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Mann mit Kippa, auf die ein Davidstern gedruckt ist.

© dpa

Antisemitismus in Berlin-Charlottenburg: 18-Jähriger offenbar wegen Kippa geschlagen

Innerhalb weniger Tage ist zum zweiten Mal ein Mann attackiert worden, der eine Kippa trug. Er wurde geschlagen und konnte in eine Synagoge flüchten.

Von Sandra Dassler

Nach Aussage des jungen Mannes ging alles ganz schnell: Als er am Donnerstag gegen 19.25 Uhr bei regnerischem Wetter mit seiner Kippa die Augsburger Straße in Charlottenburg entlanglief, versetzte ihm ein Mann unvermittelt einen Schlag ins Gesicht. Er habe den Angreifer nie zuvor gesehen, sagte der 18-Jährige später der Polizei. Der Unbekannte habe ihn nur leicht am Kinn getroffen, allerdings sei ihm dabei die Brille auf die Straße gefallen. Der Angreifer habe absichtlich auf die Brille getreten, während der 18-Jährige in eine nahe gelegene Synagoge flüchtete.

Der junge Mann vermute, aufgrund seines Aussehens geschlagen worden zu sein, sagte eine Polizeisprecherin dem Tagesspiegel: „Er trug Bart und Kippa.“ Der Täter konnte unerkannt entkommen. Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen, bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe lagen aber noch keine Erkenntnisse über den Täter und sein Motiv vor.

Der 18-Jährige erlitt offenbar nur leichte Verletzungen, laut Polizei lehnte er eine ärztliche Behandlung ab. Was schwerer wiegt, dürfte die Angst sein, die nach Hass- und Drohparolen viele jüdische Berliner empfinden.

Bereits am vergangenen Sonnabend habe nur ein entschiedenes Eingreifen der Polizei Schlimmeres verhindert – dies hatte, wie berichtet, das American Jewish Comittee mitgeteilt: Ein israelisches Ehepaar war am Rande einer „Free Palestine“-Demonstration von Teilnehmern massiv bedroht worden. Auch hier trug der Mann eine Kippa. „Hätte die Polizei uns nicht geschützt, hätten sie uns wohl umgebracht“, zitiert Levi Salomon, Sprecher des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, die Opfer.

Polizei bestätigt Vorfall

Die Polizei bestätigte am Freitag, dass es zu einem Vorfall gekommen sei. „Da hat sich wohl nach gegenseitigen verbalen Vorwürfen eine Situation hochgeschaukelt, so dass unsere Kollegen eingegriffen haben“, sagte eine Sprecherin. Ob es sich um ein israelisches Ehepaar gehandelt habe, könne sie aber nicht sagen, da keine Anzeige erstattet worden sei.

Berlinweit kam es in den vergangenen Tagen vor allem bei Demonstrationen zum Nahostkonflikt zu antisemitischen Ausschreitungen. So wurde wie berichtet vor der Kundgebung „Stand with Israel“ am Joachimstaler Platz am 17. Juli von radikalen Muslimen dazu aufgerufen, diese massiv zu stören. Wer wolle, könne kommen, um „Zionisten zu schlagen“, hieß es in einem Facebook-Eintrag.

Im August 2012 war der Rabbiner Daniel Alter in Friedenau vor den Augen seiner sechsjährigen Tochter brutal zusammengeschlagen worden, er ist heute Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde. Im Herbst 2012 war der damalige Generalsekretär der Juden in Deutschland, Stephan J. Kramer, nach eigenen Angaben von einem Passanten als Jude erkannt und bedroht worden, als er mit seinen Kindern auf dem Weg zur Synagoge war.

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