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In Düsseldorf treffen sich derzeit die Arbeitnehmervertreter der Lehrer.

© dpa

GEW bekommt neue Führung: Oberlehrer gesucht

Die Bildungsgewerkschaft GEW lädt zu ihrem Gewerkschaftstag nach Düsseldorf. Die Wahl eines oder einer neuen Vorsitzenden steht im Mittelpunkt.

Berlin - Es wird nicht langweilig in den nächsten Tagen im Düsseldorfer Congress Center, wo sich die Delegierten der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) versammeln. Das liegt in der Natur der Bildungsgewerkschaft, die ziemlich heterogen ist und in der die einzelnen Landesverbände mehr Macht haben als in anderen Organisationen. Aber dieser Gewerkschaftstag ist auch deshalb besonders, weil die gesamte Führung neu gewählt wird und für diverse Vorstandsämter mehrere Kandidaten ins Rennen gehen. Auch für den Vorsitz. Ulrich Thöne, seit acht Jahren an der Spitze der GEW, tritt aus Altersgründen nicht mehr an. Der Berliner Norbert Hocke (61) bewirbt sich ebenso wie Marlis Tepe (59) aus Schleswig-Holstein um die Zustimmung der 430 Delegierten.

Mit zuletzt 267 000 Mitgliedern gehört die GEW zu den kleinen Organisationen im DGB. Doch kaum eine Gewerkschaft war in den vergangenen Jahren so erfolgreich beziehungsweise so attraktiv: Seit 2007 steigt die Mitgliederzahl, insgesamt um fast 20 000. Das hängt zusammen mit Tarifauseinandersetzungen, die bei Lehrern und Erziehern häufiger und heftiger geworden sind. Mit Ulrich Thöne hängt der Mitgliederzuwachs eher weniger zusammen. Der jetzt ausscheidende Vorsitzende ist unauffällig und konnte nie so richtig die Schuhe seiner Vorgängerin Eva-Maria Stange füllen, die nach ihrer Zeit an der GEW-Spitze als SPD-Wissenschaftsministerin in Sachsen fungierte. Stange, so wird in der GEW erzählt, sei den Landesfürsten der Gewerkschaft damals zu stark geworden und wurde deshalb 2005 durch den drögen Thöne ersetzt.

Und nun? Hocke ist der erfahrene Kandidat der Bundesleitung – und eben nicht der Kandidat der Länder. Bereits seit 1986 ist Hocke im Vorstand der GEW und dort für Jugendhilfe und Sozialarbeit zuständig. Mit Hocke würde erstmals ein Erzieher an die Spitze rücken und kein Lehrer. Über mehr als ein Jahrzehnt hat Hocke eine Kindertagesstätte in Berlin geleitet, bevor er hauptamtlicher GEW-Funktionär wurde. Er will „die Bildungsgewerkschaft von der Kinder- und Jugendhilfe, der Schule, der beruflichen Bildung, der Hochschule bis zur Erwachsenenbildung stärken und ausbauen“. Das will die Realschullehrerin Tepe natürlich auch. Und dazu den drohenden Fachkräftemangel „nutzen, um die Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen“. Tatsächlich ist es der GEW wie auch ihrer großen Schwester Verdi bislang nicht gelungen, für Sozial- und Erziehungsberufe Arbeitszeiten und Einkommen durchzusetzen, die an das Niveau der Industrie heranreichen.

Tepe ist die Kandidatin der Länder und müsste deshalb nach GEW-Logik gut in die Schuhe Thönes passen. „Die Länder wollen einen schwachen Vorstand und eine schwache Vorsitzende“, sagt ein Vorstandsmitglied, das sich jahrelang mit den Landesfunktionären rumplagen musste. Nach der Föderalismusreform 2006 seien „die Blütenträume in den Landesvorständen weiter gewachsen“, nach dem Motto: Wenn Bildung allein Ländersache ist, dann ist auch die gewerkschaftliche Vertretung von Erziehern und Lehrern Sache der Landesverbände.

Hocke
Hocke

© KAY HERSCHELMANN

Am diesem Donnerstag wird der neue Vorstand gewählt, in den folgenden Tagen befasst sich die GEW mit Anträgen und Gästen: Unter anderem treten Sigmar Gabriel, Jürgen Trittin und Gregor Gysi in Düsseldorf auf.

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