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© Illustration: Kiefersauer

Ausstellung: Stachliger Star

Millionen Kinder sind mit ihm groß geworden. Jetzt widmet das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover dem Comic-Igel Mecki, der den Haarschnitt einer ganzen Generation prägte, eine umfassende Schau.

Der kleine Igel Mecki war ein Star im Nachkriegsdeutschland, seit er zum ersten Mal als Comicfigur in der Zeitschrift „Hörzu“ auftauchte. Von diesem Sonntag an zeigt das Hannoveraner Museum mehr als 200 Originale aller acht Mecki-Zeichner, darunter auch bisher unveröffentlichte Comics vom Erfinder der Serie, Reinhold Escher.

Mecki, das war in den 50er Jahren für viele Kinder die Alternative zur US-amerikanischen Micky Maus, die Eltern damals vielfach für Schundliteratur hielten, Lektüreverbot inbegriffen, erinnert sich Museums-Direktor Hans Joachim Neyer. 1949 präsentierte die „Hörzu“ den Igel erstmals auf ihrem Titelbild, er wurde das Maskottchen der Programmzeitschrift. Gutmütig, etwas bieder, aber dennoch witzig, so war sein Image. Und Mecki wurde nach Angaben des Museums zur bis heute langlebigsten deutschen Comic-Serie. Als die Zeitung Ende der 70er Jahre nur noch vereinzelt Folgen brachte und Mecki zeitweise sogar ganz aus dem Blatt verschwand, gründete sich 1981 ein Fanclub mit einer eigenen Zeitschrift, dem „Stachelkopf“.

Mit Volker Reiche kam 1985 die Wende. Er prägte Mecki fast zwei Jahrzehnte, hatte sich zuvor als Donald-Duck-Zeichner und später als Schöpfer von Strizz in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ einen Namen gemacht. Der Versuch, Meckis Image auf modern zu trimmen, fand allerdings dauerhaft keinen Anklang.

Ausstellung «Mecki - Sechzig Jahre Comic-Abenteuer»
Maskottchen. Ab 1949 schmückte Mecki die »Hörzu«.

© Peter Steffen (dpa)

Mit Johann Kiefersauer als Zeichner ging es seit 2006 zurück zur Ästhetik der Anfänge, zu den warmen Farben und den märchenhaften Geschichten.

„Mecki im Schlaraffenland“ aus dem Jahr 1952 ist so eine klassische Geschichte, und die gleichnamige Zeichnung ist auch das Lieblingsbild von Museumsdirektor Neyer in der Ausstellung. Es zeigt einen glücklichen, kugelrund vollgefutterten Igel, der beim Museumschef Kindheitserinnerungen an Familien-Kaffeekränzchen bei Oma weckt, an Nachmittage voller Buttercremetorte, Bohnenkaffee und Likörchen für die Großen.

Mit Mecki kam auch das Merchandising auf, die Produktion von Fan-Artikeln mit dem markanten Igel-Kopf - heute gibt es keinen Kinder-Bestseller, keine Fernsehsoap und keinen Blockbuster mehr, der ohne dieses Zweitgeschäft auskommt. Mecki-Lampen, Mecki-Malkreide oder Mecki-Hampelmänner eroberten die Kinderzimmer und natürlich die bekannten Steiff-Figuren vom kleinen Igel. „Die waren teuer. Wenn man eine hatte, war sie kaputt geknuddelt, wenn man erwachsen war“, erinnert sich Museumsdirektor Neyer, der Mecki auch seine ersten Kinoerfahrungen verdankt. „Erste Klasse, 1953, wir gingen in den Filmsaal der Schule, der verdunkelt wurde. Und dann das Knistern und Flimmern zu Beginn: Ich erinnere mich noch genau.“

Mecki - Sechzig Jahre Comic-Abenteuer. Ausstellung bis 11. April im Wilhelm-Busch-Museum (Georgengarten, Hannover), mehr unter diesem Link.
(dpa)

Sigrun Stock

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