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Litfaßsäule? Das war einmal. Wer heute von sich reden machen will, setzt auf Internetpräsenz. Die Domains „.berlin“ oder „berlin.de“ können hilfreich sein.

© Davids/Gregor Fischer

Neue Internetadresse: Berlin ist spannend – auch als Domain

Makler und Projektentwickler sehen in der neuen Städte-Endung „.berlin“ eine Bereicherung. Wie so oft, geht es aber um die Inhalte.

Jeder Internet Nutzer kennt sie, die Mail- und Internetseiten-Endungen wie .de, oder .com, oder .org. Diese Abkürzungen werden im Fachjargon als „top-level-domains“ = TLD`s bezeichnet und lassen einen Schluss auf die Herkunft des Internetteilnehmers erkennen. Am Dienstag ist Berlin – wie berichtet – als erste Metropole mit einer der neuen Städte-Endungen an den Start gegangen: „.berlin“.

Die Provider sehen zum Beispiel bei Handwerkern und kleinen Unternehmen großen Bedarf an einem regionalen Bezug im Netz. Mit neuen Adressen wie www.schmidt.berlin würden mehr Vielfalt und Gestaltungsmöglichkeiten im Netz geschaffen, sagt Dirk Krischenowski, Geschäftsführer der Betreiberfirma Dot Berlin. Mit dem Startschuss wurde als erste Adresse www.wohnheim.berlin beim Provider Strato freigeschaltet. Das könnte darauf hindeuten, dass die Immobilienwirtschaft in Berlin besonders regen Gebrauch von der Registrierung der Endung „.berlin“ machen könnte. Ist dem so?

Der Immobiliendienstleister Aengevelt zum Beispiel hat selbst die Internet-Adresse www.aengevelt.berlin beantragt und wird diese voraussichtlich auch erhalten. „Auswirkungen oder Veränderungen wird dies indessen nicht haben,“ sagt Unternehmenssprecher Thomas Glodek auf Anfrage, „denn wer diese Internet-Adresse später anklickt oder eingibt, wird auf die bereits seit Jahrzehnten bestehende Homepage umgeleitet.“ Er geht davon aus, dass andere Immobilien-Unternehmen das genauso handhaben, wenn sie bereits eine Homepage besitzen. Glodek glaubt nicht, dass die Endung „.berlin“ starken Einfluss auf das Suchmaschinen-Verhalten haben wird, da meistens in Stichwort-Kombinationen wie „Makler Berlin“, „Büroflächen Berlin“ oder „Investment Berlin“ gesucht werde. Genau das ist eben die Frage.

Für Immobilienunternehmen wohl kein Renner

Unter den derzeit mehr als 40 neuen Endungen steht nach Angaben von Strato die Hauptstadt-Domain ganz oben auf der Bestellliste der Interessenten. Zum Start bieten einige große Provider Sonderaktionen an. Bei Strato gibt es die Domain-Endung im ersten Jahr für unter 1,90 Euro, 1&1 bietet eine Adresse mit der Berlin-Endung für die ersten zwölf Monate kostenlos an.

Wie gut ein Unternehmen oder eine Dienstleistung im Netz gefunden werden will, richtet sich vor allem nach technischen Standards oder der Suchmaschinen-Ausrichtung (Key-Adwords). Martin Kaßler, Geschäftsführer des Dachverbandes Deutscher Immobilienverwalter e.V., hat sich zwar erst einmal „www.immobilienverwalter.berlin“ gesichert, „aber nicht weil wir es brauchen, sondern lediglich als Platzhalter“. Kaßler glaubt nicht, dass die neue Domain-Endung etwas Spektakuläres darstellt oder neue Vorteile für die Branche mit sich bringt: „Allenfalls im Tourismus-Segment lässt sich damit etwas anfangen und Berlin herausstellen.“

Katharina Burkardt, Pressesprecherin des GDW Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. konnte bei ihren Wohnungsunternehmen noch keinen riesigen Run auf die Domains verzeichnen. „Es gibt aber sehr wohl Projektentwickler, für die der Standort Berlin als Werbemaßnahme spannend ist und die sich dementsprechend registrieren lassen.“ Ebenso sei die Domain sicher auch für Makler interessant, sagt Burkardt.

