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Brandenburg: Der Fall Ulrike: Aus der Haft Briefkontakt mit kleinen Mädchen?

Nach der Festnahme des mutmaßlichen Mörders von Ulrike hat die Polizei noch keine Erkenntnisse darüber, ob der Mann als Täter für weitere noch ungeklärte Sexualverbrechen in Frage kommt. "Die Überprüfung konzentriert sich zunächst auf die Region", sagte der Polizeisprecher von Eberswalde, Toralf Reinhardt.

Nach der Festnahme des mutmaßlichen Mörders von Ulrike hat die Polizei noch keine Erkenntnisse darüber, ob der Mann als Täter für weitere noch ungeklärte Sexualverbrechen in Frage kommt. "Die Überprüfung konzentriert sich zunächst auf die Region", sagte der Polizeisprecher von Eberswalde, Toralf Reinhardt. Dabei übernehme jeweils die zuständige Polizei die Arbeit, die Eberswalder Ermittler stellen jedoch ihre bisherigen Erkenntnisse über den verhafteten Stefan Jahn zur Verfügung.

Der mutmaßliche Mörder der kleinen Ulrike Brandt soll während einer früheren Haft Briefkontakt mit minderjährigen Mädchen gehabt haben. In den Jahren 1998 bis 2000 setzte sich Stefan Jahn über Kontaktanzeigen im Fernseh-Videotext mit den Mädchen in Verbindung, berichteten mehrere Zeitungen am Wochenende. Die Polizei wollte dies weder dementieren noch bestätigen. Die Ermittler überprüfen derzeit jedoch ungeklärte Sexualverbrechen vor allem in der Region Berlin-Brandenburg auf eine mögliche Täterschaft des 25-Jährigen, der als Autodieb vorbestraft ist. Noch gebe es keine "Treffer", sagte Sprecher Reinhardt.

Zum Thema Chronologie: Der Mordfall Ulrike Jahn war 1998 unter anderem wegen Autodiebstahls verurteilt und im Frühjahr 2000 auf Bewährung aus der Haft entlassen worden. Ob er tatsächlich aus dem Gefängnis heraus Kontakt zu kleinen Mädchen aufnahm, konnte die Polizei nicht bestätigen. "Uns ist von den Briefen nichts bekannt, wir schließen so etwas aber auch nicht aus", sagte Reinhardt. Die Staatsanwaltschaft hatte am Freitag erklärt, es werde auch geprüft, ob der am Mittwoch festgenommene Jahn pädophile Neigungen habe.

Ulrike war am 22. Februar verschleppt, missbraucht und getötet worden. Mögliche Parallelen zu noch ungeklärten Sexualverbrechen und Fällen von vermissten Mädchen in der Region beleuchten derzeit die Ermittler. Dabei übernehme jeweils die zuständige Polizei die Arbeit, die Eberswalder Ermittler stellen jedoch ihre bisherigen Erkenntnisse über den verhafteten Stefan Jahn zur Verfügung, sagte Reinhardt. "Es gab schon Anfragen, unter anderem aus Berlin." Jahn war bislang nicht als Sexualstraftäter aufgefallen.

Eine Rückfallstudie der Kriminologischen Zentralstelle Wiesbaden ergab laut "Focus", dass viele Sexualverbrecher aus einem "allgemein kriminellen Milieu" kommen und derzeit nicht in der Gen-Datei erfasst werden. Die zuletzt 150 Mann starke "Soko Finow" beim Eberwalder Polizeipräsidium wurde unterdessen stark verkleinert. Von diesem Montag an werden sich dort noch 24 Beamte mit dem Fall Ulrike beschäftigen.

Von den Ermittlern überprüft werden vor allem ungeklärte Sexualverbrechen an Kindern sowie Fällen von verschwundenen Mädchen in der Region. Dazu zählt der Fall Jessica Kopsch aus Berlin-Reinickendorf. Das Kind verschwand im Oktober 1998, mehrere Wochen später wurde die Leiche des Mädchens in einer Tongrube bei Halle (Sachsen-Anhalt) von einem Hund entdeckt.

Jede Spur fehlt bislang von der 17-jährigen Maike Thiel aus Leegebruch (Oberhavel), die im Juli 1997 verschwand. Die damals schwangere Jugendliche war am 3. Juli im Hennigsdorfer Krankenhaus zuletzt gesehen worden, wo sie zu einer Untersuchung war.

Ein Unbekannter missbrauchte und tötete im Februar 1995 die zehnjährige Jane Fränzke in einem Wald in der Nähe ihres Heimatortes Dornswalde (Teltow-Fläming). Auf dem Weg zur Schule in Baruth hatte das Mädchen einen durch den Wald führenden Landwirtschaftsweg als Abkürzung genommen. Alle vorliegenden Spuren wie das von einem Zeugen gesehene Auto des Täters führten ins Leere.

Im Juni 1994 verschwand die elfjährige Bianca Mengel bei Blankensee (Teltow-Fläming) auf einer Fahrradtour. Wochen später wurde die verweste Leiche des Mädchens in einem Waldstück gefunden. Die in Chemnitz (Sachsen) wohnende Schülerin war zu Besuch bei ihrer Großmutter.

Seit dem 28. November vergangenen Jahres fehlt von der zwölfjährigen Sandra Wißmann aus Berlin-Kreuzberg jede Spur. Die Polizei geht davon aus, dass das Mädchen Opfer eines Verbrechens geworden ist. Sandra verschwand wenige Meter vor ihrem Wohnhaus auf einer belebten Straße, als sie einkaufen gehen wollte.

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