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Drei Männer stehen in einem mit Wandbildern geschmückten Raum neben einem Sarkophag.

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Update

Möglicher Sensationsfund in Ägypten: Dem Grab Nofretetes auf der Spur?

Ein britischer Archäologe glaubt, im Tal der Könige dem Grab Nofretetes auf der Spur zu sein. Andere Experten sind skeptisch, warnen vor voreiligen Schlüssen - und hoffen, ein etwaiges Grab könnte unangetastet bleiben.

Experten reagieren skeptisch auf die Ankündigung des britischen Archäologen Nicholas Reeves, womöglich dem Grab Nofretetes auf der Spur zu sein. Stephan Seidlmayer, Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo, gibt zu bedenken, dass offenbar „die Spekulationen der Feststellung der faktischen Befunde weit vorauseilen“. Hinter den von Reeves entdeckten technischen Unregelmäßigkeiten in der Ausführung des Grabes von Tutanchamun im Tal der Könige könne „etwas völlig Triviales“ stecken. Zuvor hatte bereits Olivia Zorn, stellvertretende Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, gesagt, die Theorie von Reeves sei bisher sehr spekulativ.

Ein Mauerdurchbruch wurde später übertüncht

Reeves hat Anhaltspunkte gefunden, dass hinter der 1922 entdeckten Grabkammer des Pharao Tutanchamun zwei weitere Grabstätten liegen könnten. Bei einer davon könnte es sich um Nofretetes Grab handeln, vermutet Reeves. Der Forscher der Universität Arizona verweist dabei auf mögliche Mauerdurchbrüche, die durch eine spätere Bemalung übertüncht wurden. Entdeckt hat er sie auf hochauflösenden Bildern des Tutanchamun-Grabes.

Die Büste der Nofretete, im Hintergrund Museumsbesucher.
Die Nofretete ist das Glanzstück des Ägyptischen Museums in Berlin. Die Nofretete-Expertin Bénédicte Savoy von der TU Berlin ist von der möglichen Existenz ihrer Grabkammer "bewegt", hofft aber auf einen sensiblen Umgang damit.

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Die mögliche nördliche Kammer stamme aus einer Zeit vor dem berühmten Kindkönig (um 1330 v. Chr.) und könnte das „ungeplünderte Grab“ der Nofretete sein, schreibt der Wissenschaftler in einem Aufsatz für das Forschungsprojekt zur ägyptischen Ausgrabungsstätte Amarna. Die britische Wochenzeitung „The Economist“ zitierte Reeves mit den Worten: „Wenn ich falsch liege, liege ich falsch. Aber wenn ich recht habe, könnte es vielleicht die größte archäologische Entdeckung aller Zeiten sein.“

"Methodisch und Schritt für Schritt aufklären"

Seidlmayer rät zur Vorsicht. Ob es sich um ein Grab oder auch nur um eine Kammer handele, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch völlig offen – ebenso wie die Frage, ob dann noch eine Bestattung zu finden wäre. „Sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, wessen Bestattung es vielleicht sein könnte, ist im Moment einfach müßig“, sagt Seidlmayer. Jetzt müsse erst einmal die archäologische Arbeit geleistet werden, die materiellen Tatsachen methodisch und Schritt für Schritt aufzuklären.

"Schon immer eine Sache der Imagination"

„Bei aller Unschärfe bewegend“ nennt Bénédicte Savoy, Kunsthistorikerin an der TU Berlin und Nofretete-Expertin, die vermutete Existenz dieser Grabkammer und die historischen Erkenntnisse, die damit zusammenhängen könnten. Gebe es die Kammer wirklich, wäre ihr folgende Vorstellung am liebsten: „Die Archäologen würden nach allen Untersuchungen beschließen, bei dieser Gewissheit zu bleiben und die Kammer nicht zu öffnen.“ Schließlich sei die Erforschung des alten Ägyptens „schon immer auch eine Sache der Imagination“ gewesen. (mit dpa)

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