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Schulreform: Senat macht Hauptschulen dicht

Berlins 54 Hauptschulen und 62 Realschulen sind Auslaufmodelle. Ab 2010 soll es neben dem Gymnasium nur noch Integrierte Sekundarschulen geben.

Berlins 54 Hauptschulen und 62 Realschulen sind Auslaufmodelle. Ab 2010/11 soll es nach der Grundschule neben dem Gymnasium nur noch eine weitere primäre Schulform geben, die in zwei Stufen eingeführt wird: die Integrierte Sekundarschule. Sie führt Schüler zu allen Abschlüssen inklusive Abitur, soll aber als Ganztagsschule mehr individuelle Förderung mit mehr Personal bieten. Wieweit Schüler in einzelnen Fächern nach Leistung getrennt unterrichtet werden, ist den Schulen überlassen. Das ist der Kern der Strukturreform von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD), der der Senat am Dienstag zugestimmt hat.

Bei den Betroffenen stößt die Reform überwiegend auf Zustimmung: „Ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Laura Fritsche, Vorsitzende des Landesschülerausschusses. Allerdings fände sie es sozial noch gerechter, wenn es langfristig nur noch eine Schulform für alle Schüler gäbe, sagt die Gymnasiastin. Damit meint sie die vor allem von der Linkspartei favorisierte Gemeinschaftsschule mit gemeinsamen Klassen vom ersten Schuljahr bis zum Abschluss, die im vergangenen Jahr als Pilotprojekt eingeführt wurde und parallel zu der gestern beschlossenen Reform weiterlaufen soll.

Der Landeselternausschuss begrüßt die jetzt beschlossene Zweigliedrigkeit des Schulsystems als „zukunftsträchtig“, wirft allerdings dem Senat vor, bei der Reform zu wenig für eine Verbesserung der Situation an den Grundschulen getan zu haben. „Wir freuen uns vor allem über das klare Bekenntnis zum Gymnasium und zur Selbstständigkeit der Schulen“, sagt Ralf Treptow vom Verband der Oberstudiendirektoren. Mit der Zweigliedrigkeit und dem Abschied von der Hauptschule werde Berlin zum „deutschlandweit beachteten Schulmodell“.

Für die Industrie- und Handelskammer ist vor allem das in den Sekundarschulen vorgesehene Angebot des „Dualen Lernens“ für Schüler mit früher berufspraktischer Perspektive ein Fortschritt, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder sagt: „Wir versprechen uns davon eine spürbare Verbesserung der Berufsorientierung der Schulabgänger.“ 

Kritik kam am Dienstag lediglich von CDU und FDP: CDU-Chef Frank Henkel sieht durch die Reform die Gymnasien geschwächt, auch kritisiert er die von ihm als „Schülerlotterie“ bezeichnete Regelung des Zugangs zu besonders gefragten Gymnasien und Sekundarschulen: Die Reform sieht vor, dass in Einzelfällen, wenn es mehr Bewerber als Plätze gibt, die Schulleitung 70 Prozent der Plätze nach eigenen Kriterien wie Leistung oder Schulprofil vergeben kann und bis zu 30 Prozent der Plätze verlost werden.

Der Gesetzentwurf muss nun vom Parlament abgestimmt werden. Dort hat neben der Opposition auch die Linke noch Diskussionsbedarf, sagt deren bildungspolitischer Sprecher Steffen Zillich. Seine Fraktion will das Gesetz nachbessern und fordert die stärkere Verankerung des Pilotprojekts Gemeinschaftsschule, wegen derer die bereits für vergangene Woche vorgesehene Verabschiedung der Reform auf diese Woche verschoben wurde. „Nichts kommt aus dem Parlament so raus, wie es reingeht“, sagt Zillich.

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