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Schulkinder sollen mehr über gesunde Ernährung lernen, sagt Minister Christian Schmidt.

© Doris Spiekermann-Klaas

Exklusiv

Christian Schmidt appelliert an die Länder: Minister will Ernährung als Schulfach

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt will Ernährung zum Schulfach machen und hat einen Brief an die Länder geschrieben. Die Reaktion ist zurückhaltend.

Von Maris Hubschmid

Berlin - Die Schulküche soll zum Klassenzimmer werden – zumindest wenn es nach Bundesernährungsminister Christian Schmidt geht. In einem Brief hat der CSU-Politiker an die Kultusminister der Länder appelliert, ein Schulfach „Ernährung“ einzurichten. „Jedes Kind soll das Einmaleins einer gesunden Ernährung lernen – unabhängig von der Herkunft und vom Schultyp“, heißt es in dem Schreiben an die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Brunhild Kurth, das dem Tagesspiegel vorliegt. „Deshalb setze ich mich für ein eigenes Schulfach Ernährung ein.“

Bereits seit Längerem wirbt der Minister dafür, Kompetenzen rund um Essen und Kochen bei Schülern zu stärken. Sein Ministerium hat dafür Unterrichtsmaterialien entwickeln lassen. Als besonderes Erfolgsmodell feiert er den bereits etablierten „Ernährungsführerschein“: In sechs Doppelstunden sollen Drittklässler lernen, sich kleine Speisen zuzubereiten und sicher mit Küchengeräten umzugehen. Auf dem Plan stehen „lustige Brotgesichter“ und „fruchtige Schlemmerquarks“ statt Bruchrechnung. Die Kinder legen eine praktische und eine schriftliche Abschlussprüfung ab, bei der es auch um Tischkultur geht. Rund 750 000 Grundschulkinder hätten den Führerschein schon erworben, sagt Schmidt.

Kultusministerin: "Dürfen die Schulen nicht überfrachten"

Auch bei der Verbesserung der Schulverpflegung sei schon viel erreicht, urteilt er in seinem Brief. „Unser Ziel, das Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil bei allen Schülerinnen und Schülern zu stärken, können wir aber nur erreichen, wenn wir (...) die Grundlagen des Ernährungswissens auch im Schulunterricht verankern.“ Dann könne Ernährung als Schulfach „nachhaltig zur Prävention von ernährungsmitbedingten Krankheiten beitragen“.

Die Adressatin, Brunhild Kurth, sagte dem Tagesspiegel am Dienstag, das Thema Ernährung sei ohne Zweifel sehr wichtig. Die Kultusministerkonferenz habe deshalb 2013 eine Empfehlung zur „Verbraucherbildung“ verabschiedet. Vielerorts taucht Ernährung bereits im Lehrplan auf – wenn auch nicht als eigenes Fach, sondern im Rahmen des Sachkundeunterrichts. Allerdings sei die Einführung eines Schulfaches Sache der Länder. „Und wir müssen uns auch fragen, ob wir damit nicht die Schulen überfrachten. Wenn wir allen Wünschen nach zusätzlichen Unterrichtsfächern nachkämen, wären wir schnell bei einer 80-Stunden-Woche für Schüler“, sagte Kurth. Wie in vielen Fällen dürfe man auch hier nicht die Eltern aus der Verantwortung lassen.

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