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Gegendemonstranten in Marzahn.

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Update

Rechtsextremismus: Proteste gegen NPD-Kundgebungen in Marzahn-Hellersdorf

Mit Kundgebungen gegen Flüchtlinge und Überfremdung hat die NPD am Mittwoch versucht, in Marzahn-Hellersdorf Punkte im Wahlkampf zu sammeln. Doch Gegendemonstranten waren stark in der Überzahl.

Gegen 10 Uhr starteten die Rechtsextremen mit einer Kundgebung in der Köthener Straße in Marzahn. Neun ganz in schwarz gekleidete NPD-Anhänger - unter ihnen nur eine Frau - stellten sich mit Sonnenbrillen und Schirmmützen bekleidet um einen blauen VW-Bus herum, während der ehemalige NPD-Vorsitzende Udo Voigt eine Ansprache ohne erkennbare Zuhörer hielt. Aus den Lautsprechern schallten Sprüche wie "Heute tolerant - morgen fremd im eigenen Land". Mit dabei war auch der Berliner Landesvorsitzende Sebastian Schmidtke.

Die zweite Kundgebung startete um 11 Uhr in einer Seitenstraße am Einkaufszentrum Eastgate in Marzahn. Udo Voigt sprach hier auf einem leeren Platz in Richtung eines leeren Schaufensters - eine skurrile Szenerie. Er wendete sich an die Anwohner, um sie von den "Asylanten" zu warnen. Einer der Rechten behauptete am Rande der Kundgebung, die Gegendemonstranten seien von der Kirche und den Gewerkschaften bezahlte Claqueure. Eine Frau betrat den leeren Platz kurz, allerdings nur um ihr dort abgestelltes Fahrrad zu holen.

Wie an der ersten Station waren auch am Eastgate knapp 50 Gegendemonstranten stark in der Überzahl. Durch Absperrgitter der Polizei von den Nazis getrennt störten sie die Reden der Rechtsextremen mit Trillerpfeifen und Sprechchören. Plakate mit Aufschriften wie "Refugees Welcome" oder "Kein Mensch ist illegal" waren zu sehen. Politiker der Linken und der Grünen hatten zu den Gegendemos mobilisiert.

Etwa fünf Gegendemonstranten gelang es kurz, mit einem Protestplakat auf den Platz zu laufen. Polizisten geleiteten sie wieder hinter die Absperrgitter zurück.

Am Rande des Gewimmels aus Polizei, Gegendemonstranten und Neonazis blieben einige wenige Bürger stehen und betrachteten das Geschehen aus sicherer Distanz.

Um 13.30 Uhr startete die dritte Kundgebung der NPD am Cäcilienplatz, ebenfalls in Marzahn. Dort hielt Udo Voigt nach einer Einstimmung mit Liedern des rechtsextremen Liedermachers Frank Rennecke im Nieselregen die gleiche Rede wie schon an den anderen beiden Plätzen. Stockend versprach er den Marzahnern mehr Schulen, Kindergärten, Spielzeug und 1000 Euro Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder nicht in eine Kita geben wollen. Er schaute dabei wiederum in keine Gesichter, denn vor ihm standen nur die den Gegendemonstranten zugewandten Polizisten und einige Journalisten.

Nach seiner Rede blieb Voigt noch einige Zeit auf dem Platz stehen und machte Fotos von Gegendemonstranten. Nachdem die NPD-Leute in ihren Bus gestiegen waren, zerstreute sich die Menge der Gegendemonstranten schnell. Viele von ihnen wollen auch in der Stendaler Straße wieder gegen die Rechten demonstrieren, die dort um 15 Uhr erwartet werden.

Um 16 Uhr sollte eine Wahlkampfveranstaltung der Linken mit Gregor Gysi und Petra Pau auf dem Helene-Weigel-Platz in Marzahn beginnen.

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