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Warten auf den Zug, hieß es am Morgen lange Zeit wie hier in Karow.

© Bünger

Chaos und Gewalt im Berliner Berufsverkehr: Raucher in der S-Bahn schlägt Polizisten

Das Chaos am Morgen bei der Berliner S-Bahn war für einen Fahrgast zu viel. Er schlug einem Bundespolizisten aus Wut ins Gesicht.

Der Stromausfall bei der S-Bahn in Pankow wurde durch Abrissarbeiten auf dem ehemaligen Rangierbahnhof Pankow verursacht. Dies teilte die Bahn am Abend mit. Um 4 Uhr war bei der S-Bahn im Nordosten erneut der Strom aus, das Stellwerk in Pankow-Heinersdorf funktionierte nicht mehr, zwischen Blankenburg und Pankow-Heinersdorf konnte nur noch gependelt werden. Betroffen waren S2 und S8 aus und in Richtung Bernau und Birkenwerder - also tausende Pendler, die zur Arbeit oder zur Schule mussten.

Weitere Pannen stoppten den Verkehr dann ganz, in den Gleisen wurde eine Person gesichtet, der Polizeihubschrauber suchte die Strecke ab. Dann wurde in einem Zug die Notbremse gezogen. Kurz nach 7 Uhr früh wurde es dann einem Fahrgast in einem seit längerer Zeit auf freier Strecke stehenden Zug zu langweilig. Er öffnete per Notentriegelung eine Tür - um eine zu rauchen. Kurz danach noch eine Zigarette. Ein anderer Fahrgast mischt sich ein, es kommt zu einem Wortwechsel. Der andere Fahrgast weist sich als Bundespolizist aus. Der Raucher schlägt dem Beamten, der noch zivil trägt, vor Wut zwei Mal mit der Faust ins Gesicht. Der Polizist nimmt den Schläger fest. Irgendwann fährt der Zug weiter.

Schuljunge auf dem Bahnsteig verletzt

Beim gemeinsamen Aussteigen in Blankenburg entfacht der ertappte Raucher das nächste Gerangel, ein bis dahin unbeteiligter 13-jähriger Schuljunge wird dabei verletzt. In Blankenburg warten uniformierte Kollegen des 48-jährigen Bundespolizisten auf den Schläger. Für das Kind müssen sie nun noch einen Rettungswagen holen. Der Verkehr steht während des Einsatzes derweil wieder. Später twitterte die Bundespolizei: "Der renitente Fahrgast bekommt eine Freifahrt in unserem Polizeiauto", zur Wache nämlich. Mit Anzeigen wegen "Mißbrauch von Nothilfemitteln" (StGB §145), "Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte" (StGB §113) und Körperverletzung (StGB §223) durfte der 34-Jährige aus Brandenburg später seine Fahrt fortsetzen.

Auch durch diesen Polizeieinsatz kamen tausende Fahrgäste am Mittwoch zu spät. "Das hat uns noch mal 30 Minuten gebracht", seufzte ein Bahnsprecher. Der Strom sei im Übrigen bereits am Dienstag gegen 19.30 Uhr ausgefallen erstmals in Pankow-Heinersdorf. Zwischen 1 Uhr und 3.30 Uhr sei wieder Strom dagewesen, zu einer Zeit also, als keine Züge fahren. Dam

Schienenersatzverkehr eingerichtet

Weil der Pendelzug nicht ausreichte, richtete die S-Bahn am Morgen noch einen zusätzlicher Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Blankenburg und Pankow ein. Gegen 9.40 Uhr war der Stromausfall behoben, das Stellwerk funktionierte wieder.

Bis zum Nachmittag gab es nach Angaben eines Bahnsprechers noch Einschränkungen: Die Linie S 85 verkehrte nur zwischen Grünau und Treptower Park, sogar bis 14 Uhr sollte die neue S26 ausfallen (Teltow-Waidmannslust) nicht verkehren. Wie der Bahnsprecher sagte, seien durch den Stromausfall die Umläufe der Züge durcheinandergeraten. Bekanntlich hat die S-Bahn wegen des Wagenmangels nur wenig Reserven. Zudem fehlte nur durch die Notsituation Personal, da bei den Pendelzügen beide Führerstände besetzt worden seien, um die Abfertigung zu beschleunigen. Die S85 und S26 waren also nicht direkt Opfer des technischen Defekts. Auf den elektronischen Anzeigen auf der Nord-Süd-Bahn hieß es dagegen: "Nach Stromausfall verkehrt S26 zurzeit nicht". Das ist, freundlich formuliert, nicht die ganze Wahrheit.

Am Abend teilte die Bahn mit, bei Abrissarbeiten auf dem früheren Bahngelände sei durch Dritte auch das Dach eines Trafogebäudes beschädigt werden, das weiter für den Betrieb benötigt wird. Durch eingedrungene Feuchtigkeit habe es dann einen Kurzschluss gegeben. Die Bahn hofft, die Anlage in der Nacht reparieren zu können.

So lange halten die Züge der S 2 und S 8 wie seit Einbruch der Dunkelheit "aus Sicherheitsgründen" weiter nicht mehr auf den Stationen Heinersdorf und Blankenburg. Als Ersatz fahren Busse zu den Bahnhöfen.

Der Stromausfall war seit 9.40 Uhr behoben. Die S26 fuhr aber erst gegen 14 Uhr wieder.
Der Stromausfall war seit 9.40 Uhr behoben. Die S26 fuhr aber erst gegen 14 Uhr wieder.

© Jörn Hasselmann

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