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Der Überflieger. Wer von einer Karriere als Leistungssportler träumt, muss abliefern und kontinuierlich gute Leistungen erbringen, sonst droht das Aus.

© Wolfgang Kluge/dpa

Sportinternate: Immer in Schwung bleiben

Jungen Talenten wird in Sportinternaten einiges abverlangt. Trainingsleistungen und Schulnoten müssen stimmen – und Freizeit ist selten.

Was haben Berliner Top-Athleten, wie Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein, Diskus-Olympiasieger Robert Harting oder die Schwimm-Europameisterin Britta Steffen gemeinsam? Sie alle waren in einem Sportinternat. Junge Talente werden dort in enger Zusammenarbeit zwischen der Schule und dem jeweiligen Sportfachverband ausgebildet und gefördert. Bundesweit trainieren auf diese Weise über 235 Schulen aller Schulformen, fast 100 Internate, 500 Leistungsstützpunkte und die deutschen Olympiastützpunkte ihren sportlichen Nachwuchs.

Das Training liegt dabei in der Zuständigkeit des jeweiligen Sportfachverbands oder Sportvereins und findet in den Sportzentren statt; der Unterricht an der örtlichen Schule. Da der Alltag von früh bis spät straff durchorganisiert ist, wohnen die meisten Nachwuchssportler in einem Internat. Bei optimalen Trainingsbedingungen wird Schulen vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) das Prädikat „Eliteschule des Sports“ verliehen. Dazu zählen zum Beispiel moderne Sportanlagen, kurze Wege zwischen Schule und Trainingsstätte sowie besonders geschulte Trainer und Lehrern.

Am Olympiastandort Berlin wird in 23 Sportarten trainiert. Dazu gehört Mannschaftssport wie Handball, Basketball, Volleyball und Fußball, aber auch Wasser- und Eissportarten, Fechten, Bogenschießen und Moderner Fünfkampf. Fast 1900 Schüler werden derzeit in drei Berliner „Eliteschulen“ gefördert: im Schul- und Leistungszentrum Berlin (SLZB) mit den beiden Standorten Sportforum (Hohenschönhausen) und Europasportpark (Prenzlauer Berg), in der Flatow-Oberschule in Köpenick (Grünau) und in der Poelchau-Oberschule in Charlottenburg.

Die Aufnahmekriterien sind streng

Der Tagesablauf der Nachwuchsathleten ist straff durchorganisiert (siehe Infokasten); die doppelte Belastung durch Schule und Training muss möglichst gut abgefedert werden. An den Berliner Schulen etwa wechseln sich Unterricht und Training ab. Die Mitglieder einer Trainingsgruppe werden im selben Klassenverband unterrichtet – und auch E-Learning hat seinen Platz in der Ausbildung. Für jeden Schüler wird ein persönlicher Förderplan erarbeitet. Wer bei diesem Pensum auf ein freies Wochenende hofft, wird eines Besseren belehrt: Sonnabende werden für Unterricht und Training genutzt, sonntags finden meist Wettkämpfe statt.

Jugendliche, die all das auf sich nehmen, müssen für ihren Sport also „brennen“ – und ihn beherrschen. Die Aufnahmekriterien sind streng. Neben dem letzten Schulzeugnis und einem gesundheitlichen Gutachten des Zentrums für Sportmedizin ist für die Aufnahme die Empfehlung durch den Landessportbund ausschlaggebend. Und wer einmal drin ist, muss nicht unbedingt auch drin bleiben: Gute sportliche Leistungen sind Voraussetzung dafür, dass es weitergeht mit dem Traum von der Karriere als Leistungssportler.

In Berlin reichen die Plätze für die vielen Bewerber nicht

Trotz aller Entbehrungen: Die Nachfrage ist groß. Reinfried Kugel vom Referat Leistungssport des Landessportbunds Berlin bedauert, dass die 225 Berliner Internatsplätzen für die vielen Bewerber aus ganz Deutschland bei Weitem nicht ausreichen. Nachwuchssportler aus zwölf Bundesländern leben derzeit im Internat. „Die Nachfrage ist allerdings doppelt so hoch“, berichtet Kugel. Dank öffentlicher Subventionen und sportlicher Fördermittel kosten Internate für junge Leistungssportler bis maximal 400 Euro im Monat.

Der Entscheidung für ein Sportinternat will gut überlegt sein. Eltern und Kinder sollten sich klar machen, dass Sport und Schule dort absoluten Vorrang haben. Gemeinsame Wochenende oder Urlaub mit der Familie müssen sich dem unterordnen. Durch Wettkämpfe und Lehrgänge versäumter Unterrichtsstoff muss oft in den Ferien nachgeholt werden.

Nicht ganz so streng sind die Zugangsvoraussetzungen für Sportinternate in privater Trägerschaft. Hier finden auch Schüler Aufnahme, die eine Sportart zwar intensiv, aber nicht als Leistungssport betreiben wollen. Die monatlichen Kosten belaufen sich allerdings auf 1000 bis 2000 Euro. Wöchentliche Heimfahrten sind möglich, und es geht entspannter und familiärer zu als auf den Internaten der Sportverbände. Auch die sportlichen Anforderungen sind weniger streng – führen aber dadurch auch nicht unbedingt zu Spitzenleistungen.

Jacqueline Filla

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