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Konjunktur: Berliner Industrie erholt sich

Die Industrie gewinnt in der Berliner Wirtschaft an Bedeutung. Aber bald fehlen Fachkräfte, warnt die Branche.

Berlin - Eckart Uhlmann wünscht sich „eine Flagge auf dem Dach Berlins“. Sozusagen als ständiges Symbol für die Bedeutung der Industrie, denn die werde von der Politik noch immer nicht richtig gewürdigt, meint der Leiter des Fraunhofer Instituts für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK). Doch es hat sich was getan in jüngster Zeit: Beim Regierenden Bürgermeister gibt es einen Steuerungskreis Industriepolitik und der Wirtschaftssenator hat einen „Masterplan Industrie“ ausgearbeitet. Die Reindustrialisierung Berlins wird also in Angriff genommen.

Christian Amsinck, Chef des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg, betonte am Montag gemeinsam mit dem Wissenschaftler Uhlmann die Bedeutung von Innovationen – und die Notwendigkeit von Aufholprozessen. Denn in Ostdeutschland machen Industriefirmen mit neuen Produkten nur 18 Prozent ihres Umsatzes, in Westdeutschland liegt der Anteil bei 24 Prozent. Doch es geht zumindest konjunkturell aufwärts. „Wir beobachten deutliche Anzeichen einer Erholung nach dem schwierigen Jahr 2009“, sagte der Verbandschef. Allerdings zeichnen sich die nächsten Schwierigkeiten ab, in den kommenden zehn Jahren müssen allein in der berlin-brandenburgischen Metall- und Elektroindustrie 18 000 Fachkräfte ersetzt werden. Und das Potenzial, „aus dem der zukünftige Fachkräftenachwuchs gesichert werden muss, ist stark rückläufig“, wie es in der jüngsten Fachkräftestudie des Verbandes heißt. Denn in den kommenden vier Jahren erreichen die Zahlen von Schul- und Hochschulabsolventen ihre Tiefstände.

Gut 116 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte verdienen ihren Lebensunterhalt in der regionalen Metallindustrie. Und zwar vor allem in kleinen Firmen. 65 Prozent der rund 4000 Betriebe haben weniger als zehn Mitarbeiter, acht Prozent mehr als 100. „Die Anteile von Branchenmitarbeitern anderer Staatsangehörigkeit sind in Berlin mit 7,3 Prozent deutlich höher als in Brandenburg mit 1,6 Prozent“, heißt es weiter in der Studie. Die meisten Arbeitnehmer haben einen einfachen oder mittleren Schulabschluss und eine Berufsausbildung, 15 Prozent haben einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss.

Das Fraunhofer IPK unterstützt seit 35 Jahren die Industrie. „Wenn wir als Berliner stolz sind, dass bei Siemens in Moabit Kraftwerksturbinen für alle Welt gefertigt werden, ist das für uns eine schöne Bestätigung erfolgreicher Zusammenarbeit“, sagte IPK-Chef Uhlmann. Die Themen der Zukunft – Umwelt, Energie, Mobilität und Gesundheit – seien ohne Industrie nicht zu bewältigen.

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