Die Berliner Firma Dot Berlin hatte sich rund zehn Jahre lang für die Registrierung der „.berlin“-Endung eingesetzt und die dafür nötigen formalen Schritte eingeleitet. Sie wird die neue Hauptstadt-Domain nun mit Unterstützung aus Wirtschaft und Politik betreiben. Rund fünfzig Registrare gehörten zu den Vertragspartnern.

London, New York und Tokio folgen

Die Adresse „.berlin“ sei eine privatwirtschaftliche Idee gewesen, habe aber schnell die volle Unterstützung der Politik erhalten, sagte Senats-Sprecher Richard Meng. Erfreulich sei gewesen, dass die Initiative auch aus Berlin und nicht von auswärts gekommen sei. Vor allem Innungen und Handwerksbetriebe dürften in der neuen lokalen Endung einen großen Mehrwert sehen.

Die Internet-Verwaltung ICANN hatte im Juni 2011 in einem historischen Schritt die Erweiterung des Adressraums beschlossen. In einem ersten Schwung waren über 40 Endungen von der ICANN freigegeben worden, darunter etwa auch „.guru“, „.bike“ und „.camera“.

Von den neuen Top Level Domains ist „.berlin“ die erste, die zur öffentlichen Vergabe an den Start geht. Wien ist zwar bereits mit einer Städtenamen-Website im Netz vertreten, die öffentliche Registrierung wird aber erst Mitte Juli starten. Zahlreiche Metropolen wie London, New York und Tokio werden folgen. Dann würden auch Top Level Domains in verschiedenen Sprachen wie arabisch und chinesisch verfügbar sein, sagte ICANN-Vorstandsmitglied Cherine Chalaby.

Doch zunächst sind es vor allem lokal tätige Geschäfte, die Interesse an einer Städtekennung haben: „Da wir überregional arbeiten, haben wir von der Domain-Endung .berlin keinerlei Vorteil“, sagt zum Beispiel Barlag Arnholm, geschäftsführender Gesellschafter der Helma Ferienimmobilien GmbH mit Hauptsitz in Berlin. Er spricht für viele. So sagt auch Richard-Emanuel Goldhahn, Geschäftsführer der Cobalt Deutschland GmbH, Hauptsitz ebenfalls in Berlin: „Als Personalberatung in der Immobilienwirtschaft sind wir in Deutschland an den fünf Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München vertreten. Unsere Tätigkeit ist damit nicht nur auf eine Region fokussiert. Deswegen ist für uns die .berlin-Domain nicht maßgeblich.“ Doch wer weiß? Das kann ja noch kommen.

Bei Page-Rankings sind Ortskennungen eher zweitrangig

Ob man bei den Suchmaschinen ganz oben steht, entscheidet nämlich nicht alleine die „top-level-domain“. Intelligente Computerprogramme – so genannte „Crawler“ – fahnden permanent auf den Webseiten der Anbieter nach Schlüsselwörtern, die den gesuchten am ehesten entsprechen. Auch die werbliche Präsenz des Internet-Teilnehmers spielt eine immer entscheidendere Rolle. Und die Aktualität der Webseite ist elementar. Nicht zuletzt auch die Anzahl der Suchbegriffe, welche in der Webseite enthalten sind, nach der möglichst viele Benutzer suchen. Das alles hat auch mit Geld zu tun. In diesem Falle hilft viel auch viel. Glücklicherweise stehen für diese Bemühungen Heerscharen von EDV Dienstleistern parat um das wichtige „Page-Ranking“ zu steigern.

Einer von ihnen ist Orlando Mittmann, bei kautionsfrei.de verantwortlich für die Google-Suchmaschinenoptimierung. Er sagt, man könne die Endung „.berlin“ aus Marketingsicht oder aus Google-Sicht betrachten. Google brauche bis zu einem Jahr bis sich neue Domains mit Blick auf Platzierungen bemerkbar machen: „Dieser Weg ist ein langer“, sagt Mittmann. Noch hätten „de.Domains“ einen höheren Stellenwert, weil es sie schon seit Jahren gäbe. Da Google eine Kategorisierung von Branchen und Marken vornehmen wolle, seien Ortskennungen wohl eher zweitrangig. Aber: „Es kommt darauf an, das Angebot so zu konfigurieren, dass es passgenau im Marktsegment und beim Zielkunden ankommen kann.“ Und da Berlin derzeit hip sei, habe „.berlin“ durchaus Charme und Chancen.

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