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Papst Franziskus

© Ettore Ferrari/dpa

Welt-Aids-Tag: Papst Franziskus hält an kirchlichem Kondom-Verbot fest

Die UN fordern mehr Engagement der Regierungen im Kampf gegen die Krankheit. Für das Oberhaupt der katholischen Kirche steht das Kondomverbot nicht auf der Tagesordnung.

Ban Ki Moon, UN-Generalsekretär, hat anlässlich des Weltaidstages die Regierungen zu einem verstärkten Kampf gegen die Immunschwächekrankheit aufgerufen. Das Ziel der Vereinten Nationen, HIV/Aids bis 2030 zu besiegen, sei erreichbar, heißt es in einer am Montagabend in New York verbreiteten Erklärung Bans.

Die Zahl der infizierten Menschen, die lebensverlängernde Therapien erhalten, müsse verdoppelt werden. Alle knapp 37 Millionen HIV-Infizierten sollten behandelt werden. Mädchen und junge Frauen müssten besser über Aids aufgeklärt werden und sie müssten einen besseren Schutz vor einer Infektion erhalten. Kein Kind dürfe mehr mit dem Virus geboren werden, verlangte Ban.

Zwei Millionen Neuinfektionen im Jahr 2014

Rund 15,8 Millionen HIV-Infizierte können sich nach UN-Angaben inzwischen einer lebensverlängernden Therapie unterziehen. Vor fünf Jahren hatten nur 7,5 Millionen Infizierte Zugang zu einer antiretroviralen Behandlung. Millionen Menschen, vor allem in armen Ländern, haben jedoch keinen Zugang zu der Therapie. Rund zwei Millionen Menschen infizierten sich im vergangenen Jahr neu mit HIV. In Deutschland gab es 3200 Neuinfektionen, ebenso viele wie im Vorjahr 2013. 1,2 Millionen Männer, Frauen und Kinder starben 2014 im Zusammenhang mit Aids. Seit 2000 wurden mehr als 25 Millionen Aids-Tote gezählt.

Gleichwohl steht für Papst Franziskus ein Überdenken des kirchlichen Kondom-Verbots derzeit nicht auf der Tagesordnung. Allerdings deutete er auf dem Rückflug von seiner Afrika-Reise am Montag vor Journalisten einen gewissen Ermessensspielraum in der Frage an. Die kirchliche Moral stehe hier vor einem Dilemma, so der Papst. Sie müsse zwischen dem Schutz des Lebens und der Offenheit von Sexualität für die Zeugung von Kindern abwägen - „entweder das fünfte oder das sechste Gebot“.

Papst: Afrika hat größere Probleme

Als eigentliche Probleme in Afrika bezeichnete er Unterernährung, Sklavenarbeit, Mangel an Trinkwasser, soziale Ungerechtigkeit und Kriege. Franziskus antwortete damit auf die Frage eines Journalisten, ob es angesichts der nach wie vor großen Zahl von Aids-Toten in Afrika nicht Zeit für eine Lockerung des Kondomverbots sei. Zum Kondom-Verbot direkt äußerte sich der Papst nicht.

Ihm gefalle es nicht, sich mit „derart kasuistischen“ Fragen und Überlegungen zu beschäftigen, sagte Franziskus weiter. Das erinnere ihn an die Frage, ob es erlaubt sei, am Sabbat zu heilen, wie es die Pharisäer einst Jesus gefragt hätten. Es sei Pflicht zu heilen, betonte der Papst. Doch erst wenn alle von den „Krankheiten, die der Mensch macht“, geheilt seien und „es keine Ungerechtigkeit mehr in dieser Welt gibt, können wir über den Sabbat reden“.

Kondomverbot ist innerkirchlich umstritten

Papst Franziskus besuchte im Rahmen seiner Afrika-Reise unter anderem Uganda. Das ostafrikanische Land hat eine der höchsten Aids-Raten weltweit. In Uganda traf er mit einer aidskranken Frau zusammen, äußerte sich jedoch nur kurz zu dem Thema.

Die Benutzung künstlicher Verhütungsmittel ist nach katholischer Lehre untersagt. Papst Paul VI. (1963-1978) sprach das Verbot 1968 in seiner Enzyklika „Humanae Vitae“ aus. Diese Entscheidung ist bis heute auch innerkirchlich umstritten. Bereits Benedikt XVI. hatte in einem 2010 erschienenen Interview-Buch mit Blick auf Aids gesagt, eine Verwendung von Kondomen könne in begründeten Einzelfällen das kleinere Übel sein. (epd/KNA)

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