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Innovativen Baustoffe, Sinkende Kosten. Für ein Haus, das nach der EnEV 2014 gebaut wurde, zahlen Bauherren heute weniger als für ein Haus, das 1990 gebaut wurde.

© imago

Energieeffizienz: Kein Grund für höhere Baupreise

Immer öfter hört man die Klage, mehr Energieeffizienz mache Bauen unbezahlbar. Eine Studie im Auftrag der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) räumt mit Vorurteilen auf.

„Ist Energieeffizienz der natürliche Feind des kostengünstigen Bauens?“ Mit dieser Frage muss sich die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) anscheinend öfter beschäftigen. Sogar von einer „PR-Schlammschlacht“ gegen energieeffizientes Bauen spricht Deneff-Vorstand Christian Noll. Zur „Versachlichung“ der Debatte hat die Initiative eine Studie zur Preisentwicklung von Gebäudeeffizienz beim Beratungsunternehmen Ecofys und dem Architekturbüro Schulze Darup & Kollegen in Auftrag gegeben.

Demnach gibt es zwischen steigenden Baupreisen und energetischen Anforderungen keinen Zusammenhang. Betrachtet wurden die Kosten für Außenwände inklusive Wärmedämmung, Dach, Fenster und Heizungspumpe in einer neuen Doppelhaushälfte über 24 Jahre. Die Kosten, wie sie in Standardwerken für die Baubranche niedergelegt sind, wurden mittels des Baupreisindex’ vom Statistischen Bundesamt preisbereinigt. „Gestiegen ist der Index ab 1990 durch die deutsche Einheit, 2006 nach dem Wegfall der Eigenheimzulage und 2009 durch das Konjunkturpaket II“, fasst Andreas Hermelink von Ecofys zusammen. Die Wärmeschutzverordnung 1995 und die Energieeinsparverordnungen von 2002 und 2009 hätten dagegen „keine Spur eines Einflusses“ auf die Preise gehabt.

Betrachtet man die monatliche Belastung von Bauherren inklusive Finanzierungs- und Betriebskosten zahlen sie heute für ein Haus, das nach der EnEV 2014 gebaut wurde, weniger als für ein Haus, das 1990 gebaut wurde – höhere Zinsen von damals rausgerechnet. Der Grund für die Einsparungen ist der geringere Verbrauch von Strom, Heizung und Warmwasser. „Sogar sämtliche Zukunftsstandards führen zu einer niedrigeren Belastung als vergangene Standards“, heißt es in der Studie. Burkhard Schulz Darup führt dies auf sinkende Kosten bei innovativen Baustoffen zurück, sobald diese in größerer Stückzahl auf den Markt kommen. Allerdings hängen bezahlbare Preise auch vom Architekten ab, räumt er ein. „Viele Akteure und Planer müssen noch Erfahrungen sammeln“, sagt der Experte diplomatisch. „Wir brauchen eine massive Fortbildungskampagne, nicht nur Förderung oder ordnungsrechtliche Maßnahmen“, formuliert Christian Noll.

Kostengünstiger Neubau kann gelingen

Dass ein energetisch anspruchsvoller und kostengünstiger Neubau gelingen kann, beweist die Wohnungsgesellschaft Hettstedt bei Halle. Sie bekam jetzt für zwei Mehrfamilienhäuser das Qualitätssiegel des Vereins zur Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau. „Hettstedt gehört zu den Gebieten in Deutschland mit unterdurchschnittlichen Mieten“, sagt Gabriele Berner, Geschäftsführerin der Wohnungsgesellschaft. Der Neubau musste also bezahlbare Mieten ermöglichen und trotzdem die Anforderungen der bei Baubeginn geltenden EnEV 2009 erfüllen.

„Der Wärmeschutznachweis ist mit einer Zweifachverglasung gelungen“, berichtet der Technische Leiter der Wohnungsgesellschaft, Hans-Joachim Fix. Zum Heizen wird eine gasgetriebene Luftwärmepumpe eingesetzt, die bei Minustemperaturen von einer Gas-Brennwerttherme unterstützt wird. Jede Wohnung hat eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die Gebäudehülle aus 365 Millimeter Gasbeton kommt ohne Wärmedämmfassade aus. Die Kaltmiete liegt nun bei 5,10 Euro pro Quadratmeter, die Bau- und Erschließungskosten betrugen 1460 Euro pro Quadratmeter. Sie konnten auch deshalb realisiert werden, weil die Gebäude komplett aus Eigenmitteln bezahlt wurden, berichtet die Geschäftsführerin.

Große Aufgabe sei die energetische Bestandssanierung

Günstige Kredite von der KfW sind dagegen in den Berechnungen der Ecofys-Studie enthalten. Ohne sie würde die errechnete monatliche Belastung höher sein. Betrachtet man die reinen Baukosten, können Effizienzstandards allerdings doch zu höheren Kosten führen. So lautet jedenfalls das Ergebnis einer Studie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen vom August. Demnach wäre ein Haus, das nach der 2016 in Kraft tretenden schärferen EnEV gebaut wird, sieben Prozent teurer als ein nach der EnEV 2014 errichtetes Haus. Das bezweifelt Burkhard Schulze Darup aufgrund 25-jähriger Erfahrung und sagt, sein Büro könne den Standard für drei Prozent Mehrkosten erreichen.

Neubau sei „eigentlich easy“, meint er. Als viel größere Aufgabe sieht er die energetische Bestandssanierung. „Dabei werden wir nicht um Förderung herumkommen“, erklärte Deneff-Vorstand Martin Bornholdt. Diese Woche hat sich das Kabinett geeinigt, genau hier zu helfen und beschloss unter anderem eine steuerliche Absetzbarkeit von Energieeffizienzmaßnahmen.

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