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Grunewald: Bußgeld fürs Wildschweine-Füttern

Ein 57-Jähriger muss 750 Euro zahlen, weil er jahrelang Wildschweine auf einem Parkplatz am Grunewaldturm mit Mais versorgte. Der Mann zeigte sich uneinsichtig.

Wenn es Abend wird, rollt regelmäßig ein weißer Mercedes auf den Parkplatz am Grunewaldturm. Der hagere Fahrer wird schon erwartet: Derzeit lauern um die 25 Wildschweine auf Mais, den Michael G. säckeweise von Wedding nach Grunewald bringt. Er füttert seit zwölf Jahren Schwarzkittel. Der 57-Jährige will nichts davon hören, dass es falsch verstandene Tierliebe ist. Er will erst recht nicht akzeptieren, dass es verboten ist und teuer werden kann. Nun stand G. vor dem Amtsgericht Tiergarten – wegen Fütterns von Wildtieren. Selten kommt es in solchen Fällen zum Prozess.

Mitarbeiter der Berliner Forsten kennen den graubärtigen Mann seit Jahren. Sie versuchten, ihm die Folgen seines Handelns klarzumachen: Dass die wilden Tiere die Scheu vor Menschen verlieren und verlernen, sich ihr eigenes Futter zu suchen oder Passanten in Panik versetzen könnten. Man drohte ihm mit dem Landesjagdgesetz. Demnach kann das Füttern von „jagdbaren Tieren“ bis zu 5000 Euro kosten. „Jahrelang hat sich kein Förster darüber beschwert“, schimpfte G. vorm Richter. Es sei auch nicht bewiesen, „dass ich jemals Unrecht getan habe“. Er forderte Freispruch.

Über drei Bußgeldbescheide gegen den notorischen Wildschwein-Fütterer musste das Gericht entscheiden. Ende Oktober 2008 und Anfang 2009 sei er drei Mal auf frischer Tat ertappt worden. Von den Behörden sei auch keine „Notzeit“ ausgerufen worden, die das Füttern ausnahmsweise erlauben würde. Einer der Zeugen will zwei Säcke Mais im Auto des Weddingers gesehen haben. Einmal beobachtete ein Polizist, wie G. etwas auf den Boden streute. Nach einer Diskussion soll der Fütterer erklärt haben: „Dann komme ich eben wieder, wenn Sie weg sind.“

Er freut sich, wenn sich die Wildschweine grunzend und quiekend nähern. Ein „Schlüsselerlebnis“ Ende der 1970er Jahre habe ihn zum Wildschweinfreund gemacht. Damals, erzählte G., habe er mehrfach altes Brot an den Straßenrand gelegt. Eines Tages sei sein Auto von Tieren umringt gewesen. Als er die Tür öffnete, sei ein Keiler gekommen und habe seinen Kopf auf seinen Schoß gelegt. „Mich hat noch nie ein Tier gebissen“, sagt er. Doch darum geht es nicht. Das Problem ist: Immer mehr Wildtiere zieht es in die Innenstadt. Die Rechtslage sei G. längst bekannt, urteilte der Richter. Dennoch habe er weiter illegal gefüttert. 750 Euro Buße (drei Mal je 250 Euro) verhängte er gegen den arbeitslosen Kraftfahrer. Dessen Kommentar: „Ich lasse mich nicht vertreiben.“ Kerstin Gehrke

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