kraft“, betonte Vettel, der mit Schumacher sehr gut befreundet ist.

„Meine Gedanken sind bei Schumi“, twitterte Deutschlands NBA-Basketballstar Dirk Nowitzki, nachdem die Ärzte des Universitätskrankenhauses in Grenoble die Diagnose am späten Sonntagabend veröffentlicht hatten. Viele weitere Sportler bekundeten über Twitter ihr Entsetzen. „Komm Michael, gib uns eines deiner Rennen mit purem Quali-Speed, so wie du es immer gemacht hast. Du kannst es schaffen“, twitterte der ehemalige Formel-1-Pilot Martin Brundle. „Uhh, habe gerade von dem schrecklichen Unfall von Michael Schumacher gehört“, schrieb Top-Tennisspielerin Sabine Lisicki. „Werd bitte schnell wieder gesund“, meinte Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski in dem sozialen Netzwerk: „Nur das Beste, mein Freund.“

Unfall im Skigebiet Méribel

Medienberichten zufolge trafen, neben seiner Familie, auch Schumachers langjährige Wegbegleiter Jean Todt und Ross Brawn dort am späten Sonntagabend ein. Letzterer war an allen sieben WM-Titeln des Rekordsammlers maßgeblich beteiligt. Brawn hatte Schumacher zu dessen Comeback in der Formel 1 bei Mercedes motiviert.

Schumacher, der einen Helm trug, soll mit dem Kopf auf einen Fels aufgeschlagen sein.

© Reuters

Um 11.07 Uhr am Sonntagmorgen war der Rekordweltmeister verunglückt, als er zwischen zwei markierten Pisten im Skigebiet Méribel unterwegs war - und verunglückte. Schumacher war nach einem Sturz auf einem angeblich nicht markierten Hang in Méribel mit dem Kopf gegen einen Felsen geprallt. Trotz eines Helmes zog er sich dabei schwere Verletzungen zu. Er sei bei Bewusstsein gewesen, als er zunächst in das örtliche Krankenhaus Moutiers gebracht worden sei. Später wurde Schumacher per Rettungshubschrauber in die Klinik nach Grenoble gebracht, wo er um 13 Uhr eingeliefert wurde. Den Ärzten zufolge litt er zu der Zeit an einem „Kopftrauma mit Koma“. Schumacher musste sofort notoperiert werden.

Klinikdirektor Jean-Marc Grenier bestätigte am frühen Sonntagabend lediglich, dass sich Schumacher am Kopf verletzt habe. Schumachers Managerin Sabine Kehm betonte in einem ersten Statement: „Wir bitten um Verständnis, dass wir über seinen Gesundheitszustand keine fortlaufenden Informationen abgeben können.“ Sie bestätigte lediglich, dass „Schumi“ nicht allein gewesen sei; möglicherweise fuhr sein 14-jähriger Sohn mit ihm auf der ungesicherten Piste.

Ein Gehirnspezialist ist am Nachmittag in der Klinik eingetroffen

Vor dem Krankenhaus wurden am Abend Absperrungen aufgebaut. Später traf unter großem Polizeiaufgebot der Spezialist Professor Gérard Saillant in der Klinik ein. Er ist Gründer und Präsident eines Gehirn-Instituts und war Chef der Unfallchirurgie im Pariser Krankenhaus Pitié-Salpêtrière. Laut dem ehemaligen Formel-1-Piloten Olivier Panis, der in Grenoble lebt, traf auch die Familie des ehemaligen Piloten ein. Panis selbst wurde nicht zu seinem Ex-Kollegen vorgelassen und äußerte sich besorgt.

Michael Schumacher erlitt am Sonntag einen schweren Skiunfall.

© dpa

In seiner Formel-1-Karriere blieb Schumacher weitgehend von schweren Verletzungen verschont. Seinen schwersten Crash erlebte er 1999 in Silverstone, als er sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zuzog. Doch neben dem Rennfahren pflegt er einige riskante Hobbies. Die Tempohatz auf Skiern gehört noch zu Schumachers gemütlicheren Nebenbeschäftigungen. Doch gilt er als guter Skifahrer. Die traditionellen Pressetermine seines früheren Rennstalls Ferrari im italienischen Skiort Madonna di Campiglio nutzte er gern, um sich auf zwei Brettern die Pisten hinabzustürzen.

Die Geschwindigkeit dominiert Schumachers Leben seit seiner Kindheit im Kart-Club Kerpen-Manheim, und auch ohne die Formel 1 kann er von ihr nicht lassen. Eigentlich wollte er nach seinem ersten Rücktritt 2006 zur Ruhe kommen, „auch mal ein Buch lesen“. Wollte seine Frau Corinna beim Westernreiten auf Turnieren zur Hand gehen. Doch das Leben im Grenzbereich lässt ihn nicht los. Statt geruhsamer Nachmittagsstunden auf der eigenen Ranch stürzt er sich immer wieder in neue, gefährliche Abenteuer. Jetski, Alpinski, Kart - alles was schnell ist, zieht ihn in seinen Bann. Trotz Höhenangst fliegt er Hubschrauber und macht die Fallschirmspringerlizenz. „Da oben an der Kante vom Flieger zu stehen, das ist schon intensiv“, sagt er einmal.

2009 hatte Schumacher einen schweren Motorradunfall

Intensiver wird auch seine Leidenschaft für schnelle Motorräder, die 2006 so richtig erwacht. Im Umfeld der semiprofessionellen Internationalen Deutschen Meisterschaft absolviert er Testfahrten und nimmt unter dem Tarnnamen Marcel Niederhausen sporadisch an Rennen teil. Im April 2008 stürzt er bei einem solchen Test auf dem Lausitzring, bleibt aber unverletzt. Weniger Glück hat er Anfang 2009: Bei Tests in Cartagena in Spanien stürzt er schwer. Er verletzt sich an Halswirbeln und Rippen, zudem erleidet er eine Fraktur im Bereich der Schädelbasis. Sein Arzt erklärt später, es sei der schwerste Unfall in Schumachers Karriere gewesen. Wegen der andauernden Schmerzen muss Schumacher nach ersten Testfahrten seinen Comebackversuch bei Ferrari aufgeben. Wer ihn bei der Überbringung dieser Mitteilung weinen gesehen hat, der weiß, wie Schumacher tickt. 

Kurz darauf wagt es Schumacher doch zurück in die Formel 1, drei Jahre fährt er für Mercedes. Dass die Erfolge von früher sich nicht mehr einstellen, das erklären erst Experten und dann auch er selbst unter anderem mit nachlassenden Reflexen. Doch die Liebe zum Tempo ist stärker als die Weisheit des Alters. Nicht er tritt schließlich endgültig zurück, sondern Mercedes schickt ihn in den Formel-1-Ruhestand. Doch ruhig bleibt er nicht lange. Nach seinem Motorrad-Unfall hatte er eigentlich erklärt, nie wieder auf zwei Rädern umherrasen zu wollen. Nur drei Monate nach seinem endgültigen Karriereende absolvierte er im März 2013 wieder Motorrad-Testfahrten in Valencia. (mit dpa, rtr, AFP)

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