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Wahl: Superhausmeister gesucht

Heißer Kandidat: Bernd Griebel vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Bundesweit stimmten 89 000 Schüler ab – 144 Anwärter sind im Rennen.

Bernd Griebel ist nicht mehr zu stoppen. Gleich beginnt die Halbzeit der Championsleague, und er muss doch noch den Ball aufs Spielfeld tragen. Er flitzt aus seinem Büro, da klingelt es auch schon. Türen fliegen auf, Mädchen und Jungen stürmen heraus, direkt aufs Fußballfeld. Bernd Griebel ist gerade noch rechtzeitig da. Er steht am Rand, im Norwegerpullover, und pfeift das Spiel an: große Pause im Freiherr-vom-Stein-Gymnasium.

„Herr Griebel, wo ist denn der andere Ball”, ruft Robert Dumsch. Er ist in der 8c in der Schule in Spandau, Bernd Griebel ist hier der Hausmeister. Bernd Griebel hat dafür gesorgt, dass der Pausenhof einen Fußballplatz, ein Baskettballfeld, Tischtennisplatten und ein großes Schachbrett hat. Er hat die Schüler-Championsleague ausgerufen, er organisiert die Spiele und gibt den Schiedsrichter. Ihm ist es zu verdanken, dass in den Hofpausen Würstchen und Wasser verkauft werden. Und nachmittags fährt er die Kinder auf den Golf-Platz.

„Er ist einfach Klasse” sagt Annika Völker aus der 6a. Und als sie im Kalendarium ihres Hausaufgabenheftes im November 2007 den Aufruf des Häfft-Verlages „Wanted: Superhausmeister gesucht” las, wusste sie sofort: Da machen wir mit. „Unser Hausmeister ist der Beste”, sagt sie. Gemeinsam mit ihren Klassenkameradinnen Luisa Malek und Alina Nieder druckte sie Listen, mit denen die drei Mädchen in den 5. bis 8. Klassen Unterschriften für Herrn Griebel sammelten. Dann fotografierten sie ihn und schickten alles vor den Weihnachtsferien ab. Dazu schrieben sie: „Unser Herr Griebel ist für uns der Superhausmeister, der alles für uns tut und sich immer für uns einsetzt. Einmal hat er zwei Jungen vor einer Gruppe Jugendlicher beschützt, die die beiden belästigt haben.”

Und nun ist Bernd Griebel einer von bundesweit 144 Anwärtern, die um den Titel „Deutschlands bester Hausmeister” kämpfen. Alle 144 Namen wurden von Schülern eingereicht – insgesamt 89 000 haben mitgemacht.

Bis zu dem Tag, an dem die Presse an sein Büro klopfte, hatte Bernd Griebel noch nie etwas gehört von DSDSH – Deutschland sucht den Superhausmeister. Er wusste auch nichts von der Aktion der Schüler. Die haben nämlich dichtgehalten, weil sie ihn überraschen wollten. „Wenn er gewinnt, kann er eine Woche Wellness machen”, sagt Annika. „Das hat er sich verdient”, sagt Luisa.

„Der Hausmeister ist Dreh- und Angelpunkt einer Schule. Leider wird das in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen”, sagt Stefan Klingberg. Er ist Geschäftsführer des Häfft-Verlages und hatte die DSDSH-Idee. Ohne den Schulhausmeister geht tatsächlich fast nichts: Er repariert Tische und Stühle, er gießt die Blumen im Flur und pflegt die Beete, er schließt die Turnhalle auf und zu. Er sorgt für Ordnung und Sauberkeit und ist da, wenn Lehrer und Eltern tagen und Schüler Feten feiern. Er kümmert sich um Grillfeste, den Milchausschank und ums Toilettenpapier.

Bernd Griebel ist morgens 6.50 Uhr der Erste im Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und abends nach 17 Uhr fast immer der Letzte. Und das seit 1980. Er ist 60 Jahre alt. „Aber jung geblieben”, sagt er: „Das macht der Beruf.”

Das Gymnasium hat noch einen zweiten Hausmeister: Detlef Neumann. Der arbeitet im anderen Haus, die 1080 Schüler sind auf zwei Gebäude verteilt. In der Galenstraße werden die Klassen 9 bis 12 unterrichtet, in der Carl-Schurz-Straße, wo Herr Griebel werkelt, lernen die „Kleinen”. „Beide Hausmeister sind wichtig und beide sind genauso gut”, wirft sich Schulleiter Norbert Verch für Detlef Neumann in die Bresche. Die Oberstufe hat sich am Wettbewerb aber nicht beteiligt.

Ganz offensichtlich ist bei den Jüngeren die Lust größer, der Öffentlichkeit mitzuteilen, wo man den besten Hausmeister findet. Anfang März soll bekannt gegeben werden, wer Deutschlands Superhausmeister ist.

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