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© ddp

Erstsemester: Studierende fluten die Unis

Die Hörsäle werde noch voller: So viele Erstsemester wie nie zuvor nehmen in Deutschland ein Studium auf. Berlin ist für Studienanfänger besonders attraktiv.

Auf den Straßen demonstrieren Studierende dieser Tage gegen schlechte Studienbedingungen. Dass es in den Seminarräumen in den nächsten Jahren noch deutlich voller werden dürfte, prophezeien Experten seit langem: Ein große Studentenwelle komme auf die Hochschulen zu. Tatsächlich haben sich diesem Jahr so viele Studienanfänger wie nie zuvor an den deutschen Hochschulen eingeschrieben. 423 600 Erstsemester nahmen ihr Studium auf – knapp sieben Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Der Anteil der Studierenden am gesamten Altersjahrgang beträgt inzwischen 43,3 Prozent. Damit übertrifft die Studienanfängerquote erstmals deutlich die von der Bundesregierung angepeilte Marke von 40 Prozent. Die Zahlen veröffentlichte das Statistische Bundesamt am Mittwoch.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) nannte die Entwicklung in einer Reaktion „sehr erfreulich“. Die Zahlen zeigten, dass die Maßnahmen des Hochschulpaktes Wirkung zeigten. Mit dem Pakt wollen Bund und Länder allein bis 2011 gut 91 000 zusätzliche Studienplätze finanzieren. Die Studentenwerke forderten mehr „preisgünstigen Wohnraum“, um die zusätzlichen Studierenden zu beherbergen, sowie eine soziale Studienfinanzierung. Die Zahlen im Überblick:

Bundesländer

Saarland, Bayern, Berlin – das sind die drei Länder mit dem stärksten Zuwachs (siehe Grafik). Der Anstieg im Saarland ist mit 14,6 Prozent besonders hoch. Ein Grund für diesen Zuwachs sei, dass im kleinsten Flächenland bereits in diesem Sommer ein doppelter Abiturjahrgang die Schulen verließ, erklärte das Statistische Bundesamt. In anderen Ländern wird das erst in den nächsten Jahren der Fall sein. In Berlin begannen gut 26 000 Erstsemester ein Studium, nochmals 3000 mehr als 2008.

Sind die Bundesländer, die keine Studiengebühren nehmen, attraktiver für Erstsemester und in besonderem Maße an dem Anstieg beteiligt? Nein. Auch in Bayern und im Saarland steigt die Quote, obwohl die Studierenden Gebühren zahlen. Dass das Saarland unter der Führung der neuen Jamaika-Koalition die Gebühren bald abschaffen will, dürfte für Studierende nicht absehbar gewesen sein, als sie im Spätsommer ihren Studienort wählten. Auch in anderen Gebührenländern wie NRW und Baden-Württemberg nahmen überproportional viele Abiturienten ein Studium auf. Margret Wintermantel, die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), erklärte das mit der „Vielzahl von Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Lehre“, die in diesen Ländern aus den Gebühren bezahlt würden.

Der Zulauf in den westdeutschen Flächenstaaten könnte sich aber auch dadurch erklären, dass diese erst jetzt anfangen, massiv neue Studienplätze mit den Mitteln des Hochschulpaktes aufzubauen. Sie würden erstmals ihre Verpflichtungen aus dem Pakt erfüllen, erklärte die HRK. Im letzten Jahr hinkten sie hinterher. Vergleichsweise wenig Wachstum verzeichnet der Osten – obwohl er seit dem Frühjahr mit einer millionenschweren Kampagne um Abiturienten aus dem Westen wirbt. Eine Sprecherin aus Sachsen-Anhalt sagte, die Kampagne könne keine kurzfristigen Effekte erzielen, sondern müsse langfristig wirken.

Universität vs. Fachhochschule

Die Fachhochschulen nehmen überproportional viele der zusätzlichen Anfänger auf. Hier beginnen neun Prozent mehr Abiturienten ihr Studium. An den Universitäten liegt der Zuwachs bei fünf Prozent. Eine Grund für diese Entwicklung ist, dass die Länder mit den Mitteln aus dem Hochschulpakt verstärkt FH-Plätze aufbauen, weil sie billiger sind als Uniplätze. Besonders augenfällig ist das in Berlin und Hamburg. Die FHs in beiden Städten verzeichnen 25 Prozent mehr Anfänger. In Berlin vermelden die Unis immerhin einen moderaten Anstieg (4,2 Prozent). Dagegen scheinen die Hamburger Unis unattraktiv für Abiturienten zu sein: Hier gibt es einen Rückgang von acht Prozent. Neben der großen Uni Hamburg, an die FU-Präsident Dieter Lenzen wechselt, gibt es in der Hansestadt noch eine kleinere Technische Uni.

Technikwissenschaften

Das oft beklagte Desinteresse der Studierenden für die Technikwissenschaften scheint gestoppt. Das Statistische Bundesamt untersuchte die Fächer Informatik, Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen. Alle vier Fächer wurden in diesem Jahr von deutlich mehr Erstsemestern belegt als vor zwei Jahren.

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