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Intensivtäter Yehya El-A.: Im Film ein Gangster - im Leben auch

Intensivtäter Yehya El-A. war die Hauptfigur in einem Dokumentarfilm. Jetzt steht er erneut vor Gericht. Seine Läuterung war nicht von Dauer.

„Boss der Sonnenallee“ hatte sich Yehya El-A. selbst genannt. Das war in dem Dokumentarfilm „Gangsterläufer“, der sich um ihn drehte. Er wirkte nach mehrjähriger Haft geläutert. Der Intensivtäter aber scheint aus der Gangsterrolle nicht ausbrechen zu können oder zu wollen. Erneut sitzt der 23-Jährige auf der Anklagebank. Hinter Panzerglas, neben ihm zwei seiner Brüder. Sie plauderten munter miteinander, gaben sich locker und ließen zunächst ihre Verteidiger reden.

Es geht um drei mutmaßliche Raubüberfälle mit einer Beute von 57 000 Euro sowie eine Verabredung zu einem Verbrechen. Angeklagt sind insgesamt sechs 19- bis 25-jährige Männer und die 20-jährige Ex-Freundin des Intensivtäters, die wie ein Häufchen Elend im Saal saß. Nur Yehya El-A. sei an allen Taten beteiligt gewesen. Er habe „eine führende Rolle eingenommen“, so die Anklage. Über seinen Anwalt gab er die drei Überfälle im Wesentlichen zu. Zur mutmaßlichen Rolle als „Boss“ aber kam nichts.

Die mutmaßliche Bande um den „Gangsterläufer“ schlug am 5. August 2013 in einer C & A-Filiale in Spandau zu. Damals wurde El-A. gerade in der Öffentlichkeit bekannt. Im ZDF wurde die 90 Minuten lange Dokumentation von Christian Stahl gezeigt. Er sei schon 54 Mal bei der Polizei aufgefallen, ehe er strafmündig war, rühmte sich der Neuköllner im Film.

Als palästinensischer Flüchtling war er 1990 aus dem Libanon gekommen

Über mehrere Jahre begleitete der Filmemacher Yehya El-A. und dessen Familie. Als palästinensische Flüchtlinge aus dem Libanon waren sie 1990 nach Berlin gekommen. Sohn Yehya soll ein guter Schüler gewesen sein. Das Abitur habe er aber nicht machen dürfen. Auf der Straße verschaffte er sich Respekt. Als 14-Jähriger kam er in die Intensivtäterkartei. Er war 17 Jahre alt, als er nach einem brutalen Raubüberfall in Hamburg auf ein Ehepaar zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. Sein Status seitdem: geduldet.

In einem roten Karohemd saß er jetzt zwischen seinen Brüdern. Die Sache in der C & A-Filiale sei durch den damaligen Job seines Bruders Abed El-A. ins Rollen gekommen, erklärte der Anwalt. Der 19-Jährige arbeitete dort als Wachmann und hatte mit dem Transport der Tageseinnahmen zu tun. „Wir wollten einen Überfall auf Abed vortäuschen“, gestand der ältere Bruder. Sie erbeuteten rund 20 000 Euro. Er bedauere sehr, dass er seine damalige Freundin in die Sache verwickelte. Sie habe das nicht gewollt. Sie würdigte ihn nun keines Blickes.

Bei der nächsten Tat am 27. September entriss einer der Angeklagten dem Geldboten einer Boutique am Kurfürstendamm eine Tüte mit rund 7000 Euro. Er kam nicht weit. Yehya El-A., der sich im Hintergrund hielt, sah noch dessen Festnahme. Am 14. Oktober waren vier der Angeklagten an einem Überfall beteiligt, bei dem sie in der Kreuzberger Wohnung eines Bekannten 30 000 Euro raubten.

Yehya El-A. sitzt seit Oktober wieder hinter Gittern. Das mildere Jugendstrafrecht gilt nicht mehr für ihn. Der Prozess geht Montag weiter.

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