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Der "Harlem Shake" geht um die Welt - und erreicht auch Berlin und Hannover.

© dpa

Zuck mit mir: "Harlem Shake" - Ein Tanz erfasst die ganze Welt

Überall fangen Studenten an, chaotisch herumzutanzen, und stellen Videos davon ins Internet. In arabischen Ländern provozieren sie mit dem "Harlem Shake" Islamisten, die gegen die Tanzenden handgreiflich werden.

Was hierzulande als harmloser Flashmob angesehen wird, hat in Australien 15 Bergarbeiter ihren Job gekostet und in arabischen Ländern zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen weltlich gesinnten Studenten und radikalen Islamisten geführt. „Harlem Shake“ – für Nichteingeweihte mag das unkoordinierte Rumgezappel für Stirnrunzeln sorgen, doch Tanzwütige auf der ganzen Welt sind begeistert. Seinen Ursprung hat der Tanz angeblich in Harlem, New York. Der Legende nach soll ein Bewohner namens Al B Anfang der 80er Jahre damit begonnen haben. Wegen seiner Vorliebe für Alkohol soll der Tanz so herrlich chaotisch ausgefallen sein. Im Jahre 2001 wurde der Tanz von dem Rapper G. Dep aus Harlem erneut aufgegriffen und zum Hit. Anfang dieses Jahres hat der amerikanische DJ Harry Rodrigues ein Lied mit gleichem Namen zum kostenlosen Download freigegeben. Daraufhin hat der Internetkomiker Filthy Frank ein Video auf der Internetplattform „Youtube“ veröffentlicht, indem er zu Teilen des Liedes seine Version des berühmten Harlem-Shake-Tanzes zum Besten gibt. Das Video hat eine regelrechte Internetlawine losgelöst.

Bis zu 20 000 Nachahmer hat Filthy Frank innerhalb kürzester Zeit gefunden. Die Tanzenden stellen ihre Version des Harlem Shake immer auch gleich ins Netz. Hollywood-Stars sind ebenso angesteckt vom Harlem-Shake-Fieber wie tunesische Jugendliche und Bergarbeiter aus Australien. Bei der Premiere des Films „Safe Haven“ am Potsdamer Platz in Berlin löste sich der Kinosaal unter Anführung der Schauspieler Julianne Hough und Josh Duhamel in eine wilde Harlem-Shake-Party auf. Am Sonntag hatten sich in Hannover Tausende über das Internet zu einem spontanen Harlem-Shake-Flashmob versammelt. Jugendliche, Kinder und Erwachsene trafen sich in bunten Kostümen oder auch ganz nackt, um gemeinsam den Harlem Shake zu tanzen.

Was hierzulande als Ausdruck der Ausgelassenheit gilt, hat für Minenarbeiter in Australien ein böses Ende genommen. Die Betroffenen hatten frühmorgens während der Arbeitszeit den Harlem Shake getanzt und das Video später ins Netz gestellt. Der Arbeitgeber und internationale Konzern Barminco hat sie daraufhin entlassen. Selbst Arbeiter, die nur zusahen, blieben vor der Kündigung nicht verschont. Barminco sah durch das 30-Sekunden-Video die drei wichtigsten Prinzipien des Konzerns verletzt – Sicherheit, Integrität und Exzellenz.

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In Tunesien und Ägypten bleibt das Tanzen des Harlem Shake ebenfalls nicht ohne Folgen. In beiden Ländern haben Jugendliche als Zeichen des Protests gegen die Islamisten den Harlem Shake getanzt und die entsprechenden Videos online gestellt. In der tunesischen Hauptstadt Tunis versuchten islamistische Salafisten handgreiflich eine Gruppe Studenten vom Drehen eines solchen Videos abzuhalten. Das ließen sich die Studenten aber nicht verbieten. Sie packten die Islamisten und schoben sie zur Seite, damit das Video gedreht werden konnte. Das als verhältnismäßig liberal geltende Tunesien erlebt einen Aufschwung radikaler Islamisten. Die Gesellschaft ist zunehmend in ein liberales und ein konservatives Lager aufgeteilt. Die Aufregung um den Harlem-Shake-Tanz ist Ausdruck dieser zunehmenden Spaltung in moderate und reaktionäre Kräfte.

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Sogar die Regierung hat sich zu den Tänzen geäußert. Der tunesische Bildungsminister Abdeltif kündigte Schülern einer Oberschule in Kairo für das Harlem-Shake-Tanzen während der Schulzeit harte Konsequenzen an. Nun drohen Entlassungen und Schulverweise. Auch in Ägypten dient der Harlem Shake zum Protest gegen herrschende Zustände. In der Hauptstadt Kairo haben am vergangenen Donnerstag einige Jugendliche vor dem Hauptsitz der Muslimbrüder von Präsident Mursi getanzt. Sie lehnten sich gegen die Festnahme von vier Pharmaziestudenten auf. Die Studierenden waren vier Tage zuvor festgenommen worden, weil sie in einem Wohnviertel nur in Unterwäsche bekleidet getanzt hatten.

Die Ereignisse in Ägypten und Tunesien zeigen, welch politisches Potenzial der Harlem Shake in sich birgt. Die Jugendlichen nutzen den Tanz, um gegen herrschende Zustände zu rebellieren. Das unterscheidet ihn wesentlich von dem anderen Tanz, dem Gangnam Style, der im vergangenen Jahr via Internet innerhalb kürzester Zeit die Welt erobert hatte.

Antonia Oettingen

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