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Probejahr an Gymnasien: Eltern haben Angst vor „Restschulen“

Viele Siebtklässler laufen in diesem Schuljahr Gefahr, das Probejahr am Gymnasium nicht zu bestehen. Schulsenatorin Sandra Scheeres betonte, dass diese Schüler das Recht auf einen Platz an einer Sekundarschule hätten.

Die voraussichtlich hohe Zahl der vom Scheitern bedrohten Siebtklässler an Gymnasien hat am Donnerstag das Abgeordnetenhaus beschäftigt. Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) warnte davor, die pessimistischen Prognosen von Experten zu übernehmen, wonach etwa 1000 Schüler in Berlin die Anforderungen nicht schaffen. Wer das Probejahr am Gymnasium nicht bestehe, habe zudem das Recht auf einen Platz in einer Sekundarschule. Ziel sei es, die Schüler in die Regelklassen zu integrieren. In Einzelfällen müssten spezielle Klassen für die Rückläufer eingerichtet werden.

Auch in den vergangenen Jahren gab es jeweils rund 600 Schüler, die das damalige Probehalbjahr nicht schafften. Damals verursachte der Wechsel aber weniger Probleme, weil es an den Realschulen genügend Plätze gab. Vielen Eltern fiel es zudem leichter, ihr Kind auf eine Realschule zu schicken, weil diese einen besseren Ruf als die Hauptschulen hatten. Im Gegensatz dazu sind heute sämtliche Nicht-Gymnasiasten in den Sekundarschulen versammelt. Ruby Mattig-Krone, die Qualitätsbeauftragte der Bildungsverwaltung für das Thema Schule, versteht die Ängste der Eltern. Sie glaubt allerdings, dass gut geführte Rückläuferklassen für die Schüler auch eine Chance auf einen gemeinsamen Neubeginn sein könnten.

Landeselternsprecher Günter Peiritsch sagt, weil begehrte Schulen bereits im ersten Auswahldurchgang alle Plätze vergeben, hätten sich einige Sekundarschulen zu „Pseudogymnasien“ entwickelt, während viele andere als „Restschulen“ gelten würden. Generell befürworte er aber die Sekundarschule: „Es ist die richtige Idee.“ Auch bei vielen Eltern komme das Konzept prinzipiell gut an. Im vergangenen Jahr waren gerade Sekundarschulen mit gymnasialer Oberstufe beliebt. Einige von ihnen waren sogar stärker nachgefragt als Gymnasien. Vielen Sekundarschulen mangele es aber an Personal und Räumlichkeiten, um das Konzept des differenzierenden Unterrichts tatsächlich umzusetzen, sagt Peiritsch. Und wenn es nicht genügend gute Schüler gebe, könnten schwächere Schüler nicht von einem Lernvorbild profitieren.

„Die Schulen müssen den Spagat zwischen Hauptschul- und Gymnasialniveau schaffen“, sagt Karin Schoele, eine Mutter aus Nikolassee, deren Tochter auf eine Sekundarschule geht. Die vielen Reformen der vergangenen Jahre hätten zu viel Stress und Zeitdruck bei Lehrern und Schülern geführt.

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