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Himmlischer Krümel. Dies ist vermutlich ein Bruchstück des Meteoriten, der am Freitag nahe der Stadt Tscheljabinsk niedergegangen ist. Insgesamt wurden 53 Trümmer gefunden.

© dpa

Nach der Explosion: Russische Forscher finden Bruchstücke des Ural-Meteoriten

Chemisch gesehen, war der Brocken Dutzendware. Das Hauptfragment ist noch nicht entdeckt, doch 53 millimetergroße Stücke wurden gefunden. Angeblich kursieren auch gefälschte Trümmer.

Nach dem Meteoriteneinschlag in Russland haben Wissenschaftler angeblich Fragmente des Himmelskörpers gefunden. Tests hätten ergeben, dass es sich um echte Meteoritenteile aus dem Weltall handele, sagte Viktor Grochowski von der Universität in Jekaterinburg am Montag einer Mitteilung zufolge.

Forscher hätten rund um den Tschebarkul-See bei der Stadt Tscheljabinsk 53 Teilchen entdeckt, die alle nur wenige Millimeter groß seien. Die Überbleibsel bestünden zu bis zu zehn Prozent aus metallischem Eisen, außerdem enthalten sie das Mineral Olivin. „Das ist ein klassischer Chondrit“, sagte Grochowski. Chondriten bilden die mit Abstand häufigste Form der auf der Erde gefundenen Meteoritenteile. Der Fund solle „Meteorit von Tschebarkul“ heißen.

Am Freitagmorgen war der Meteorit über die mehr als eine Million Einwohner zählende Stadt Tscheljabinsk und die gleichnamige Region hinweggerast und explodiert. Durch die Druckwelle wurden fast 5000 Gebäude beschädigt. Jüngsten Angaben zufolge wurden 1500 Menschen verletzt, vor allem von umherfliegenden Glasscherben. Der Einschlag des Meteoriten im Ural ist nach erster Einschätzung der europäischen Weltraumorganisation Esa unter den registrierten der größte seit dem „Tunguska-Ereignis“ in Sibirien von 1908.

Die jetzt gefundenen Trümmer deuteten darauf hin, dass das Hauptfragment des Meteoriten auf dem Grund des Tschebarkul-Sees liege, sagte Grochowski. Taucher des Katastrophenministeriums hatten am Wochenende unter einem etwa sechs Meter breiten Loch in der Eisdecke des Tschebarkul-Sees nach dem Meteoritenstück gesucht. Die Tauchgänge bei Außentemperaturen von minus 20 Grad endeten ergebnislos, die Suche wurde am Sonntag offiziell eingestellt. Es sei illusorisch, etwas in dem rund anderthalb Meter dicken Schlick am Grund des Sees zu finden, sagte der Katastrophenschutzminister Wladimir Putschkow.

Privatsammler boten in Internetanzeigen bis zu 300 000 Rubel (rund 7500 Euro) für Teile des Meteoriten. Die Behörden riegelten darum das Einschlaggebiet ab und ließen weder Medienvertreter noch auf eigene Faust recherchierende Forscher zu dem Einschlagloch im Eis. Zudem ermittelte die Polizei nach eigenen Angaben gegen Verkäufer gefälschter Meteoritenteile.

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Unterdessen gingen in Tscheljabinsk die Aufräumarbeiten weiter. Alle Krankenhäuser und Schulen hätten geöffnet, teilten die Behörden mit. Zugleich legten Experten legten einen Entwurf für ein Projekt „zur Abwehr kosmischer Gefahren“ in Höhe von umgerechnet 1,44 Milliarden Euro vor. „Zusätzlich zu bodengestützten Weltraumteleskopen benötigen wir eine Basis im All“, sagte Lydia Rychlowa vom Institut für Astronomie der Agentur Interfax zufolge.

Am Montag legten Experten neue Daten zu den wahrscheinlichen Abmessungen des herabstürzenden Brockens vor. Sie werden unter anderem aus Videoanalysen und der gemessenen Explosionswucht rekonstruiert. Demnach hatte der kosmische Gesteinsblock einen Durchmesser von rund 17 Metern und näherte sich der Erde mit einer Geschwindigkeit von rund 15 Kilometern pro Sekunde, sagt Michael Kahn von der europäischen Raumfahrtagentur Esa in Darmstadt. „Beim Eindringen in die Atmosphäre wird so ein Körper extrem gebremst, dadurch erhitzt er sich und explodiert kurz darauf.“ Das sei in rund 20 Kilometern Höhe geschehen. Die Wucht der Explosion entspreche etwa 500 Kilotonnen TNT, was 30- bis 40-mal so stark ist, wie die Atombombe, die über Hiroshima gezündet wurde. dpa/AFP/nes

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