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Nationalfeiertag in Frankreich: Wracks und prächtige Uniformen

Frankreichs Nationalfeiertag hat inzwischen zwei Gesichter – dazu gehören neben der traditionellen Parade auch brennende Autos. Zehntausende Ordnungshüter waren im Einsatz, Zahlreiche wurden verletzt.

Neben Feuerwehrbällen und Feuerwerken kennzeichneten auch in diesem Jahr wieder brennende Autos den französischen Nationalfeiertag. 317 Fahrzeuge, sieben Prozent mehr als im Vorjahr, waren nach Polizeiangaben in der Nacht zum 14. Juli, den die Franzosen in Erinnerung an den Sturm auf die Bastille 1789 begehen, angezündet worden. Der größte Teil dieser nach den Neujahrsnächten nun auch am 14. Juli zum Ritual gewordenen sogenannten Freudenfeuer ereignete sich in der Pariser Region. 240 Personen wurden vorübergehend festgenommen, 190 befanden sich am Dienstag noch in Polizeigewahrsam.

Das Innenministerium hatte landesweit 30 000 Ordnungshüter mobilisiert, davon 10 000 in der Hauptstadt. Ein Dutzend Beamte erlitten bei Handgemengen mit Randalierern leichte Verletzungen. In mehreren Vororten musste die Polizei in Schlägereien eingreifen, die sich rivalisierende Jugendbanden lieferten. Für Dienstagabend, an dem etwa 700 000 Menschen zu einem vom Kulturministerium finanzierten „Konzert der Brüderlichkeit“ mit dem französischen Rockstar Johnny Hallyday auf dem Marsfeld am Eiffelturm erwartet wurden, war die Polizei in höchste Einsatzbereitschaft versetzt worden.

Höhepunkt des Feiertags am Dienstag war am Morgen die traditionelle Militärparade auf den Champs-Elysées mit Indien als Ehrengast. 400 Soldaten der indischen Land-, See- und Luftstreitkräfte in ihren exotischen Uniformen eröffneten den Vorbeimarsch der 5000 Angehörigen aller Waffengattungen, unter ihnen auch die seit 20 Jahren bestehende deutsch- französische Brigade. Am „Place de la Concorde“ nahm Präsident Nicolas Sarkozy im Beisein des indischen Premierministers Manmohan Singh und des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler die Parade ab. Köhler war am Vorabend aus Warschau kommend in Paris, der zweiten Station seiner ersten Auslandsreise seit seiner Wiederwahl, von Sarkozy im Elysée-Palast empfangen worden.

Nach der Parade lobte Sarkozy vor Journalisten die französischen Streitkräfte als „eine der besten Armeen der Welt“. Er bemühte sich mit diesem Lob, die Vertrauenskrise vergessen zu machen, die im vergangenen Jahr das Verhältnis zwischen den Streitkräften und ihrem obersten Befehlshaber belastet hatten. Damals hatten Sarkozys ungehaltene Äußerungen über die Militärführung Unmut unter den Soldaten ausgelöst. Die nach der mehrjährigen Verteidigungsplanung vorgesehenen Ausgaben zur Modernisierung der Ausrüstung würden voll erfüllt, erklärte der Staatschef nun. Eine Aufstockung der nach Afghanistan entsandten Truppe stehe nicht an. Vorgesehen sei allerdings eine Reorganisation, um die Effizienz des französischen Kontingents am Hindukusch zu steigern.

Erstmals hatte Sarkozy das Fernsehgespräch, in dem alle französischen Präsidenten seit François Mitterrand zum Nationalfeiertag ihre politischen Ziele darlegten, abgesagt. Er brauche dieses Ritual nicht, um im Dialog mit den Franzosen zu bleiben, hatte er dies begründet. Stattdessen übertrug der Sender TF1 ein Interview mit seiner Frau Carla Bruni, in dem diese über ihre Rolle als Präsidentengattin berichtete.

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