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Ihn kennen alle hier, nicht nur in Potsdam. Hasso Plattner: Unternehmer, Kunstliebhaber, Mäzen.

© Andreas Klaer

Hasso Plattner im Interview: „Potsdam darf kein Museum werden“

Hasso Plattner ist Unternehmer, Kunstliebhaber, Mäzen. Sein neuestes Projekt: ein Museumsbau. Hier spricht er über den Mercure-Streit, freie Ufer und fordert mehr Zurückhaltung der Zugereisten.

Herr Plattner, was bedeutet Ihnen Potsdam?

Potsdam ist eine sehr schöne Stadt bei Berlin. Ich habe hier mein Institut, meine Venture-Capital-Verwaltung und baue ein Museum.

Nach den Turbulenzen im Sommer 2012 um die Pläne, das Hotel Mercure abzureißen und dort eine von Ihrer Stiftung getragene Kunsthalle zu errichten, schien Ihr Verhältnis zu Potsdam belastet.
Mein Verhältnis zu Potsdam ist überhaupt nicht belastet. Es gibt auch keine Enttäuschung. Es waren einfach zu viele Potsdamer gegen einen Abriss des Mercure und das ist doch in Ordnung.

Wie sehen Sie die damaligen Ereignisse um Ihr Kunstmuseum und das Mercure heute?
Völlig entspannt, neben dem sehr gut gelungenen Schloss spielt das Mercure doch kaum mehr eine Rolle. Das Problem ist ein ganz anderes: Kann es langfristig erfolgreich betrieben werden?

Es hieß, der Kleingeist der Politik, die Ablehnung der Linken, habe Sie von dem Projekt abgebracht. War es anders?
Die Politik hat überhaupt keinen Einfluss auf meine Entscheidung gehabt. Es waren die Menschen, die auf mich zugegangen sind.

Die Linken waren ganz ehrlich und haben auf die große Zahl der Potsdamer verwiesen, die gegen einen Abriss des Mercure waren. Enttäuscht waren die politischen Kräfte und die Bürger, die hofften, dass ich das Problem Mercure elegant löse.

Ich bin damals zwischen zwei verschiedene Seiten der Potsdamer Bürgerschaft geraten. Es hatte doch keinen Sinn, sich mit einem Teil der Bevölkerung zu überwerfen. Das Museum soll doch etwas völlig Positives sein und kein konfliktbelastetes Projekt.

Nun entsteht Ihr Kunstmuseum im neu erbauten Palast Barberini, die Bauarbeiten sind im Gange. Warum haben Sie in Potsdam überhaupt weitergemacht?
Warum sollte ich den Beleidigten spielen? Und am Ende ist das Barberini doch die beste Lösung.

Wie stark bringen Sie sich persönlich in das Projekt Kunstmuseum ein?
Wie bei jedem Projekt bin ich voll dabei in Design und Organisation. Wir arbeiten schon voll an der ersten Ausstellung. Es werden die DDR-Künstler permanent zu sehen sein und dazu jeweils ein oder zwei Wechselausstellungen.

Was führt dazu, dass Sie sich mit hohem finanziellen Aufwand immer einbringen?
Das Hasso Plattner Institut war eine strategische Entscheidung, das Museum eine emotionale. Heidelberg ist sehr traurig über meine Entscheidung, das Museum in Potsdam zu bauen. Dabei muss man wissen, dass ich im Grunewald geboren und dort auch zur Schule gegangen bin.

Hat eigentlich Klaus Wowereit schon versucht, Sie nach Berlin abzuwerben?
Nein, hat er nicht.

Warum ziehen Sie Potsdam Berlin vor?
Berlin ist gesegnet mit staatlichen und privaten Museen. In Potsdam könnte das Barberini eine herausragende Stellung einnehmen.

Viel ist in Potsdam zwar nicht mehr übrig, aber wären nicht auch noch der Stadtkanal oder die Garnisonkirche etwas für Sie?
Der Stadtkanal – ohne Geruchsproblem – wäre sicher eine Bereicherung des Stadtbildes. Die Kirche ist umstritten, obwohl das Gebäude ja nichts dafür konnte, politisch missbraucht zu werden.

Es ist eine Entscheidung der Bürger von Potsdam, was mit der Kirche geschehen soll. Die Zugereisten müssen sich da etwas zurückhalten.

Sie leben, wenn Sie in Potsdam sind, am Griebnitzsee. Dort wird noch immer um einen öffentlichen Uferweg gerungen. Sie haben den Weg am Wasser vor Ihrem Grundstück offen gelassen, er ist jedoch nicht erreichbar.
Der Uferweg ist eine Konsequenz der Teilung Deutschlands. So ist es klar, dass einige der Beteiligten auf die Wiederherstellung des Zustandes von vor dem Zweiten Weltkrieg pochen, andere den Zustand nach der Wende erhalten sehen wollen. Eine Kompromisslösung ist vor vielen Jahren verpasst worden.

Sie kommen viel herum – gibt es etwas typisch Potsdamerisches?
Ja, die Traufhöhe ist in Potsdam niedriger als in Berlin und das Kopfsteinpflaster wird offensichtlich von vielen geliebt.

Wie erleben Sie Potsdam in Ihrem Alltag?
Viel Stau, wenig Parkplätze und immer mehr gute Restaurants.

Wie begegnen die Potsdamer Ihnen?
Wie Brandenburger eben so sind. Man muss sie kennenlernen.

Fühlen Sie sich ein wenig als Potsdamer? Oder zumindest als Wahl-Potsdamer?
Ich fühle mich als Berlin-Brandenburger mit Tendenz zum Havelland.

Wäre es für Sie vorstellbar, Ihren Hauptwohnsitz in Potsdam zu nehmen? Sie könnten dann immerhin hier wählen …
Also, Baden-Württemberg ist doch ganz nett, und außerdem sitzt die SAP dort in der Nähe von Heidelberg.

Potsdams Wachstum führt zu Problemen. Die Infrastruktur ist aus der Stadtkasse kaum bezahlbar, Wohnraum wird teurer.
Manche Stadt in der ehemaligen DDR oder auch im alten Westen wäre froh, die Potsdamer Probleme zu haben. Die Industrie muss eben mitwachsen und zum Steueraufkommen beitragen.

Auch haben sich Bürger an der Finanzierung von Schulen und anderen Einrichtungen zu beteiligen. Eine Spaltung sehe ich nicht, wohl aber das Ringen um Kompromisse.

Wo könnte Potsdam in zehn Jahren sein
Es muss seinen Charme bewahren, ohne ein Museum zu werden. Eine ganz normale, erfolgreiche Stadt mit zufriedenen Bürgern, die stolz auf ihre Stadt sind.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsort?
Der Park von Babelsberg.

Die Fragen stellte Sabine Schicketanz.

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