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Mobbing: Zöllner ruft zum Krisentreffen nach Attacke auf 17-Jährigen

Ein 17-Jähriger wurde von einem Mob Jugendlicher bewusstlos geprügelt. Das Opfer wollte seine Freundin gegen Hetze auf "Isharegossip" verteidigen. Senator Zöllner ruft nun zum Krisentreffen wegen Cybermobbing.

Ein 17-Jähriger ist in Wedding von rund 20 Jugendlichen bewusstlos geprügelt worden. Gegen die Freundin des Opfers war auf der viel diskutierten Internet-Mobbingseite „Isharegossip" gehetzt worden. Der 17-Jährige wollte schlichten und seine Freundin verteidigen. Die Tat geschah am Samstag und wurde am Dienstag bekannt. Die Bildungsverwaltung hat für nächste Woche Polizei, Schulpsychologen, Schulleiter und Schulräte zu einem Fachgespräch eingeladen, um mit Schülersprechern das weitere Vorgehen in Sachen Mobbing im Internet abzustimmen. In den vergangenen Tagen hatte es unter anderem fünf Ankündigungen von Schul- Amokläufen auf „Isharegossip“ gegeben.

Vor dem Gewaltausbruch war ein Hetzbeitrag gegen die 18-jährige Freundin des späteren Opfers auf „Isharegossip“ veröffentlicht worden. Die Schülerin war erst kürzlich auf die Hermsdorfer Carl-Bosch-Sekundarschule gewechselt. Anders als bei den üblichen, anonymen Kommentarenauf der umstrittenen Webseite hatte sich in diesem Fall ein mehrtägiger, wechselseitig immer wieder befeuerter Streit zwischen verschiedenen Mädchenparteien entwickelt. Möglicherweise handelt es sich um ehemalige Klassenkameradinnen der 18-Jährigen. Dabei wurden in mehreren Beiträgen die gleichen Namen genannt. Es wurden Verdächtigungen aber auch Drohungen ausgesprochen und Schläge angedroht.

Bevor es dann am Sonnabend zur Attacke des Mobs kam, habe das spätere Opfer, der 17-jährige Freund des Mädchen, in einem Streitgespräch zwischen den Schülerinnen vermitteln wollen, hieß es bei der Polizei. Doch der Versuch scheiterte, da sich zu den mutmaßlichen Verursacherinnen der Internet-Einträge auch deren Freunde gesellten. Die jungen Männer unterstellten dem 17-Jährigen, dass er die Schulkameradinnen bedroht hätte.

Daraufhin machte sich der 17-Jährige laut Polizei auf den Heimweg. Gegen 21 Uhr traf er auf dem U-Bahnhof Osloer Straße in Wedding auf die mittlerweile etwa 20 Personen große Gruppe der „Gegenseite". Ohne große Vorwarnung hätten sie ihn auf einen nahe gelegenen Parkplatz gezerrt und dort auf ihn eingetreten – auch noch als er längst am Boden lag. Im Krankenhaus wurden bei dem Schwerverletzten ein Schädelhirntrauma sowie Hämatome am Kopf diagnostiziert.

Die Polizei konnte sechs männliche und weibliche Jugendliche arabischer und türkischer Herkunft zwischen 14 und 18 Jahren als Tatverdächtige ermitteln. Sie wurden am Montag vorläufig festgenommen. Die drei jungen Männer wurden einem Haftrichter vorgeführt und von diesem am frühen Dienstagabend wieder freigelassen. Das zuständige Kommissariat für Jugendgruppengewalt ermittelt.

Der Schulleiter der Carl-Bosch-Schule, Dietmar Weißleder, betonte am Dienstag, dass der Freund des besagten Mädchens nicht auf diese Schule gehe. In Bezug auf den Umgang mit der Mobbingplattform rate die Schule ihren Schülern, sich durch die Kommentare nicht reizen zu lassen. Außerdem habe er sich bei der Polizei schon vor dem Fall bezüglich rechtlicher Schritte gegen den Betreiber der Seite erkundigt und habe erfahren, dass nicht viel gegen ihn gemacht werden könne. Generell wollten sie an der Schule jetzt aber keine Bedrohungsszenarien aufbauen und dem Thema „Isharegossip“ nicht zu viel Raum geben. „Ich finde es falsch, dass bei allen gesellschaftlichen Problemen immer die Schule verantwortlich gemacht wird“, sagte Weißleder.

„Jugendliche benötigen unsere Unterstützung, um sich Medienkompetenz anzueignen und mit dem PC, dem Internet und Handy verantwortlich umzugehen“, sagte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) am Dienstag auf Anfrage. Wer im Netz moralische oder strafrechtliche Grenzen überschreite und aus vermeintlichen Anonymität heraus beleidigen und angreifen, müsse wissen, dass er einer „Scheinsicherheit“ erliege.

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