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Immobilien: Im eigenen Wald ist das Geld gut aufgehoben

Die Investition in ein Stück Forst lohnt sich auch für Kleinanleger. Günstige Angebote gibt es viele.

Eine mögliche Geldanlage liegt in Berlin fast vor der Haustür: Wald. 450 000 Hektar Wald gibt es in Brandenburg, knapp die Hälfte davon befindet sich in Privatbesitz. Die Privatforsten sind durchschnittlich nur vier bis fünf Hektar groß. Kleinbesitzer haben sich im Waldbauernverband zusammengeschlossen. Dieser ist auch eine Anlaufstelle für Kleinanleger, die in die Natur investieren wollen – und ihre Geldanlage künftig für den Sonntagsausflug, die Pilzsuche und den Brennholz-Nachschub nutzen wollen.

Investieren in ein eigenes Stück Forst – das wird offenbar für immer mehr Deutsche interessant. Seit viele Bürger Angst um ihr Geld bekommen haben, rechnet sich auch der Wald im Kleinen. Bisher galt, dass Forstbesitz sich in Deutschland erst ab 100 Hektar trägt, also ab mindestens 10 000 Quadratmeter. Doch seit normale Sparanlagen nur noch zwischen ein und zwei Prozent Zinsen bringen, haben Anleger freie Wahl. Für manchen geht derzeit Werterhalt vor Rendite – das macht Sachwerte interessant.

Der Bodenwert des Waldes steigt seit Jahren kontinuierlich an – die Kapitalanlage in Grün lässt sich also bis jetzt wirklich gut an. Ein mittelgut bestockter Mischwald in Thüringen, der gern als Durchschnittswert der deutschen Waldarten genommen wird, hat in den vergangenen zehn Jahren seinen Wert verdoppelt, so rechnet man jedenfalls in der Fürstlich Castell’schen Bank in Würzburg.

Dennoch sind die Preise bislang noch in Bodennähe geblieben. Zwar werden bei einigen Angeboten im Internet überhöhte Preise gefordert – da will man wohl unerfahrene Anleger über den Tisch ziehen. Seriöse Angebote richten sich nach Bodengüte und Baumbestand und „kosten zwischen 40 Cent und 1,20 Euro je Quadratmeter“, sagt Steffen Eisfeld, Diplomingenieur der Forstwirtschaft. „Drei Euro sind schon Wucher.“ Eisfeld schwärmt von einem Wald in allerbester Lage, gut bewachsen, mit viel Furnierholz der gefragten Sorten – „2,08 Euro je Quadratmeter“ hat er als Preis ermittelt. Das soll die Obergrenze sein. 35 bis 40 Cent pro Quadratmeter sind einfache Kiefernwälder wert, wie sie in Vorpommern und in Teilen Brandenburgs wachsen.

Steffen Eisfeld lernt man kennen, wenn man im Internet auf die Waldbörse www.wald-wird-mobil.de stößt. Diese Webseite, die Eisfeld betreut, wird von einer Initiative der deutschen Holzindustrie getragen und soll den Besitzern helfen, ihre Flächen zu bewirtschaften. Das hilft beiden: den Holzverarbeitern, die so an ausreichend Nachschub kommen, ohne Holz über lange Strecken importieren zu müssen. Und die Waldbesitzer finden in den Foren vor allem Fachwissen und Kontakt zu Helfern und Abnehmern sowie Zugang zu günstigen Gruppenversicherungstarifen; das grüne Goldstück sollte gegen Sturmschäden und Brände abgesichert sein.

Wald-wird-mobil.de ist eine gemeinnützige GmbH mit Sitz in Göttingen und nach eigenen Angaben die erste Initiative dieser Art. Sie konzentriert sich auf Thüringen, hat aber auch ein offenes Ohr für Anfragen und Angebote aus dem ganzen Bundesgebiet. Jeder kann Angebote einstellen oder suchen. „Wir hatten sogar schon Anfragen aus Finnland und Kanada“, sagt Eisfeld. Demnächst kommt noch eine Unternehmerbörse für Arbeitsaufträge im Wald hinzu.

Die Initiative hat inzwischen Nachahmer gefunden, auch die brandenburgische Landesregierung fördert die Bewirtschaftung von kleinen Privatwäldern. Das Ziel: Mehr Privatbesitzer sollen ihren Forst bewirtschaften – also Bäume fällen, Holz verkaufen und neu aufforsten.

Wer unter die Waldbesitzer gehen möchte, findet außer in den Waldbörsen auch bei Forstmaklern, vor allem aber bei Versteigerungen interessante Angebote. Ein Berliner Auktionshaus rief kürzlich Waldimmobilien im Dutzend auf, zu durchweg seriös kalkulierten Gebotslimits: 35 195 Quadratmeter Wald bei Straußberg ab 5000 Euro Mindestgebot und 16 390 Quadratmeter ab 1200 Euro. 2446 Quadratmeter in Eberswalde für 1000 Euro, ein Waldstück in Wernsdorf bei Königs Wusterhausen mit 8885 Quadratmetern ab 2000 Euro Erstgebot. Ein Stück zum Üben oder als Kaminholz-Vorrat war am vergangenen Wochenende in Karhausen zur Auktion aufgerufen: 732 Quadratmeter Miniforst im Wandlitzer Ortsteil Basdorf für 350 Euro. Am 5. Juni dieses Jahres will die Deutsche Internet Immobilien Auktionen GmbH, eine Tochter der Berliner Grundstücksauktionen AG, eine Art „Wald-Spezial“ aufrufen.

Der Erwerb von Waldstücken unterscheidet sich kaum vom Kauf anderer Immobilien, der Besitz hingegen schon. In den Forsten herrschen spezielle Vorschriften, rund um Berlin gilt das Waldgesetz des Landes Brandenburg. Das schreibt zum Beispiel vor, dass es jedermann gestattet ist, den Wald zum Zweck der Erholung zu betreten. Auch bei den Schätzen des Waldes darf der Besitzer nicht kleinlich sein: Einen Handstrauß darf sich jeder Besucher pflücken, Pilze, Waldfrüchte und wildwachsende Pflanzen für den eigenen Gebrauch sammeln. Wer seinen Wald einzäunen wollte, müsste dazu die Genehmigung der Forstbehörden einholen – das wird schwer.

Dafür hat ein Waldbesitzer auch Privilegien. Er kann sich etwa eine Festtagszigarre mitten im Wald anzünden – denn wer im Wald rauchen darf, bestimmt der Chef, so steht es im Waldgesetz. Brandschutz ist selbstverständlich vorgeschrieben – und Ehrensache für Waldbesitzer.

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